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Asien Kurier - Report

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Asien Kurier  1/2012 vom 1. Januar 2012
Asien

Mehr als Reis und Textilien

Asiens Retail-Märkte rüsten auf

Von Dr. Doreén Pick und Daniel Müller in Berlin

Nachdem die aufstrebenden Staaten Asiens zunächst primär als Exportökonomien in Erscheinung getreten sind, hat sich dort infolge des anhaltenden wirtschaftlichen Aufschwungs die Kaufkraft � zumindest einzelner Gesellschaftsgruppen � erheblich erhöht. Hiervon profitiert in erster Linie der Einzelhandel. Werden die Mehreinnahmen zunächst bevorzugt für zusätzliche und exklusivere Lebensmittel verwandt, so steigen die Ansprüche im Weiteren beständig an. Der Renner sind dabei zunehmend Elektroartikel. Bei den Vertriebskanälen ist der moderne Filialhandel eindeutig auf dem Vormarsch.

Titelbild Asien Kurier Jan. 2012 - Supermarkt in Beijing
Foto: Li Yuan

Für Asien als Ganzes wurde der Umsatz der Branche von der Beratungsfirma PricewaterhouseCoopers für das Jahr 2010 auf rund 5,4 Billionen US$ taxiert. Und die Zuwachsraten weisen weiter steil nach oben: Für 2014 wird schon ein Gesamtumsatz von 8,5 Billionen US$ erwartet. Im Schnitt wird dabei von einem jährlichen Wachstum von 6 Prozent ausgegangen. Die drei größten Einzelhandelsmärkte sind dabei � aufgrund der Einwohnerzahl bzw. der Wirtschaftskraft wenig überraschend � China, Indien und natürlich auch das schon lange Zeit etablierte Japan. Da sich zuletzt die wirtschaftlichen Daten in Indonesien deutlich verbessert haben, rückt auch der Inselstaat mit seinen 238 Millionen Einwohnern immer stärker in das Visier der Einzelhändler.

Im Zentrum des Interesses steht dabei jedoch wieder einmal klar China, das im innerasiatischen Vergleich ein überproportional hohes Wachstum erzielt hat und wo die Konsumenten inzwischen � partiell � über besonders üppige Haushaltsbudgets verfügen. Der größte Umsatzträger mit 34 Prozent ist in China weiterhin der Lebensmitteleinzelhandel, was nicht verwundert, wenn man weiß, mit welcher Inbrunst sich die Chinesen ihrer täglichen Nahrungszufuhr widmen. So gesehen ist es nur folgerichtig, dass höhere Einkommen zunächst einmal in eine Befriedigung sämtlicher lukullischen Bedürfnisse investiert werden. Außerdem lassen sich hier auch mit einem weiterhin eher schmalen Geldbeutel punktuelle Konsumfreuden realisieren. Allerdings lebt der Mensch bekanntlich nicht vom Reis allein, und so verlagert sich das Konsuminteresse in den nächsten Schritten dann peu à peu auf andere Produktkategorien. So wird für den Bereich Lebensmittel, Getränke und Tabak in 2011 ein Wachstum von 5,7 Prozent prognostiziert, dem etwa eine Umsatzsteigerung von rund 10,8 Prozent im Segment Textilien gegenübersteht. Neben neuen Textilen heißt Konsumglück für den modernen Menschen offenkundig insbesondere der Erwerb von elektronischen Artikeln aller Art. Von diesem Trend konnte beispielsweise Chinas größter Elektronikhändler Suning Home Appliance profitieren, der in letzten Jahren kontinuierlich um rund 20 Prozent gewachsen ist und aktuell einen Umsatz von 156,2 Milliarden Renminbi aufweist. Selbiges gilt für den Konkurrenten GOME Electrical Appliances, der auf einen Turnover von 154,9 Milliarden Renminbi kommt.

Wachstumserwartungen des Einzelhandels in asiatischen Ländern
Quelle: Economist Intelligence Unit, 2010

Korrelativ zu dem gewaltigen Entwicklungsgefälle im �Land der Mitte� konzentrieren sich die Einzelhandelsgeschäfte auf bestimmte Städte und Regionen. Bei den Pro-Kopf-Umsätzen im Einzelhandel steht Hangzhou mit 42.900 Renminbi an erster Stelle, gefolgt von Guangzhou mit 39.300 Renminbi und Nanjing mit 38.300 Renminbi. Dabei ist Konsum in China vor allem eine Angelegenheit der privilegierten Städter, die mit durchschnittlichen jährlichen Ausgaben von 13.471 Renminbi in etwa das Vierfache ihrer Landsleute auf dem Land ausgeben können. Als Orte mit dem höchsten Einzelhandelspotenzial gelten � wiederum erwartbar � Beijing und Shanghai. In der 18-Millionen-Metropole Beijing schießen dabei fortgesetzt Shoppingpaläste wie das Shin Kong Place Shopping Center oder das China World Trade Center aus dem Boden. In Shanghai besteht dabei das Problem, dass die Flächen langsam knapp werden, was sich in steigenden Mietpreisen niederschlägt. Bei einem erwarteten Anstieg der Handelsumsätze von 9,5 Prozent per annum wird China bis 2015 zum weltweit zweitgrößten Konsumgütermarkt avancieren. Unterfüttert wird der weitere Trend dabei durch eine volkswirtschaftliche Schwerpunktverlagerung, bei der der Anteil der privaten Konsumausgaben am Bruttoinlandsprodukt bis 2020 voraussichtlich auf 55 Prozent ansteigen wird. Ein weiterer Push-Faktor ist die ungebremste Urbanisierung, wobei für 2015 von einer entsprechenden Quote von 51,1 Prozent ausgegangen wird. Im Jahr 2025 soll es dann sage und schreibe 418 Städte mit mehr als 500.000 Einwohnern geben. Der forcierte Ausbau der Verkehrsinfrastruktur wird ein Übriges dazu beitragen, ausgedehnte Einkaufstouren zu ermöglichen. Dies alles in Rechnung gestellt, fragt sich, warum westliche Einzelhändler bislang nur begrenzt in China aktiv sind.

Während die Umsatzzahlen im chinesischen Einzelhandel vergleichsweise gut dokumentiert sind, stellt sich die Datenlage in Indien wesentlich schwieriger dar. Die Berater von A.T. Kearney etwa legen für 2010 ein geschätztes Gesamtvolumen von 435 Milliarden US$ zugrunde, wobei den größten Teil hiervon mit etwa 93 Prozent noch immer der so genannte nicht-organisierte Einzelhandel ausmacht. Hierunter ist zu verstehen, dass der indische Markt strukturell von zahllosen kleinen Einzelhändlern (Mom & Pop Shops) dominiert wird. Dem stehen einige indische Handelskonzerne gegenüber � während es sehr wenige ausländische Anbieter gibt, die nur unter eng definierten Konditionen Handel betreiben dürfen. So ist es bisher allein indischen Einzelhandelsunternehmen erlaubt, Multi Brand-Stores (z. B. Warenhäuser) zu führen. Die Verhandlungen um die (teilweise) Öffnung des indischen Marktes für Multi Brand-Konzepte von ausländischen Einzelhändlern sind erst kürzlich gescheitert, d. h. auch weiterhin werden ausländische Handelsunternehmen wie die Metro AG in Indien nur im Großhandelsgeschäft (Cash & Carry) tätig sein dürfen. Aber auch der Markt für Single Brand-Retail ist stark reglementiert. Diese Restriktionen sind klar politisch motiviert, denn es ist absehbar, dass eine umfassende Liberalisierung etliche Geschäftsexistenzen kosten würde. Außerdem stellen die Kleinhändler ein wichtiges Wählerklientel dar. Dennoch könnte im Single Brand-Retail eine weitere Öffnung anstehen. Demnach gilt eine Erhöhung des Anteils Ausländischer Direktinvestitionen (FDI) auf bis zu 100 Prozent (heute 51%) für Single Brand Retail-Unternehmungen als wahrscheinlich. Gleichwohl: Derartige Projektionen bestehen schon seit einigen Jahren, und die indische Politik ist eher nicht für zügiges Handeln bekannt.

Boutique in Jakarta
Foto: Maciej Dakowicz

Auch in Indien bestimmen die Lebensmittelausgaben einstweilen noch den Einzelhandel � 70 Prozent der Einzelhandelsumsätze werden laut A.T. Kearney hier erzielt. Aber analog zu China weist auch in Indien das Textilsegment in 2011 mit 7,6 Prozent ein höheres Wachstum als der Sektor für Lebensmittel, Getränke und Tabak auf, der es lediglich auf 3 Prozent bringt. Formal müsste diesen Steigerungsraten jedoch die Teuerungsrate gegenüber gestellt werden, um ein realistisches Bild zu erhalten. Und ähnlich wie in China haben speziell die Landbewohner den größten Nachholbedarf. Hier soll der Einzelhandelsumsatz einer Nielsen-Studie zufolge bis 2025 auf 100 Milliarden US$ anwachsen. Im Moment ist es gerade einmal ein Zehntel. Namentlich für Markenhersteller soll sich hier ein weites Betätigungsfeld eröffnen, insofern die Käufer von No-Name-Artikeln sukzessive verstärkt Markenprodukte und größere Packungseinheiten nachfragen sollen. Allerdings sollten diese Voraussagen angesichts der ziemlich desolaten Infrastruktur (Straßen, Energieversorgung, Kühlsysteme usw.) unter Vorbehalt aufgenommen werden. Substanzielle Defizite existieren auch beim Management der Märkte, was sich darin manifestiert, dass in den letzten Jahren auch indische Einzelhändler wieder Filialen schließen, da diese nicht profitabel zu betreiben waren. Zwar preist eine aktuelle Studie von CB Richard Ellis den indischen Einzelhandelsmarkt als attraktiven Investitionsplatz an � aber kurzfristige Erfolge dürften für ausländische Einzelhändler wohl eher in China zu holen sein. Auf lange Sicht könnte Indien China aber allein schon durch die deutlich jüngere Bevölkerung den Rang ablaufen.

Der indische Markt wird strukturell von zahllosen kleinen Einzelhändlern dominiert.
Foto: WHO / P.Virot

Während die Konsumenten in China und Indien in den Plänen der Einzelhandel-Multis schon seit Längeren eine zentrale Rolle spielen, gilt dies für diejenigen aus Indonesien erst seit Kurzem. Dabei scheint sich in dem aus 7.000 bewohnten Inseln bestehenden Land ein überaus interessanter Einzelhandelsmarkt zu entwickeln, der bis dato vornehmlich von asiatischen, sprich japanischen, Unternehmen bedient wird. Sein Volumen wird von A.T. Kearney für 2011 mit 134 Milliarden US$ beziffert, wobei für 2012 ein Wachstum von 4,6 Prozent Wachstum als plausibel gilt. Davon kommen allein die Hyper-, Super- und Minimärkte auf einen Umsatz von 120 Billionen indonesische Rupien (9,8 Mrd. Euro, 1 Euro = 12.200 Rupien, 3-Monatsmittel). Der moderne Retail-Sektor kommt in Indonesien derzeit auf einen Anteil von etwa 30 Prozent und konzentriert sich vor allem im Großraum Jakarta sowie auf der Hauptinsel Java. Es besteht also durchaus noch Potenzial für Filialansätze. Für 2012 wird immerhin mit Wachstumszahlen von 28,5 Prozent gerechnet. Allerdings sind in den letzten Jahren derart viele neue Geschäfte geöffnet worden, dass in einigen Gebieten aufgrund des teilweise hohen Angebots eher mit Konsolidierungen der Flächen zu kalkulieren ist. Dessen ungeachtet hat die Metro-Gruppe bis 2015 Investitionen in Höhe von 300 Millionen Euro geplant, um mittelfristig 20 Cash & Carry-Märkte zu eröffnen.

Investitionen im Franchise-System sind auch durch den indonesischen Retailer PT Mitra Adiperkasa (MAP) geplant. Die Rede ist dabei eine Summe von 550 Milliarden Rupien, für bis zu 60.000 m2 zusätzliche Verkaufsfläche für Marken wie Zara, Loewe, Swatch und Reebok bereitgestellt werden soll. Die mittel- und langfristigen Aussichten können in Indonesien insgesamt als vielversprechend klassifiziert werden, was sich unter anderem damit begründen lässt, dass etwa jeder zweite Indonesier jünger als 25 Jahre ist und die Einkommen auf breiter Front steigen. Die A.T. Kearney-Umsatzprognose für 2015 beläuft sich entsprechend auf dann 223 Milliarden US$.

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