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Almaty ist die größte Stadt Kasachstans und das Wirtschaftszentrum des Landes. Die "südliche Hauptstadt", wie die Metropole auch genannt wird, verfügt über ein großes touristisches Potenzial. Internationale Sportveranstaltungen sollen Almaty bekannter machen. Die Stadt bewirbt sich um die Winterolympiade 2022. Angesichts der angespannten ökologischen Lage und des Bevölkerungswachstums investiert Almaty in den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur.
Wirtschafts- und Finanzmetropole
Almaty besticht durch seine traumhafte Lage vor der Kulisse der Alatau-Berge, die direkt vor der Stadt auf bis zu 5.000 Meter aufragen. Die Lage hat aber auch ihre Schattenseiten. Almaty befindet sich in einer stark erdbebengefährdeten Zone. Und wegen des Autoverkehrs und der Kessellage herrscht über der Stadt eine der intensivsten Smogwolken der Welt. Den kühlen Wind von den Bergen bremsen heute Bauten, die sich immer weiter die Berghänge hinaufziehen - und denen auch die meisten Apfelhaine weichen mussten. Nur noch an wenigen Stellen wächst heute der riesige Aportapfel, das Symbol der Metropole Almaty, die auf Kasachisch "Stadt der Äpfel" heißt.
Trotz Verlegung der Hauptstadt Ende 1997 nach Astana ist Almaty nach wie vor die größte und wirtschaftlich bedeutendste Stadt Kasachstans. Die Metropole trägt ein Fünftel zur Entstehung des Bruttoinlandsprodukts und ein Viertel zum landesweiten Steueraufkommen bei. Offiziell zählt Almaty rund 1,5 Millionen Einwohner, tatsächlich könnten im Großraum aber bereits bis zu 3 Millionen Menschen leben. Die Stadt wächst weiter und zieht Zuwanderer aus dem ganzen Land an.
Ausbau der Verkehrsinfrastruktur
Staus und dicke Luft - die Verkehrsinfrastruktur in Almaty hat in den vergangenen Jahren nicht mit dem Bevölkerungswachstum Schritt gehalten. Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) muss dringend ausgebaut werden. Hier besteht großer Nachholbedarf. Bislang entfallen nur rund 30% des Personentransports in Almaty auf den ÖPNV, und hiervon wiederum mehr als 90% auf Stadtbusse, die stark überlastet sind. Allerdings wurden in den letzten Jahren mit Unterstützung der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) bei der Modernisierung des Fuhrparks und der Umstellung auf gasbetriebene Motoren Fortschritte erzielt.
Ein weiterer wichtiger Schritt war die Eröffnung der ersten U-Bahnlinie Ende 2011. Bislang ist die Metro mit einer Länge von knapp 9 km und sieben Stationen noch überschaubar. Im Frühjahr 2015 steht jedoch die Eröffnung zweier weiterer Haltestellen an. Zusätzliche Entlastung soll in den kommenden Jahren der Bau einer S-Bahn (LRT, Light Rail Transit) und die Einführung eines Schnellbussystems bringen.
Noch sind aber die rund 530.000 in der Stadt registrierten Pkw das Hauptverkehrsmittel in Almaty. Für viele Stadtbewohner ist das Zubrot als Schwarztaxifahrer eine wichtige Einkommensquelle. Hinzu kommen pro Tag bis zu 250.000 Autos aus dem Umland. Ein Netz an Vorortzügen gibt es nicht. Nach Angaben der Stadtverwaltung trägt der Autoverkehr 80% zur Luftverschmutzung in Almaty bei. Für Entlastung von Durchgangsverkehr soll künftig eine Ringautobahn sorgen.
Gasbetrieb statt Kohlekraftwerke
Vor dem Hintergrund der angespannten �kologischen Lage r�stet der Stromversorger Almatinskije Elektritscheskije Stanzii (www.ales.kz) die drei W�rmekraftwerke der Stadt schrittweise von Kohle- auf Gasbefeuerung um. Das Kraftwerk TEZ-1 wird bereits zur H�lfte mit Gas betrieben. Die Anlage TEZ-2 sollte bis Ende 2016 umger�stet werden, der Prozess k�nnte sich nach Aussagen von Bissembek Sabyrkulow, dem Direktor des Kraftwerks, aber l�nger hinziehen. Viele Vororte haben indes in den vergangenen Jahren einen Gasanschluss erhalten. Zuvor hatten auch sie mit Kohle geheizt.
M�llverarbeitungswerk geplant
Die moderne Abfallwirtschaft steckt in Kasachstan noch in den Kinderschuhen. Dies gilt auch f�r Almaty. Allerdings plant die Stadt in den n�chsten Jahren Investitionen von bis zu 150 Millionen US$ in die Modernisierung der kommunalen M�llentsorgung. Vorgesehen ist der Bau einer neuen M�lldeponie, eines M�llverarbeitungswerks und einer Biogasanlage. Dabei hofft die Stadt auf finanzielle Unterst�tzung seitens der EBWE. Investitionen laufen auch in die Erneuerung der Wasser- und Fernw�rmeleitungen.
Tourismusinfrastruktur
Von Almaty k�nnen die Berge innerhalb von einer halben Stunde Busfahrt erreicht werden. Mit seiner Lage zu F��en des Transili-Alatau, eines Teilgebirges des Tienschan, verf�gt die Stadt �ber ein gro�es touristisches Potenzial, vor allem f�r den Wintersport. Nach der Ausrichtung der Asiatischen Winterspiele 2011 bereitet sich die Stadt auf das zweite internationale Sportereignis vor: die Winteruniversiade. Anfang 2017 sollen die Weltsportspiele der Studenten rund 3.500 Sportler aus 50 L�ndern und 100.000 G�ste anlocken. Die Bauarbeiten an zwei Eisarenen mit 12.000 und 3.000 Pl�tzen sowie Wohnheimen f�r die Teilnehmer haben 2014 begonnen.
Im Jahr 2022 k�nnte ein noch gr��eres Sportereignis anstehen. Gemeinsam mit Beijing ist Almaty der einzige verbliebene Bewerber f�r die Olympischen Winterspiele 2022. Bei der Ausrichtung der Olympiade w�rde Almaty davon profitieren, dass ein Gro�teil der Sportinfrastruktur bereits besteht. Die Stadtv�ter sehen die Winterspiele als Chance, um Almaty sowie ganz Kasachstan weltweit bekannter zu machen und den Tourismus zu f�rdern. Impulse erhoffen sie sich auch von dem umstrittenen Bau des 1,35 Milliarden US$ teuren Skiressorts K�k-Shailjau in den Bergen oberhalb der Stadt.