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Der Arbeitsalltag wird immer komplexer. Dies gilt im besonderen Maße für Personen, die in einem internationalen Umfeld operieren. International heißt dabei seit Längerem schon in erster Linie Asien. Während für Führungspositionen ohnehin gilt, dass fachliche Kenntnisse mit interkulturellem Wissen und Kompetenzen einherzugehen haben, wird auch von der mittleren Personalebene zunehmend die Fähigkeit abverlangt, sich flexibel auf kulturelle Besonderheiten einstellen zu können.
Um mit den steigenden Anforderungen schritthalten zu können, werden - neben Ratgebern in Buchform � verstärkt entsprechende Weiterbildungsprogramme nachgefragt. Bei der Auswahl eines adäquaten Programms sind indes einige Aspekte zu berücksichtigen.
Dabei gilt es zunächst, eine grundsätzliche Entscheidung zu treffen � nämlich ob der Mitarbeiter/Interessent lediglich an einzelnen themenspezifischen Seminaren und Sprachkursen oder einem ganzen Studienprogramm teilnehmen soll/will. Wird eine strukturierte Weiterbildung gewünscht, so gilt es in einem weiteren Schritt zu fragen, ob diese deutsch- oder englischsprachig sein soll und ob hauptsächlich genuine Asienkenntnisse oder vorrangig Managementwissen mit Asienbezug vermittelt werden sollen. Außerdem könnte man noch danach entscheiden, inwieweit ein Aufenthalt vor Ort sinnvoll und notwendig ist beziehungsweise ob womöglich ein Bildungsaufenthalt in Asien selbst infrage kommt. Bei einer ersten Durchsicht etwaiger Angebote fällt auf, dass es kaum Programme in deutscher Sprache gibt.
Einen zumindest deutsch- und englischsprachigen MBA "Communication and Leadership" bietet die School of Management der TU München an. Der berufsbegleitende Kurs richtet sich an (angehende) Führungskräfte aller Branchen, die sich im Bereich General Management mit Fokus auf Kommunikation und Führungsthemen à jour bringen lassen möchten. Im Programm sind ein zweiwöchiger Aufenthalt in Beijing mit Kursen an der Tsinghua University sowie mehrere Unternehmensbesichtigungen integriert. Das Programm kostet (zuzüglich Studentenwerksbeitrag) 32.000 Euro. Ein Vorteil von durch deutsche Hochschulen ausgewählten Partnern in Asien ist generell darin zu sehen, dass davon auszugehen ist, dass diese einer gewissenhaften Qualitätskontrolle unterzogen wurden. Ist ein rein deutschsprachiges Programm gewünscht, so besteht indes die Möglichkeit, einen allgemeinen MBA-Kurs zu wählen, der asienrelevanten Fragestellungen einen größeren Raum einräumt. Ein solches Teilzeitstudium bietet die Universität Münster mit dem "Marketing Executive Programm (MEP)" an, welcher bei der Association to Advance Collegiate School of Business (AACSB) akkreditiert ist. Im Rahmen des MEP reisen die Teilnehmer des 18-monatigen Studiums für einen einwöchigen Aufenthalt nach Shanghai an die Tongji-Universität. Der Beitrag für das MEP-Programm beträgt 14.800 Euro.
Bei den rein englischsprachigen Programmen bietet die Hochschule Bremen einen �East Asia Management MBA� an, der neben einem allgemeinen Teil im letzten Semester Vertiefungsfächer wie Comparative East Asian Management, Innovation Management, Leadership Challenges, Global Strategy Analysis, International Logistics beinhaltet. In unserem Interview betont Studiengangsleiter Prof. Dr. Tim Goydke die hohe Praxisausrichtung des Programms, die unter anderem dadurch gewährleistet wird, dass gezielt Praktiker eingesetzt werden, die den Studierenden ihre persönlichen Erfahrungen weitergeben können. Zudem bemühe man sich, den Studienablauf so zu gestalten, dass er für Berufstätige gut zu bewältigen ist. Asienkenntnisse seien vorab zwar nicht notwendig, es wird aber die Bereitschaft erwartet, sich auf andere Kulturen einzulassen. Das Studienentgelt beträgt aktuell 16.400 Euro. Ein anderer englischsprachiger Studiengang ist der von der Mannheim Business School und der Tongji University in Shanghai offerierte "Mannheim & Tongji Executive MBA", der sich speziell an "Top Executives" aus Deutschland und China wendet. Die Module dieses Programms können auch einzeln absolviert werden, wobei diese jeweils mit einem Zertifikat bescheinigt werden. Der Studiengang startet dieses Jahr und kostet 29.900 Euro.
Prinzipiell besteht auch die Möglichkeit, sich direkt vor Ort in Asien ausbilden zu lassen und sich an einer dortigen Universität oder Business School wie etwa der China Europe International Business School (CEIBS) einzuschreiben. Eine unabdingbare Voraussetzung sind dabei jedoch sehr gute Englischkenntnisse und idealerweise schon Vorkenntnisse in der Landessprache. Des Weiteren muss natürlich auch die Bereitschaft vorhanden sein, für längere Zeit in dem betreffenden Land zu leben. Bei der Auswahl von potenziellen Ausbildungseinrichtungen helfen die diversen Rankings, die zwar im Detail unterschiedlich angelegt sind, aber im Kern auf ähnliche Facetten abstellen. Dort tauchen auf den vorderen Plätzen immer wieder Universitäten aus Hongkong, Singapur und Festlandchina auf (siehe Tabelle). Die bereits angesprochene CEIBS wurde 1994 als Nonprofit-Joint-Venture zwischen der Shanghai Jiao Tong University und der European Foundation for Management Development gegründet. Jedes Jahr schreiben sich in den Campi in Shanghai, Beijing und in Shenzhen vor den Toren von Hongkong rund 10.000 Studenten in Executive-Programme ein. Während die CEIBS zu Beginn vor allem Studierende von multinationalen und chinesischen Unternehmen anzog, hat sich der Schwerpunkt nach Aussage des Direktors der Executive-Programme, Hobbs Liu, inzwischen klar auf chinesische Unternehmen verlagert, die Bildung als einen zentralen Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg ansehen.
Will man hingegen weniger theoretische, sondern primär praktische Erfahrungen in Asien sammeln, kommt eventuell das Programm �Praxisqualifizierung in Asien� der Entwicklungsorganisation Inwent in Betracht, die inzwischen unter dem Dach der neu gegründeten Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) agiert. Das Ziel des drei bis sechs Monate dauernden Programms liegt im Ansammeln von Berufserfahrung in einem internationalen Umfeld in der Region Asien-Pazifik. Angesprochen werden sollen vor allem Studenten/Absolventen sowie junge Berufstätige bis 30 Jahre. Konkret werden Praktika in Unternehmen, AHKs, Verbänden etc. durchgeführt.
Eine Weiterbildung ist gemeinhin mit zum Teil erheblichen Kosten verbunden. Ein- bis zweijährige Programme schlagen dabei typischerweise mit zwischen 15.000 bis 30.000 Euro zu Buche. Hinzu kommen oft noch die Reisekosten nach Asien. In einigen Fällen übernehmen Unternehmen die anfallenden Kosten für ihre Angestellten. Häufig müssen die Interessenten die finanziellen Belastungen jedoch selbst tragen. Auch wenn jede Ausbildung als Investition in die persönliche Zukunft zu betrachten ist, sollte grundsätzlich geprüft werden, ob die Möglichkeit einer Förderung besteht. Eine Förderorganisation ist der Deutsche Akademische Austausch Dienst (DAAD), der je nach Programmfokus unter Umständen Zuschüsse gewährt. Eine speziell auf den deutschen Führungskräftenachwuchs zugeschnittene Option stellt das Heinz Nixdorf Stipendienprogramm zur Förderung der Asien-Pazifik-Erfahrung dar. Hier können sich Deutsche mit einem Alter von bis zu 30 Jahren (zum Ausreisezeitpunkt) für Förderungen in den Ländern VR China, Indien, Indonesien, Japan, Malaysia, Südkorea, Taiwan und Vietnam bewerben. Die nächste Bewerbungsfrist läuft bis zum 30. September 2011.
Das Spektrum an verschiedenen asienspezifischen Weiterbildungsvarianten ist also relativ breit. Dies hat den nützlichen Vorteil, dass Interessierte eine Option auswählen können, die ihren individuellen Interessen- und Bedürfnislagen entspricht. Dies setzt allerdings voraus, dass man sich im Vorfeld über die Ziele, die man mit einem Zusatzstudium erreichen will, klar wird. Dem kann sich dann die sorgfältige Auswahl einer passenden Einrichtung anschließen. Die notwendigen Informationen inklusive einer Übersicht der Inhaltsmodule erhält man in der Regel über die Webseiten. Im Zweifelsfall sollte man nicht zögern, die Verantwortlichen zu kontaktieren und gezielt nachzufragen. Denn die Entscheidung für einen weiteren Ausbildungsschritt ist immer auch eine folgenreiche Lebensentscheidung.
Adressen
Executive Master of East Asian Management (MBA)
International Graduate Center (IGC)
Hochschule Bremen
Süderstra�e 2
28199 Bremen
Tel.: +49 421 5905 4414
Fax: +49 421 5905 4765
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Web: www.graduatecenter.de