Die asiatische Medizin ist gemeinhin f�r ihre Fokussierung auf traditionelle Naturheilkundeverfahren bekannt. Krankheiten gelten als Ausweis von seelischen Ungleichgewichten, die durch die Verabreichung von Kr�utern und Wurzeln wie durch die Anwendung von Massagen und �lkuren wieder in eine Balance gebracht werden k�nnen.
Gleichwohl nimmt der Stellenwert schulmedizinischer Verfahren zwischen Mumbai und Manila kontinuierlich zu. Dabei kommt die Etablierung von international g�ngigen Behandlungsmethoden auch der Tourismusindustrie zugute. Es hat sich gar eine Subsparte herausgebildet, die als Medizintourismus bezeichnet wird. Im engeren Sinn sind damit Reisen gemeint, bei denen �rztliche Behandlungen und Operationen im Ausland vorgenommen werden. Hinzu kommen Angebote, die eine Behandlung mit einem touristischen Begleitprogramm kombinieren. Der Markt f�r derartige Reisen hat inzwischen solche Ausma�e angenommen, dass neben den Anbietern auch die Regierungen bestrebt sind, die vorhandenen Potentiale zu realisieren.
Die Ursache f�r diesen Trend ist haupts�chlich in den explodierenden Gesundheitskosten in den westlichen L�ndern zu sehen, welche sowohl Patienten als auch Versicherer nach kosteng�nstigen Alternativangeboten Ausschau halten lassen. Konnte zun�chst vor allem Osteuropa von dieser Entwicklung profitieren, gewinnt Asien in diesem Zukunftsmarkt zunehmend an Bedeutung. Der wichtigste Pluspunkt der asiatischen Anbieter sind nat�rlich die erheblich niedrigeren Kosten. Mit Flug, Unterkunft und Ausgaben f�r ein touristisches Folgeprogramm eingerechnet, liegen die Kosten bis zu 50 Prozent unter den westlichen Preisen. Ein weiterer Vorteil sind die deutlich k�rzeren Wartezeiten. Neben den westlichen Kunden w�chst aber auch der Markt f�r Patienten aus den asiatischen L�ndern wie etwa Bangladesch, die bei ihren Nachbarn Leistungen nachfragen, die bei ihnen nicht erh�ltlich sind.
Der Weltmarkt f�r Medizintourismus besa� 2008 ein Volumen von ca. 60 Milliarden US$. Dieser Wert wird sich absehbar erh�hen: W�hrend sich in den USA aktuell 750.000 Personen jenseits der Landesgrenzen verarzten lassen, soll ihre Zahl bis 2017 auf 15,75 Millionen ansteigen. In Deutschland sind es momentan nach Sch�tzungen der Kassenverb�nde j�hrlich 300.000 Personen. Insgesamt geht die Beratungsfirma Deloitte Consulting schon f�r 2010 von einem Marktumfang von 100 Milliarden US$ aus. F�r diese Projektion spricht nicht zuletzt die relative Unabh�ngigkeit der Branche von Konjunkturzyklen. Mehr noch: Gerade in wirtschaftlichen Krisenzeiten verst�rkt sich die Suche nach kosteng�nstigen Alternativen f�r medizinische Behandlungen.
K�nftig d�rfte hierbei speziell Asien gute Karten haben. Wurden 2007 bei 2,9 Millionen Patienten rund 3,4 Milliarden US$ erwirtschaftet, erwartet der Asian Medical Tourism Analysis Report f�r den Zeitraum von 2007 bis 2012 einen Anstieg um j�hrlich 17,6 Prozent. Am st�rksten d�rften an diesem Trend diejenigen L�nder partizipieren, die bereits umfangreiche Kapazit�ten aufgebaut haben, n�mlich Thailand, Singapur, Indien und Malaysia. Insgesamt wird die Branche durch private Hospit�ler dominiert, wobei in den letzten Jahren eine stetige Professionalisierung stattgefunden hat. Es sind zuvorderst Krankenhausketten wie die Parkway-Gruppe in Singapur oder die Apollo Hospitals in Indien, die die gr��ten Marktanteile besitzen. Da die Aufenthaltsdauer auch bei kleineren Eingriffen mindestens eine Woche betr�gt, k�nnen die Krankenh�user - und Hotels - mit sicheren Einnahmen �ber l�ngere Zeitr�ume kalkulieren. Zus�tzliche Erl�se versprechen zudem touristische Programme f�r begleitende Verwandte. Zentral f�r die Kunden ist vor allem die Zuverl�ssigkeit der Angebote. Deshalb haben zahlreiche Krankenh�user eine Akkreditierung bei der Joint Commission International (JCI) erworben.
Unter den asiatischen L�ndern ragt Thailand hervor, das in 2007 mit 1,5 Millionen ausl�ndischen Medizintouristen einen Umsatz von rund 1,1 Milliarden US$ erzielen konnte. Das Land offeriert eine breite Angebotspalette von Augenlaser, Zahnmedizin, Sch�nheitsoperationen bis hin zur Stammzellentherapie. Markf�hrer in Thailand ist das Bamrungrad Hospital in Bangkok mit 400.000 ausl�ndischen Patienten pro Jahr. Angesichts dieser Zahlen ist Thailand auch als Markt f�r medizinisches Equipment interessant, denn drei Viertel des Zubeh�rs werden importiert.
Eine gewichtige Rolle auf dem Tourismusmedizinmarkt spielt auch Singapur, das zwischen 2004 und 2006 ein Marktwachstum von 28 Prozent erreichen konnte. Allerdings musste der Stadtstaat zuletzt einen R�ckgang speziell bei indonesischen Patienten hinnehmen, was prim�r damit zusammenh�ngt, dass die Behandlungen hier wesentlich teurer sind. Singapur besitzt einen Technologievorsprung, der dem Land bei der Behandlung komplizierter Leiden zugute kommt. Die Prognose lautet, dass bis zum Jahr 2012 circa eine Million Patienten aus dem Ausland die Dienste singapurianischer Gesundheitsanbieter in Anspruch nehmen werden. Die Regierung bem�ht sich, diese Entwicklung ma�geblich zu unterst�tzen. Dazu wurde schon 2003 das "Singapore Medicine"-Programm implementiert, das eine Partnerschaft zwischen dem Gesundheitsministerium, dem Economic Development Board, International Enterprise und dem Singapore Tourism Board begr�ndet.
Gute Aussichten, seinen Marktanteil zu vergr��ern, hat Indien. 2007 lie�en sich circa 450.000 ausl�ndische Medizintouristen auf dem Subkontinent behandeln - drei Jahre zuvor waren es lediglich 150.000 Patienten. Sch�tzungen zufolge soll sich das Marktvolumen bis 2012 auf 2,3 Milliarden US$ erh�hen. Dabei kann Indien insbesondere mit seinem Preisvorteil punkten. Einen Schwerpunkt des Medizintourismus in Indien stellt neben den Sparten Zahn- und Kosmetische Medizin weiterhin die traditionelle Medizin (Ayurveda) dar. Dabei ist eine Konzentration auf den letztgenannten Bereich durchaus lohnenswert, da die entsprechende Zielgruppe l�nger im Land bleibt, h�ufiger wiederkehrt und auch mehr ausgibt, als dies bei operativen Eingriffen der Fall ist.
Eine Verdreifachung der Patientenzahlen zwischen 2001 und 2006 konnte Malaysia vermelden: 2007 kamen etwa 340.000 Patienten ins Land, die Ums�tze von rund 60 Millionen US$ einbrachten. Der Wachstumstrend soll weiter anhalten - die Association of Private Hospitals geht von einem weiteren Anstieg von 30 Prozent pro Jahr bis 2010 aus. Auch der malaysische Staat ist gewillt, den Trend weiter zu verstetigen und hat etwa eine Verl�ngerung des Visums f�r Medizintouristen von 30 Tagen auf sechs Monate umgesetzt.
F�r Gesamtasien prognostiziert Deloitte Consulting ein j�hrliches Wachstum von 20 Prozent. Aus dieser Vorhersage ergibt sich, dass der Branchenumsatz 2012 bei etwa 4 Milliarden US$ liegen wird. Um die Wachstumsdynamik weiter aufrecht halten zu k�nnen, ist es jedoch n�tig, das Vertrauen der Kunden in die Angebote zu erh�hen, was mit noch umfangreicheren Akkreditierungsma�nahmen gelingen kann. Vor dem Hintergrund, dass weitere L�nder wie Taiwan und Korea in den Markt einsteigen wollen, steht zu erwarten, dass sich der innerasiatische Konkurrenzkampf intensivieren wird.
Dieser erh�hte Konkurrenzdruck wird daf�r sorgen, dass sich die Betreuungsstandards weiter verbessern werden. Auch wird in zunehmendem Ma�e in Europa und den USA ausgebildetes Personal eingesetzt werden. Parallel d�rften verst�rkt Kooperationen mit ausl�ndischen Organisationen mit hoher Reputation eingegangen werden. Allerdings ist noch nicht absehbar, ob es tats�chlich gelingt, genug qualifiziertes Fachpersonal anzuwerben. Au�erdem ist es m�glich, dass die Regierungen ihre Unterst�tzung f�r die Branche zumindest reduzieren werden, denn der Medizintourismus hat auch eine sehr unsch�ne Seite: Durch die h�heren Einkommen in den Privatkliniken werden vielerorts �rzte und anderes medizinisches Personal abgezogen, die dann f�r die Behandlung der Einheimischen fehlen.