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China baut seine erneuerbaren Energien massiv aus. Dazu zählt auch Energie aus Biomasse. Bis 2015 plant China landesweit 70.000 Projekte kleineren Volumens sowie rund 8.000 mittel- und große Biogasprojekte landesweit umzusetzen. Deutsche Technologieanbieter sind trotz großer inländischer Konkurrenz mit dabei. Im Juni 2011 unterzeichneten Deutschland und die VR China eine Vereinbarung über die Intensivierung der Zusammenarbeit in diesem Bereich.
"Deutschland baut weltweit die besten Autos und die besten Biogasanlagen", betonte Gerd Müller, parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz (BMELV) beim "Sino-German Biogas Cooperation Strategy Workshop" Anfang November 2011. Damit unterstrich er den Beitrag, den Deutschland als Partner Chinas leisten kann, um die Energiegewinnung aus Biogas und Biomasse auszubauen. Organisiert wurde der Workshop von der deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) gemeinsam mit chinesischen Partnern.
Im Rahmen der bilateralen Regierungskonsultationen im Juni 2011 in Berlin war der Biogassektor als ein Schwerpunktthema der künftigen Zusammenarbeit der beiden Länder festgelegt worden. Derzeit gibt es in China sechs Biogas-Pilotanlagen mit deutscher Beratung: Longneng (Provinz Heilongjiang), Deqingquan Phase II (Beijing), Lunan (Shandong), Beixu (Henan), Xingmu (Sichuan) und Jiayu in der Provinz Jiangxi. Künftig sollen weitere Demonstrationsprojekte mit einem stärkeren Einsatz deutscher Technologie hinzu kommen.
China hat in den letzten Jahren zwar zahlreiche Projekte auf den Weg gebracht, doch ökonomisch effizient arbeitet kaum eines. Deutschland wiederum verfügt bereits über jahrelange Erfahrung beim Bau und Betrieb großer Biogas- und Biomasseanlagen, die deutsche Unternehmen in den chinesischen Markt einbringen können. Zusätzlich zu den sechs Demonstrationsprojekten sind bereits zahlreiche deutsche Anbieter von Biogasanlagen, -komponenten oder entsprechendem Technologie-Know-how im chinesischen Markt aktiv. Preislich ist die lokale Konkurrenz auf den ersten Blick kaum zu schlagen, jedoch führen Technologielösungen "made in China" zu Mängel in der Anlagenauslegung und großen Ineffizienzen beim Anlagenbetrieb. Experten zufolge ist in Deutschland die Gasausbeute bezogen auf den Ausgangsstoff bis zu sechsmal höher als in China.
Effizienzsteigerung und nachhaltiger Betrieb von Biogas- und Biomasseanlagen sollen im zwölften Entwicklungsplan (2011 bis 2015) des Sektors ganz oben stehen. Dieser befindet sich derzeit in der Ausarbeitung. Deutsche Unternehmen, die an der Arbeitstagung in Beijing teilgenommen haben, sahen das starke Interesse des chinesischen Landwirtschaftsministeriums an deutscher Biogas-Technologie als ein gewisses Umdenken bei chinesischen Entscheidungsträgern. Technologie "made in Germany" könnte sowohl in kleineren als auch großen Biogas- und Biomasseprojekte zum Einsatz kommen. Häufig dürfte dies nur mit lokalen Partnern zu verwirklichen sein. Diese gilt es sorgfältig auszuwählen und sensitives Know-how, wie spezifische Anlagenkomponenten, Anlagenprozessführung, langjährige Bau- und Betriebserfahrungen sowie Know-how in der Anlagenoptimierung, zu schützen.
Chinas Ausbauziele für die Nutzung von Biomasse und Biogas sind ehrgeizig. So soll es bis Ende 2015 rund 10 Millionen Endnutzer von Biogas sowie 70.000 kleine Biogasprojekte geben; des weiteren sind 8.000 mittelgroße bis große Biogasprojekte geplant. Für den ländlichen Raum sieht die Regierung 2011 zunächst rund 4,3 Milliarden Renminbi Yuan (496 Mio. Euro, 1 Euro = 8,67 Renminbi, 3-Monatsmittel) für Biogasprojekte vor; mit einer weiteren jährlichen Steigerung der Investitionen ist zu rechnen. Insgesamt investierte die Zentralregierung innerhalb des letzten Fünfjahresporogramms (2006 bis 2010) über 20 Milliarden Renminbi in den Sektor.
Gezielt gewährt die Regierung dabei Subventionen sowohl für kleinste Haushaltprojekte als auch für große Industrieprojekte. Diese können sowohl als Tarifaufschlag für den erzeugten Strom an die Projektbetreiber, als auch als Subvention für die tatsächliche Stromeinspeisung an Netzbetreiber fließen. Darüber hinaus werden den Erzeugern von Strom aus Biogas Steuererleichterungen gewährt. Außerdem werden auch Investitionskosten übernommen. So können unter anderem Investitionen in mittelgroße bis große Biogasprojekte im Westen Chinas bis zu 45 Prozent (maximal 2,5 Mio. Renminbi), in Zentralchina bis zu 35 Prozent (max. 2 Mio. Renminbi) sowie im Osten Chinas bis zu 25 Prozent (1,5 Mio. Renminbi) durch die Zentralregierung finanziert werden. Die jeweiligen regionalen Regierungen müssen weitere Subventionen in Höhe von 5 Prozent der Gesamtinvestitionskosten im Westen, 10 Prozent in Zentralchina sowie 20 Prozent in Ostchina hinzufügen.
Die Subventionsgewährung für Baukosten von Biogas- und Biomasseanlagen losgelöst von der anschließend erreichten Betriebsauslastung und -effizienz halten jedoch in- wie ausländische Experten für problematisch. Häufig führe dies zu überdimensionierten Anlagen, die bei Teilauslastung nicht effizient zu betreiben sei, aber auch zu nicht funktionsfähigen billigen Anlagen. Ohne effizienten Betrieb sind jedoch Biogas- und Biomasseprojekte nicht rentabel zu gestalten. Erschwerend kommt hinzu, dass mit Auslaufen des Kyoto-Protokolls 2012 eine Teilfinanzierung durch den Verkauf von Certified Emission Reductions (CERs) im Rahmen des Clean Development Mechanism (CDM) für neue Projekte in China ausfällt. Bereits zuvor konnte bei Einsatz lokaler Technologie der prognostizierte CER-Output in der Regel nicht erreicht werden.
Bernhard Raninger, Technischer Direktor des Projekts "Optimization of Biomass Utilization" der GIZ, empfiehlt die Gewährung von Subventionen künftig am Anlagenbetrieb auszurichten. Um die Qualität der gebauten Anlagen zu erhöhen, sollte zuvor entsprechend hochqualitatives Design in einem offenen Ausschreibungsprozess vergeben und internationale Lieferanten zugelassen werden. Die Planung der Anlage und Lieferung benötigter Komponenten sollten voneinander getrennt sein, um Interessenskonflikte zu vermeiden. Ebenfalls sollte die Kontrolle des Anlagenbetriebs verbessert und dafür landesweit ein transparentes System eingeführt werden, so der Experte. Er empfahl, die Mitverarbeitung unterschiedlicher energiereicher Substrate, beispielsweise biogenen Abfällen aus der Lebensmittelindustrie und von Restaurants, anzustreben und die Errichtung zentraler Biogasanlagen zur Erfassung der Abfälle aus kleineren und mittleren Tierhaltungen zu verfolgen.
Bislang sind in China die Möglichkeiten, aus Biogas gewonnenen Strom ins Netz einzuspeisen, stark beschränkt. Erst ab einer Anlagenkapazität von 500 MW sind Netzbetreiber in China verpflichtet, Biogas-Strom abzunehmen. In Deutschland muss jeglicher Biogas-Strom vom Netzbetreiber akzeptiert werden, die Einspeisequote liegt deshalb bei 90 Prozent.
Auf dem Workshop wurden auch bislang ungenutzte Möglichkeiten zur Biogasgewinnung bei der Behandlung des städtischen Hausmülls in China angesprochen. Dies könnte sich in Zukunft ändern, denn im zwölften Fünfjahresprogramm wird eine nachhaltigere und Ressourcen schonendere Wirtschaftsstruktur angestrebt. Fachleuten zufolge dürfte die Behandlung von 80 Prozent des städtischen Hausmülls anvisiert werden. Investitionen allein in diesen Sektor sollen sich in den nächsten fünf Jahren bis 2015 auf rund 800 Milliarden Renminbi belaufen. Damit wären sie etwa doppelt so hoch wie während des elften Fünfjahresprogramms (2006 bis 2011). Bernhard Raninger plädierte ebenfalls an die chinesische Seite, stärker als bislang über die Nutzung von Grenzertragsflächen für den Energiepflanzenanbau zur Gewinnung von Biogas anstatt von Bioethanol oder Biodiesel nachzudenken.
Der Workshop des chinesischen Landwirtschaftsministeriums und des BMELV in Beijing bildete den Auftakt für einen intensiven Austausch über künftige Felder der Zusammenarbeit. Die Unterzeichnung eines Memorandum of Understanding (MoU) zwischen dem chinesischen Landwirtschaftsministerium (MoA) und dem BMELV ist für Anfang 2012 vorgesehen. Angedacht sind Pilotprojekte, in denen ausgereifte Technologien zum Einsatz kommen sollen, deutsche Unterstützung bei Ausbildung und Training von Fachleuten sowie die Errichtung eines deutsch-chinesischen Biogas-Zentrums, das neue Zusammenarbeitsmöglichkeiten unter Einbeziehung der Industrie sowie im Bereich der Forschung schaffen soll.
Vom 18.5. bis 20.5.2023 findet in Nanjing (Provinz Jiangsu) die Bio-Energy Expo 2012 statt. Organisatoren sind die China Animal Agricultural Association (CAAA) und die DLG; Co-Organisator ist die GIZ. Weitere Informationen unter www.bio-energy-expo.com
Adressen
Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH
Bernhard Raninger, Projektdirektor
FECC of Ministry of Agriculture
Office 411, No. 55 Nongzhan Beilun
Chaoyang District
Beijing 100125, China
Email: [email protected]
Web: www.biogas-china.org
Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft International (DLG)
Bernd Koch, Direktor
Eschborner Landstra�e 122
60489 Frankfurt
Tel.: +49 69 24788-0
Fax: +49 69 24778-110
Email: [email protected]
Web: www.dlg.org, www.dlg-international.de