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Asien Kurier  8/2013 vom 1. August 2013
Südostasien

Sonne, Erde, Wind und Wasser

Südostasien will seinen Energiehunger verstärkt auf regenerative Weise stillen

Von Dr. Doreén Pick

BERLIN. Asien befindet sich ökonomisch weiter im Aufwind. Dies gilt für die im ASEAN-Verbund organisierten Staaten Südostasiens im Speziellen. Produktionsverlagerungen aus China sowie ausländische Neuinvestitionen in arbeitsintensive Sektoren sind die Treiber dieses Trends. Um die erhöhten Auftragskontingente abarbeiten zu können, braucht es neben genügend Fachkräften vor allem eines: Energie. Dabei darf man nicht wählerisch sein. Andererseits sollten auch Kriterien wie Versorgungssicherheit, Dezentralität und Umweltschutz berücksichtigt werden. Deshalb kommen hier erneuerbare Energien immer stärker ins Spiel.

Wind- und Sonnenenergie Wind- und Sonnenenergie
Foto: Frank Holbacher

Als Faustformel lässt sich sagen, dass der Energiebedarf im ASEAN-Raum proportional zum Wirtschaftswachstum zunimmt: Einem durchschnittlichen regionalen BIP-Plus von circa 5% steht derzeit ein jährlicher Energieengpass in eben dieser Größenordnung gegenüber. Will man weiter wachsen, muss diese Lücke permanent geschlossen werden. Und nimmt man die gängigen Langzeitprognosen zum Maßstab, die den Blick bis ins Jahr 2030 richten und diese Korrelation bestätigen, wird klar, welch epochale Veränderungen hier vonnöten sind. Aktuell wird Südostasiens Energienachfrage primär via Öl gedeckt, das zwar in der Region gefördert wird, gleichzeitig aber auch importiert werden muss. Auf Öleinfuhren angewiesen zu sein, bedeutet jedoch, sich dem Risiko von Lieferengpässen und Preisschwankungen auszusetzen. Auch wenn andere Energiequellen wie Gas und Kohle genutzt werden, sind einige Staaten wie Singapur, Thailand oder die Philippinen massiv von Ölimporten abhängig. Hier ist strategische Weitsicht gefragt, um perspektivisch nicht auf dem Trockenen zu sitzen. Hinzu kommt natürlich der Umweltaspekt. Es macht wenig Sinn, alle Wachstumsressourcen zu aktivieren, wenn parallel die natürlichen Grundlagen so irreparabel beschädigt werden, dass das ganze Entwicklungsprojekt bestenfalls auf ein Nullsummenspiel hinausläuft. Selbst im auf plakative Rekordmeldungen geeichten China hat man diesen Sachverhalt inzwischen erkannt.

Gemeinsam alternativ
Wie man es also dreht und wendet: Man braucht Alternativen bei der Energiegewinnung. Folgerichtig rückt der Ausbau regenerativer Energien auf der Agenda der ASEAN-Staaten stetig nach oben. Dabei steckt die Nutzung erneuerbarer Energien in Südostasien insgesamt noch in den Kinderschuhen. Dies ist ein zunächst etwas überraschender Befund, meint es die Natur mit ihren unlimitiert verfügbaren Energieangeboten doch recht gut mit der Region. Der Hauptgrund für die bisherige Zurückhaltung ist gewiss darin zu sehen, dass die Nutzung von Wasserkraft, Solarenergie und Geothermie anfangs sehr kapitalintensive Projekte sind. Hierbei spielt auch eine Rolle, dass neben Kapital auch anspruchsvolle Technologien erforderlich sind, über die man nicht verfügt und die teuer von außen erworben werden müssen. Hier könnte der ASEAN-Verbund als Vehikel zum Abschluss von Energiepartnerschaften und Technologietransfers dienen. Dabei kommt der Region zu Gute, dass bei einem durchweg wachsenden Energiebedarf in den einzelnen Staaten sehr verschiedene Bedingungen für die einzelnen Alternativ-Sparten anzutreffen sind. Dies ruft geradezu nach einem gemeinschaftlichen Ansatz. Konsequenterweise wurden im aktuellen "ASEAN Plan of Action for Energy Cooperation (APAEC) 2010-2015" die erneuerbaren Energien weiter in den Fokus gerückt. Dort wurde das Ziel verkündet, bis 2015 immerhin 15% der Gesamtenergieerzeugung aus regenerativen Quellen zu bestreiten. Jedem Land steht es dabei frei, aus dem Programm seine eigenen nationalen Detailziele abzuleiten. In jedem Fall empfiehlt es sich, im ASEAN-Kontext die jeweiligen Energieverhältnisse in den Ländern genau zu begutachten.

Philippinen � die Erdwärmegroßmacht
In den Philippinen zeigt sich bei der Primärenergieversorgung folgendes Bild: An erster Stelle steht Erdöl mit einem Anteil von 31%, gefolgt von Geothermie und Kohle mit 22 bzw. 20%. Dabei soll das Öl noch bis 2035 die wichtigste Energiequelle des Landes bleiben. Zwar betont die Regierung in ihrem "Philippine Energy Plan 2007-2014" den Ausbau der regenerativen Energien � die Stabilisierung der Energieversorgung und die Erhöhung der Unabhängigkeit von Energieimporten haben jedoch offenbar Vorrang. Daher investiert man derzeit primär in den Ausbau von Kohle- und Gaskraftwerken. Für die Investitionen über alle Energiebereiche hinweg sieht der neue Energieplan "Philippine Energy Plan 2012-2030" Ausgaben von 3,2 Billionen philippinische Peso (ca. 59 Mrd. Euro) vor. Ein eher kleinerer Teil hiervon entfällt dabei auf den Bereich der erneuerbaren Energien. Dort soll ein Schwerpunkt auf die Komplexe Geothermie, Wasserkraft und Biomasse gelegt werden. Eine Spezialität der Philippinen ist die Nutzung von Geothermie, bei der man weltweit hinter den USA auf Platz zwei rangiert. Die Chancen für Wind- und Sonnenenergie werden indes als eher gering eingeschätzt. Der bis dato einzige kommerzielle Windpark des Landes ist die Bangui Wind-Farm, die sich im nördlichen Teil des Landes befindet und 20 Windturbinen mit einer Gesamtkapazität von 33 Megawatt (MW) betreibt. Aktuell gibt es Pläne für drei neue Windprojekte: In Pililla (östliche Provinz von Rizal) soll durch Alternergy�s eine 67,5 MW-Anlage errichtet werden. Eine weitere große Anlage soll durch die Energy Development Corp.�s mit 87 MW gebaut werden. Und schließlich gibt es Pläne für einen Trans Asia�s Wind-Park in Guimaras (Visayas Region).

Einem stärkeren Ausbau der erneuerbaren Energien stehen in dem inselreichen Land hohe Kosten infolge geografischer Barrieren entgegen � immerhin müssen theoretisch 7.107 Inseln mit Energie über Netze versorgt werden. Um dennoch Investitionen anzuregen, sollen alle regenerativen Energien über einen Einspeisetarif subventioniert werden. Ein entsprechender Feed-in-Tariff (FiT) wurde im Juli 2012 beschlossen. Je nach Energieart differieren die Vergütungen und liegen etwa für Solarenergie bei US$ 0,23 je kWh, für Wind bei US$ 0,20 je kWh, für Biomasse bei US$ 0,16 je kWh und Wasserkraft erzielt etwa US$ 0,14 je kWh. Im Juni 2012 hat die philippinische Regierung die Ausbauziele noch einmal hochgesteckt. Bis 2030 sollen mindestens 15.000 MW installierter Gesamtkapazitäten aus regenerativen Energien entstehen. Dies entspräche einer Verdreifachung zum heutigen Stand.

Geothermie-Kraftwerk auf den Philippinen
Foto: Kees van Bijlen

Thailand, der Trendsetter
Im Vergleich zu den Philippinen gilt Thailand als Vorreiter in Sachen regenerativen Energien. In 2011 wurde der Energiebedarf in Thailand zu 21,4% durch den Rückgriff auf alternative Energiequellen bestritten. Der Verbrauch regenerativer Energien setzt sich vor allem aus den traditionellen regenerativen Quellen wie Holzkohle zusammen, gefolgt von Solar, Biomasse und Abfall. Gleichwohl wird Energie in Thailand vorrangig auf Erdgas- und Kohlebasis erzeugt. Neben Laos, Vietnam, Kambodscha, Singapur und den Philippinen ist Thailand eines jener Länder, die eine negative Energiebilanz aufweisen. Sprich: Das Land importiert zur Deckung seines Bedarfs mehr Energie als es produziert. So wie die anderen Länder ist auch Thailand bestrebt, weniger abhängig von Energieimporten zu werden. Ein Ansatz hierzu ist die Aufstockung der Erneuerbaren: Bis 2020 soll ein Viertel des Stroms auf alternativem Wege produziert werden.

Thailands Regierung verfolgt nicht nur das Ziel einer größeren Energieautonomie, sondern will ASEAN-weit zum regenerativen Trendsetter avancieren. Dem UNEP-Bericht "Global Trends in Renewable Energy Investment 2013" zufolge lag Thailand in 2012 mit Investitionen von 1,2 Milliarden US$ in erneuerbare Energien in Asien (ausgenommen China, Indien und Japan) an der Spitze. Und man hat weiter große Pläne: In mittlerer Frist soll bis 2020 die Gesamtkapazität der aus regenerativen Quellen gewonnenen Energie auf 9,2 Gigawatt (GW) gesteigert werden. Davon sollen 4,4 GW aus der Bioenergie, 3,2 GW aus Wind und Solar sowie 1,6 GW aus Wasserkraft stammen. Erste Großinvestitionen in die Windenergie sind bereits avisiert: Als erster privater Betreiber von Windturbinen plant die Wind Energy Holding (WEH) bis 2017 sieben Windkraftanlagen mit Kosten von 40 Milliarden Baht (etwa 1 Mrd. Euro) zu errichten. Die ersten drei Anlagen sollen eine Gesamtkapazität von 278 MW haben. Im Februar 2013 wurde in der Provinz Nakhon Ratchasima der größte Wind-Park in Südostasien eröffnet, der in den nächsten acht Jahren etwa 1.200 MW produzieren soll. Auch der Solarindustrie werden gute Perspektiven attestiert.

Ein Vorzeigeprojekt ist die größte thailändische Solarfarm in Lopburi mit einer Leistung von 84 MW, die für die Versorgung von 350.000 Personen ausreicht. Betrieben wird die Farm durch die Natural Energy Development (NED), einem Joint Venture zwischen CLP Renewables, Diamond Generating Asia (Mitsubishi) und der Electricity Generating Public Company. In Kanchanaburi und Suphanburi sollen weitere 10 Solarfarmen mit einer Gesamtkapazität von 80 Megawatt entstehen. Hier will PTT per Joint Venture mit der Maleenont-Familie bauen und dafür rund 1,4 Milliarden Baht investieren. Ungeachtet all dieser Projekte ist aber nicht damit zu rechnen, dass die erneuerbaren Energien den wachsenden Bedarf des Landes an Energie komplett abdecken können. Aber zumindest dürften sie in der Lage sein, die Abhängigkeit von Gas- und Öl-Importen substanziell zu mindern.

Windfarm in Thailand
Foto: Christopher Reason

Indonesien: Grundversorgung zuerst
In Indonesien liegen die Prioritäten der Regierung hingegen ganz klar in der generellen Versorgung von Industrie und Bevölkerung mit Energie. Noch 2005 war nur knapp die Hälfte der Bevölkerung an das Stromnetz angeschlossen. Nach den Plänen der Regierung sollen im Jahr 2020 gut 90% der Bevölkerung einen Stromanschluss haben. Anders als Thailand ist Indonesien ein Land mit einem Energieüberschuss � die üppigen Ressourcen des Landes erlauben es, Energie zu exportieren. Insbesondere Gas und Kohle sind wichtige Pfeiler der Energieproduktion, während Indonesien Öl importieren muss. Angesichts des Ziels, die Bevölkerung überhaupt mit Strom zu versorgen, fallen die Ausbaupläne für regenerative Energien eher bescheiden aus. Unterziele, wie die Bereitstellung zusätzlicher Kapazitäten von 21.770 MW bis 2015 für das Gebiet Java-Madura-Bali, sollen vor allem durch das Setzen auf fossile Energieträger erreicht werden. Wasserkraft und Geothermalenergie kommen nur für einen Bruchteil der Kapazitäten auf, was überrascht, da Indonesien ein enormes Potenzial für eben diese Quellen hat. Allein der Wasserkraft wird das Potenzial zugeschrieben, dem Land etwa 75 GW Energie zu liefern. Bis 2025 sollen die erneuerbaren Energien etwa 15% der gesamten Energieproduktion ausmachen. Hierfür will die Regierung etwa 13,2 Milliarden US$ zur Verfügung stellen. Neben Wasserkraft und Geothermie plant die indonesische Regierung auch stärker auf Solar zu setzen. Im Frühjahr 2013 wurde bekannt, dass noch in diesem Jahr 36 neue Solarfarmen gebaut werden sollen � wenn dies umgesetzt wird, gibt es im Land etwa 150 Solarparks. Um die Planung und den Bau der Solarparks zu unterstützen, sollen dieses Jahr etwa 1 Billion Rupiah (ca. 77,9 Mio. Euro) investiert werden. Das entspricht einem Plus von etwa 40% zum Vorjahreszeitraum.

Malaysia � gute Voraussetzungen
Ähnlich wie Indonesien ist auch Malaysia mit einer Vielzahl an nutzbaren Energiequellen inklusive Öl, Gas, Kohle und erneuerbaren Energieträgern gesegnet. Und auch in Malaysia steigt der Energiebedarf im Zuge des Wirtschaftsbooms kontinuierlich an. Hier sollen die erneuerbaren Energien künftig einen relevanten Beitrag zur Abdeckung leisten. Bis 2015 sollen 5,5% der gesamten Energiekapazitäten aus diesem Bereich kommen. Fünf Jahre später soll der Anteil auf dann 11% verdoppelt werden. In Malaysia gibt es einen Einspeisetarif für regenerative Energien. Um den Feed-in-Tariff (FiT Tenaga Nasional) zu finanzieren, belasten die staatlichen Elektrizitätsunternehmen die Abnehmer mit einem Prozent auf die Stromrechnung. Bis Ende 2013 dürften so gut 300 Millionen Ringgit (ca. 74,5 Mio. Euro) an Subventionen zusammenkommen. Das verfügbare Budget lässt Interessen aufkommen.

Derzeit wird diskutiert, welche Arten erneuerbarer Energien besonders durch die FiT gefördert werden sollen. Neben den Abgaben der Haushalte plant das Malaysia Ministry for Energy, Water & Communications aktuell ein 10 Milliarden US$ schweres Investmentprogramm, um bei erneuerbaren Energien Gesamtkapazitäten in Höhe von 25.258 MW zu schaffen. Vor allem Wasserkraft und Biomasse werden als wichtige Zukunftssparten gesehen. Das Potenzial von Wasserkraft wird in Malaysia auf 29 GW geschätzt, wobei hier speziell Ostmalaysia für Anlagen prädestiniert ist. 2008 wurde im Rahmen des "Sarawak Corridor of Renewable Energy (SCORE)" angekündigt, einige große Wasserkraftwerke zu errichten. Die nötige Entwicklungszeit wird allerdings auf 20 Jahre geschätzt. Wenn die Turbinen dann in Betrieb gehen, könnten sie bis zu 20 GW Energie produzieren. Auch die Solarindustrie soll weiter gefördert werden. Hier setzt die Regierung vor allem auf die Förderung von Solaranlagen auf Privathäusern und die Bildung der Bürger. Erst kürzlich wurde das Schulen-Projekt beschlossen: 10 Schulen sollen mit Solaranlagen ausgestattet werden, finanziert wird dies durch 1,2 Millionen Ringgit (etwa 298.200 Euro).





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