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BERLIN. Wenn von den Gewinnern der Globalisierung die Rede ist, geht es zuvorderst natürlich um Asien. Allerdings muss dieser Befund insofern eingeschränkt werden, als es vornehmlich die Staaten Nordost- und Südostasiens sind, welche die Potentiale einer zunehmenden weltweiten Verflechtung für sich zu nutzen wissen.
Dabei wurde der jüngst erfolgten Bedeutungsverschiebung des Begriffes "Ostasien" Rechnung getragen, bei der die genannten Regionen zu einer analytischen Einheit zusammengefasst werden. Obwohl die Beiträge bereits vor Beginn der aktuellen Globalisierungskrise verfasst wurden, legen sie die jeweiligen Probleme trennscharf offen, was für ihren Tiefgang spricht. Das Themenspektrum wurde bewusst breit gehalten und reicht von der Regionalisierung der Automobilproduktion über die Auswirkungen der Bevölkerungsentwicklung, Fragen des Umweltschutzes und der Energiesicherheit bis zur Verbreitung von Massenvernichtungswaffen und dem Vorgehen gegen Terrorismus und Piraterie. Einen Schwerpunkt der Beiträge nimmt zwangsläufig China ein.
Dem chinesischen Transformationsprozess widmen sich drei überaus erhellende Aufsätze, von denen der erste die Grundlagen der Wachstumserfolge Chinas beleuchtet und zu dem Schluss gelangt, dass eine ?nachholende Entwicklung? von einer niedrigen ökonomischen Basis aus schon bei minimalen institutionellen Weichenstellungen nahezu zwangsläufig abläuft. Allerdings steigen die Anforderungen an das polit-ökonomische Management im Zuge des Wachstumsprozesses kontinuierlich an. Die Fähigkeit des chinesischen Systems mit den absehbaren Krisen umzugehen, wird von den beiden anderen Beiträgen kritisch gesehen. Dabei wird einerseits auf die kaum reflektierten Defizite im Bankensystem und im Wertpapiermarkt hingewiesen, die sich als entscheidende Bruchstellen erweisen könnten. Anderseits wird zwar konzediert, dass sich China auf wirtschaftlichem Gebiet als ?lernendes System? erwiesen hat, das durch eine ?konsultativ-kooperative Regulierung? zur Anpassung an gewandelte Rahmenbedingungen fähig war. Jedoch wird bezweifelt, dass dieser Modus auch bei zwei zentralen Politikfeldern der Zukunft ? der sozialen Sicherung und des Umweltschutzes ? tragfähig sein wird.
Insgesamt lassen sich die Beiträge dahingehend zusammenfassen, dass Ostasien für seine Erfolge einen hohen Preis zu zahlen hat, der primär in einem rasant ablaufenden sozialen Wandel besteht, der für alle Bewohner gravierende Konsequenzen hat. Zur Abschwächung des Veränderungsdruckes präferieren alle Staaten weitreichende staatliche Eingriffe und versuchen den Öffnungsprozess strikt zu kontrollieren. Allerdings wird diese reaktive Haltung künftig nicht mehr ausreichen. Vielmehr muss Ostasien selbst einen Beitrag zur Stabilität der internationalen Ordnung leisten, um weitere globalisierungsbedingte Krisenerscheinungen abzufedern. Ein solcher Beitrag setzt freilich einen weiteren Wandel voraus.
Buchdaten
Buchtitel - Ostasien in der Globalisierung
Buchautor - Prof. Dr. Hanns W. Maull, Dr. Martin Wagener
Verlag - Nomos Verlag
Ort und Jahr - Baden-Baden, 2009
ISBN - 3-8329-4171-1
Preis - € 49,00