Der asiatische Luftverkehrsmarkt wird bis 2028 voraussichtlich um durchschnittlich 6,5 Prozent pro Jahr wachsen. Das geht aus dem aktuellen Marktausblick des Flugzeugherstellers Boeing hervor.
Im vergangenen Jahr lag das asiatische Luftverkehrsaufkommen gemessen an den so genannten Revenue Passenger Kilometers (RPK), der Anzahl der Passagiere multipliziert mit der Anzahl der zur�ckgelegten Kilometer, noch hinter Nordamerika. Treffen die Prognosen zu, wird das Luftverkehrsaufkommen in Asien im Jahr 2028 mit drei Billionen RPK fast doppelt so hoch sein wie in Nordamerika.
Einer der Gr�nde f�r die guten Wachstumsaussichten der asiatischen Luftfahrt ist die dynamische Wirtschaftsentwicklung. W�hrend Europa und auch die Vereinigten Staaten unter der Rezession leiden, befindet sich die asiatische Wirtschaft weiter auf Wachstumskurs. Im Gegensatz zu Deutschland, wo die Wirtschaft in diesem Jahr voraussichtlich um sechs Prozent schrumpfen wird, erwartet die chinesische Regierung 2009 einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um acht Prozent. Indonesien, das viertbev�lkerungsreichste Land der Welt, wird in diesem Jahr voraussichtlich ein Wirtschaftswachstum von 3,5 Prozent erreichen.
Auch bei den langfristigen Prognosen schneidet Asien im weltweiten Vergleich am besten ab. W�hrend Experten in den kommenden 20 Jahren f�r die Weltwirtschaft j�hrliche Steigerungsraten von 3,1 Prozent erwarten, sind die Aussichten f�r den gr��ten Teil Asiens deutlich positiver. So liegen die Wachstumssch�tzungen f�r S�dost- und S�dwestasien sowie die Region Asien-Pazifik deutlich �ber vier Prozent. Das hohe Wirtschaftswachstum kommt auch der Bev�lkerung zu Gute. W�hrend das Pro-Kopf-Einkommen in den G7-Staaten in den vergangenen zehn Jahren um 50 Prozent anstieg, hat es sich in Asien nahezu verdoppelt. Sch�tzungen beziffern die kaufkr�ftige Mittelschicht allein in China und Indien auf 440 bis 540 Millionen Menschen. Andere bev�lkerungsreiche L�nder wie Indonesien oder die Philippinen sind darin noch nicht ber�cksichtigt.
Laut einer Sch�tzung der Vereinten Nationen wird sich die Weltbev�lkerung bis zum Jahr 2050 von derzeit 6,8 Milliarden auf �ber neun Milliarden erh�hen. Von der aktuellen Weltbev�lkerung leben etwa 60 Prozent in Asien und auch in Zukunft d�rfte der Anteil Asiens an der globalen Einwohnerzahl �hnlich hoch bleiben. Die Deutsche Stiftung f�r Weltbev�lkerung (DSW) rechnet bis zum Jahr 2050 mit einer Zunahme der asiatischen Bev�lkerung um weitere 1,3 Milliarden Menschen. Die Einwohnerzahl Asiens w�rde dann bei �ber f�nf Milliarden Menschen liegen.
Neben China und Indien, den gr��ten L�ndern Asiens, gibt es jedoch noch eine ganze Reihe wachstumsstarker asiatischer Nationen. So wird sich die Bev�lkerung Indonesiens von aktuell 238 Millionen auf fast 290 Millionen im Jahr 2050 erh�hen. Auf den Philippinen soll die Bev�lkerung im selben Zeitraum um circa 50 Millionen auf 150 Millionen steigen.
Die hohen Wachstumsraten und die Abwanderung der Bev�lkerung in die St�dte l�sst die Metropolen Asiens immer gr��er werden. Von den 20 gr��ten St�dten der Welt befinden sich zehn in Asien. Millionenst�dte wie Medan (Indonesien), Caloocan (Philippinen) oder Taichung (Taiwan), die in Deutschland fast niemand kennt, suchen Anbindung an das weltweite Flugverkehrsnetz.
Die steigende Bev�lkerungszahl und das dynamische Wirtschaftswachstum sorgen in den asiatischen L�ndern f�r eine zunehmende Nachfrage nach dem Verkehrsmittel Flugzeug. Zwar ist der Anteil der Gesamtbev�lkerung, der sich das Fliegen leisten kann, noch gering. So nutzten von den etwa 1,3 Milliarden Chinesen in diesem Jahr etwa 75 Millionen das Flugzeug. In den kommenden Jahren erwarten Experten jedoch ein kontinuierliches Wachstum des chinesischen Flugverkehrsmarktes. Demnach soll sich die dortige Flugzeugflotte von aktuell 750 Flugzeugen auf 1.900 Flugzeuge im Jahr 2020 erh�hen.
Auch in Indien st��t das Fliegen auf wachsendes Interesse. Dort bietet die im Jahr 2003 gegr�ndete Low-Cost-Airline Air Deccan t�glich 54 Fl�ge zu 19 nationalen Zielen an. Mit einem Preis von 700 Rupien ist das Fliegen in Indien genauso teuer wie ein Erste-Klasse-Ticket f�r den Zug, den pro Tag mehr als 15 Millionen Inder nutzen.
W�hrend in der westlichen Welt das Internet die bevorzugte Vertriebsplattform der Airlines ist, haben die Low-Cost-Carrier in Asien ganz neue Absatzkan�le erschlossen, wie zum Beispiel Mobiltelefone. Dass das Gesch�ftsmodell funktioniert, zeigen die Gesch�ftsergebnisse der malaysischen Airline AirAsia. Trotz Krise und Passagierr�ckgang bei den meisten Fluggesellschaften der Welt, vermeldete die Airline im ersten Halbjahr 2009 ein Passagierwachstum von 22 Prozent und erzielte dabei eine Gewinn-Marge von 43 Prozent. Beim europ�ischen Pendant EasyJet ging die Passagierzahl dagegen um vier Prozent zur�ck.
Das Wachstum des asiatischen Flugverkehrs w�re ohne die Low-Cost-Carrier undenkbar. Die Kosten liegen bei diesen Airlines im Schnitt um 60 bis 70 Prozent unter dem Branchenmittel. "AirAsia arbeitet im Durchschnitt mehr als 60 Prozent g�nstiger als andere Low-Cost-Carrier", erkl�rt Tony Fernandes, CEO der malaysischen Low-Cost-Carriers. Durch die attraktiven Flugpreise erfreuen sich Low-Cost-Anbieter einer hohen Nachfrage. Um den wachsenden Bedarf zu decken, will AirAsia allein in diesem Jahr 14 zus�tzliche Flugzeuge in Dienst stellen. Damit w�chst die Flotte 2009 auf 89 Jets.
Die Region S�dostasien ist der Zukunftsmarkt der Luftfahrt. Dieser Teil der Welt weist nicht nur wegen der dynamischen Bev�lkerungsentwicklung und der guten Wirtschaftsaussichten ein hohes Wachstumspotential auf. Da in S�dostasien gro�e Wasserfl�chen und enorme Entfernungen zu �berbr�cken sind, wird das Flugzeug zunehmend zu einem unverzichtbaren Verkehrsmittel, um den steigenden Mobilit�tsanforderungen gerecht zu werden.
Ein gutes Beispiel daf�r ist Indonesien. "Der Inselstaat ist wegen seiner Wachstumsdynamik und des Bev�lkerungsreichtums einer der aussichtsreichsten Passagierm�rkte Asiens", so Fernandes. Die 238 Millionen Einwohner des Landes werden im Jahr 2009 voraussichtlich ein Bruttoinlandsprodukt von fast 900 Milliarden US$ erwirtschaften. Das Land besteht aus mehr als 13.000 Inseln, wovon Java, Bali, Sumatra und Sulawesi die bev�lkerungsreichsten sind.
Analysten rechnen Indonesien bereits heute den BRIC-Staaten zu und fordern daher ein zweites "I" in der Bezeichnung BRIC, die als Abk�rzung f�r die wirtschaftlich st�rksten Schwellenl�nder steht.
W�hrend die Inselwelt Indonesiens auch heute noch zum gr��ten Teil durch den Schiffsverkehr verbunden wird, sind auch immer mehr Low-Cost-Carrier als zeitsparende Reisealternative gefragt. Durch die niedrige Kostenstruktur k�nnen Flugrouten zwischen St�dten er�ffnet werden, die bisher nicht wirtschaftlich betrieben werden konnten.