Asien Kurier  7/2009 vom 1. Juli 2009
Hongkong

Volle Auftragsb�cher f�r Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen

Von Dr. Roland Rohde, Germany Trade & Invest in Hongkong

Hongkongs Nahrungsmittel- und Getr�nkebranche durchlebt seit Jahren einen kleinen Boom, dem auch die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise nichts anhaben konnte. Die Branchenimporte sind auch im Krisenjahr 2008 kr�ftig gestiegen, und f�r 2009 wird ein Rekordwert erwartet.

Befl�gelt wurde der Aufschwung vor allem von den zahlreichen Lebensmittelskandalen auf dem benachbarten Festland. Zuletzt hatten 2008 Nachrichten �ber vergiftete Milchprodukte weltweit die Runde gemacht und das Vertrauen der Hongkonger, aber auch der chinesischen Verbraucher in "made in China"-Produkte untergraben.

Die Konsumenten wichen daher auch in anderen Sparten vermehrt auf Hongkonger Produkte aus, zumal diese st�rker dem lokalen Geschmack entsprechen als Importwaren aus �bersee. Die inl�ndischen Nahrungsmittel- und Getr�nkehersteller der fr�heren Kronkolonie freuten sich daher �ber volle Auftragsb�cher und einen steigenden Umsatz.

Sie bilden zusammen mit der Druckindustrie die letzte gro�e einheimische Branche des verarbeitenden Gewerbes. Im Jahr 2007 besch�ftigten nach Angaben des Statistikamtes rund 750 Betriebe mehr als 23.000 Mitarbeiter. Die gr��ten Sparten bilden die Hersteller von Backwaren, Nudeln, T�ten- und Fertigsuppen sowie von So�en. Daneben spielt noch die Verarbeitung von Fisch und Meeresfr�chten sowie die Getr�nkeindustrie eine Rolle.

Zwar produzieren die meisten Betriebe �berwiegend f�r den einheimischen Bedarf, das Auslandsgesch�ft spielt aber eine immer gr��ere Rolle. So exportierte Hongkong 2008 Nahrungsmittel und Getr�nke im Wert von �ber 250 Millionen US-Dollar, eine Steigerung von 7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In diesen Zahlen sind wohlgemerkt keine Wiederausfuhren enthalten.

Im Laufe des Jahres 2008 haben nicht wenige Betriebe ihr Personal aufgestockt und in ihre Fertigung investiert. Die Industrie muss ihre Produktion weiter modernisieren und automatisieren, ansonsten kann sie nicht mit den niedrigen L�hnen auf dem benachbarten Festland mithalten. Das gilt insbesondere f�r den Verpackungs- und Abf�llprozess.

Dieser Trend machte sich insbesondere bei den entsprechenden Maschineneinfuhren bemerkbar, denn Hongkong muss nahezu 100 Prozent des Bedarfs an Anlageg�tern importieren. Im Jahr 2008 stiegen die Einfuhren von nahrungsmittelverarbeitenden, Verpackungs- und Abf�llmaschinen um �ber ein Drittel auf 83 Millionen US-Dollar. In diesen Zahlen sind noch nicht einmal die Komponenten und Teile f�r Verpackungsmaschinen sowie die Einfuhren von Messern und Schneidwaren f�r den professionellen Bedarf enthalten.

Das Importwachstum hat sich in den ersten Monaten 2009 nur ein wenig abgeschw�cht, so dass Branchenkenner bis zum Dezember einen Wert von 90 bis 100 Millionen US-Dollar erwarten. Doch die Vorhersagen sind - nicht so sehr wegen der Krise - mit Unsicherheit behaftete. Aufgrund der relativ geringen Anzahl der Branchenbetriebe kann es zu statistischen Ausschl�gen kommen, wenn beispielsweise ein Gro�unternehmen seine gesamte Fertigung modernisiert.

Vieles h�ngt zudem von der weiteren Entwicklung auf dem benachbarten s�dchinesischen Markt ab. Ein Gro�teil der Hongkonger Branchenmaschinenimporte ist f�r die dortigen Betriebe bestimmt. Im Jahre 2008 beliefen sich die entsprechenden Wiederausfuhren in die Volksrepublik auf �ber 50 Millionen US-Dollar, eine Steigerung von knapp einem Drittel gegen�ber 2007.

Die s�dchinesischen Nahrungsmittel- und Getr�nkehersteller haben angesichts der Skandale nicht die H�nde in den Scho� gelegt, sondern versucht, ihre Produktion mit Hilfe moderner Maschinen zu automatisieren und damit sicherer zu machen. Auch 2009 d�rften sie weiter investieren, denn die meisten Unternehmen sind kaum von der Wirtschaftskrise betroffen, da ein Gro�teil ihrer Waren f�r den weiterhin kr�ftig wachsenden Inlandsbedarf bestimmt ist.

Insgesamt gab es 2007 in der Provinz Guangdong 870 Betriebe der Nahrungsmittel- und Getr�nkeindustrie, die knapp 200.000 Mitarbeiter besch�ftigten. In diesen Zahlen sind jedoch lediglich Unternehmen mit einem Jahresumsatz ab rund 700.000 US-Dollar enthalten, so dass die Anzahl der gesamten Branchenbetriebe um den Faktor 10 bis 20 h�her liegen d�rften.

Allerdings k�nnen sich nur die finanzstarken gr��eren Firmen eine automatisierte Fertigung sowie die Anschaffung von kostspieligen Importmaschinen leisten. Kleinere Einheiten, bei denen es sich oftmals um winzige Familienbetriebe mit sehr traditionellen Fertigungsmethoden handelt, setzten derweil auf preiswerte Lowtech-Anlagen aus einheimischer Fertigung.

Deutsche Anbieter lieferten 2008 Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen im Wert von 10 Millionen US-Dollar nach Hongkong, eine Steigerung von weit �ber 40 Prozent gegen�ber dem Vorjahr. Mit einem Einfuhranteil von 12 Prozent lagen sie damit auf Augenh�he mit den Hauptkonkurrenten aus den USA, Italien, Japan und Taiwan. Andere L�nder spielten derweil in der Zollstatistik kaum eine Rolle.