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Im 1. Halbjahr 2011 wuchs Hongkongs Außenhandel um 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Manche Analysten hatten nach dem auslaufenden Basiseffekt sowie angesichts der japanischen Tsunamikatastrophe und der Eurokrise ein nur halb so starkes Wachstum erwartet. Die Export-/Import-Gesellschaften der Stadt haben sich nach dem Ende der internationalen Finanzkrise neue Wachstumsmärkte erschlossen. Der Süd-Süd-Handel gewinnt rasch an Bedeutung.
Bereits 2010 hatte Hongkongs Außenhandelssektor das Vorkrisenniveau weit hinter sich gelassen. Nach Angaben des Census and Statistics Department legte Hongkongs Außenhandel gegenüber 2009 um 23 Prozent auf rund 820 Milliarden US$ zu. Laut der Welthandelsorganisation WTO waren es sogar mehr als 840 Milliarden US$. Damit war Hongkong die zehntgrößte Handelsnation der Welt.
Banken, Forschungsinstitute und Regierung rechneten zum Jahresbeginn und noch bis ins Frühjahr 2011 hinein mit einer merklichen Abkühlung des Wachstums. Sie argumentierten damit, dass der krisenbedingte Basis- und Nachholeffekt bereits zum Jahresende 2010 komplett ausgelaufen sei. Die meisten Prognosen sagten eine Zunahme der Handelsströme von 7 bis 9 Prozent voraus. Besonders vorsichtig gab sich der halbstaatliche Trade Development Council (TDC). Er warnte vor den Risiken, die sich aus der japanischen Tsunamikatastrophe, der Eurokrise und der Konjunkturschwäche in den USA ergeben.
Doch es kam nicht zu der vorhergesagten Abkühlung. Im 1. Halbjahr 2011 stieg der Außenhandel um gut 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Eilig passten die Analysten daraufhin ihre Vorhersagen an. Der TDC und die zur HSBC-Gruppe gehörende Hang Seng Bank gehen in ihren Juli-Prognosen davon aus, dass bis zum Dezember ein Plus von 15 Prozent erreicht wird. Damit wurden die ursprünglichen Prognosen verdoppelt.
Völlig überraschend sind die Zahlen jedoch auch nicht. Hongkongs Händler sind für ihre hohe Flexibilität und Marktnähe bekannt. Sie haben bereits im Laufe der von den USA 2008 verursachten internationalen Finanzkrise begonnen, ihre Abhängigkeit von den traditionellen Abnehmerländern - vor allem Europa, Japan und die USA - zu reduzieren. Stattdessen konzentrierten sie sich stärker auf den Süd-Süd-Handel.
Damit haben sie aufs richtige Pferd gesetzt. Die Ausfuhren nach Großbritannien und USA lagen im 1. Halbjahr 2011 noch immer unter dem Vorkrisenniveau von 2007. Im Gegenzug hatten sich die Exporte nach Indien mehr als verdreifacht. Der Subkontinent war in den ersten beiden Quartalen 2011 bereits vor Deutschland das viertgrößte Abnehmerland Hongkongs.