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Asien Kurier  3/2013 vom 1. März 2013
Chemie/Asien

Hoffnungsträger Konsum

Chemieunternehmen investieren weiter in Asien

Von Dr. Doreén Pick

BERLIN. Die Wachstumszeiten für das Chemie-Geschäft in Europa scheinen vorbei. Nach kontinuierlichen Umsatzsteigerungen in den vergangenen Jahren verliert der Sektor an Wachstumsdynamik. Ein Grund hierfür ist die hohe Abhängigkeit der Branche von den Konsumausgaben. Der derzeit weiterhin stagnierende europäische Konsum bedeutet weniger Bedarf an Chemieprodukten. Aber auch nach der noch schwelenden Krise in Europa dürften die jährlichen Wachstumszahlen in der Chemie nur moderate 1% bis 2% betragen. Anders sieht es in großen Teilen Asiens aus.

BASF - SINOPEC Joint Venture in Nanjing BASF - SINOPEC Joint Venture (BYC) im chinesischen Nanjing.
Foto: BASF SE

Bereits in der Vergangenheit waren deutsche Chemieunternehmen sehr aktiv in der Bearbeitung des asiatischen Marktes. Nicht nur Konzerne wie BASF oder Bayer produzieren und verkaufen erfolgreich in den asiatischen Ländern, auch Mittelständler generieren zunehmend höhere Umsätze und Gewinne in Fernost. Und durch die Marktreife in Europa dürften sich die Export- und Produktionsaktivitäten westlicher Unternehmen in Asien weiter verstärken. Der Verband der Chemischen Industrie (VCI, www.vci.de) prognostiziert beispielsweise für 2030, dass die Exportquote deutscher Chemieunternehmen dann bis zu 60 Prozent betragen wird.

Insbesondere China wird als Hoffnungsträger westlicher Chemiefirmen genannt: kontinuierlich steigende Konsumausgaben für Autos, Unterhaltungselektronik und Haushaltschemiekalien aufgrund der weiter wachsenden Mittelschicht treiben den Bedarf an Chemieprodukten jeglicher Art, vor allem an Spezialchemie. Im letzten Jahr ist die Branche um gut 10,5% gewachsen und macht derzeit rund 1.100 Milliarden US$ aus. Die Bedeutung Chinas für deutsche Chemiefirmen ist bereits heute groß, in 17 Jahren soll China eines der fünf wichtigsten Exportländer Deutschlands sein und steht dann auf vergleichbarer Umsatzstufe wie die Niederlande, Frankreich oder die USA. Indes: Es besteht kein Grund für ungebremste Euphorie. Asien ist ohne Zweifel ein gutes Absatzland für deutsche Chemikalien, das Beratungsunternehmen A.T. Kearney prognostiziert aber auch, dass im Jahr 2030 immerhin acht von zehn der weltweit Top 10 Chemieunternehmen aus China stammen könnten.

Chinesische Staatsunternehmen wie Sinopec, ChemChina und PetroChina sind auf dem Sprung in die Weltliga. Dahinter stehen weitere, geschätzte 35.000 Chemieunternehmen, die ihren künftigen Absatzmarkt auch in Europa und den USA sehen. Der Wettbewerb dürfte also deutlich an Schlagkraft gewinnen. Zwar zählt China weltweit noch zu den größten Importeuren von Chemikalien; der Aufbau eigener Produktionsstätten schreitet allerdings erfolgreich voran. Vor allem in der Region um Shanghai wird kontinuierlich investiert. Bis 2014 soll der Marktanteil der chinesischen Chemieproduzenten auf 29 Prozent des Weltmarktes steigen. Und dieses Ziel scheint erreichbar, wenn der chinesische Chemiemarkt wie erwartet die nächsten zwei Jahre jährlich um 14 Prozent wächst. Neben dem Ausbau der eigenen Produktionsstätten in China gehen immer mehr europäische Unternehmen Kooperationen mit chinesischen Betrieben ein, wie jüngst die BASF und China Petroleum & Chemical Corporation (Sinopec), deren Produktionsanlage für Isononanol im Jahr 2015 in Betrieb gehen soll. Für die nächsten zehn Jahre wird erwartet, dass westliche Chemieunternehmen in China ein weiterhin stabiles Absatzpotenzial haben werden, da die Nachfrage nach Chemieprodukten noch immer die landeseigene Produktion übersteigen wird � allerdings die Lücke wird schmaler. Bereits heute wird nach Lösungen und Geschäftsmodellen gesucht, wenn China in naher Zukunft für den eigenen Bedarf selbst ausreichend wird produzieren können. Eine Chance für westliche Chemieunternehmen wird vor allem darin gesehen, die bestehenden Produktionsprozesse weiter auf Umweltfreundlichkeit (u.a. geringeren Verbrauch und Recycel-Systeme) zu trimmen. Immer häufiger zieht die chinesische Zentralregierung derartige Aspekte in ihre Bewilligungsentscheidungen für Produktionsstätten ein.

Etwas anders sieht es derzeit in Indien aus. Indiens Chemiemarkt wird momentan auf etwa 108 Milliarden US$ geschätzt und ist gegenüber dem Fiskaljahr 2009/2010 um etwa 25 Prozent gewachsen. Zahlreiche Branchenexperten sind jedoch verhalten optimistisch bis skeptisch, was die Wachstumsaussichten der indischen Chemiebranche betrifft. Es gibt zwar Stimmen, die den Markt für Chemieprodukte für 2017 auf 290 Milliarden US$ prognostizieren (dies entspräche immerhin einer durchschnittlichen Wachstumsrate von etwa 21%), gleichwohl scheinen diese Aussichten als zu zuversichtlich. In Indien dominiert die Produktion von Basischemikalien. Etwa 74% aller Umsätze werden in diesem eher margenarmen Segment erzielt, das zweitwichtigste Marktsegment sind Pharmachemikalien. Auffallend ist, dass trotz der hohen Abhängigkeit der Wirtschaftsleistung des Landes von der Agrarwirtschaft nur wenige Umsätze im Agrar-Chemikaliensegment erwirtschaftet werden. Die fehlende Finanzkraft der indischen Bauern scheint ein wichtiger Grund hierfür zu sein. Ähnlich wie China importiert Indien bisher einen Großteil der benötigten Chemikalien. Das Importgeschäft wird auch in Indien noch einige Jahre andauern, auch wenn in den Chemieregionen Gujarat und Maharashtra weiter kräftig investiert wird.

Marktführer des indischen Chemiesektors ist Reliance Industries (www.ril.com). Das Unternehmen hat jüngst angekündigt, seine Produktionsstätte Jamnagar Complex (Gujarat) deutlich zu erweitern. Der Sektor insgesamt hat in den letzten zwölf Jahren etwa 9,8 Milliarden US$ Direktinvestitionen angezogen. Und die indische Regierung versucht, den Standort weiterhin attraktiv zu gestalten. Direktinvestitionen sind im indischen Chemiemarkt bis zu 100 Prozent möglich. In der Konsequenz werden vor allem im Westen lizenzierte Produkte in Indien hergestellt. Indiens Chemieunternehmen können gegenüber dem großen Konkurrenten China etwas aufholen, wenn sie es schaffen, neue innovative Geschäftsfelder zu erschließen und ihr Portfolio deutlich zu erweitern. Dies erfordert vor allem die Entwicklung und den Launch neuer Produkte. Indiens Leistungen in Forschung und Entwicklung sind als eher mager zu bezeichnen. Derzeit ist die Produktpalette indischer Chemieunternehmen sehr gering und deckt häufig nur ein einziges Segment ab. Wachstumspotenziale in anderen Segmenten werden damit verschenkt. Auch in Indien suchen immer mehr westliche Chemieunternehmen mit indischen Firmen enge Produktionskooperationen. Erst im letzten Jahr wurde zwischen der Reliance Industries Limited und British Petroleum eine 7,2 Milliarden US$ umfassende Kooperation geschlossen. Hohe Wachstumschancen werden vor allem in der indischen Spezialchemie gesehen. Für dieses Segment wird erwartet, das der Umsatz von derzeit etwa 22 Milliarden US$ auf bis zu 100 Milliarden US$ bis zum Jahr 2020 ansteigen wird. Die indische Regierung plant speziell dieses Segment stärker mit Forschungsgeldern zu fördern.

Insgesamt lässt sich ein unterschiedliches Zukunftsbild zeichnen. Der asiatische Chemiemarkt wächst weiter und dies mit höheren Raten als der europäische Markt. Dies stellt vor allem eine Chance für den Export von westlichen Chemieprodukten dar. Bis 2020 soll das Chemiegeschäft in der Region Asien-Pazifik um 46 Prozent wachsen � und wäre damit doppelt so hoch wie das Wachstum in Westeuropa. �Eine steigende Kaufkraft der fast vier Milliarden Menschen, die dort leben, treibt auch die Nachfrage nach Chemieprodukten an. Märkte wie die Automobilbranche, der Bausektor oder die Landwirtschaft wachsen mit überdurchschnittlich hoher Geschwindigkeit� fasst Dr. Otto Schulz, Partner bei A.T. Kearney zusammen. An der Spitze schreitet China mit 66% voran, gefolgt von Indien mit 59% und Korea und Singapur (je 35%). 2020 soll China dann als größter Einzelmarkt für Chemikalien einen größeren Umfang haben als die Chemiemärkte aller Industrieländer zusammen. Neben den Chancen bestehen Risiken für das künftige Branchenwachstum in Asien vor allem aber in der zunehmenden Bedeutung von Umweltthemen, insbesondere aufgrund der hohen Wasser- und Luftverschmutzung und beim Verbraucherschutz (Stichwort: Spielzeugproduktion und Textilverarbeitung). Lösungsansätze, um der zunehmenden Sensibilisierung der asiatischen Bevölkerung und Regierungen gerecht zu werden, sind möglicherweise "green chemistry patents".

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