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In Korea gelten ab 2016 neue Bestimmungen für CO2-Emissionen von Kfz. Die Grenzwerte wurden im Herbst 2014 an das Niveau europäischer Länder angepasst. Im Gegenzug hatte die Regierung ein ursprünglich für 2015 vorgesehenes System zur Besteuerung von Fahrzeugen mit hohem CO2-Verbrauch auf 2020 verschoben. Vertreter der Automobilbranche sehen die neuen Regeln dennoch kritisch. Derweil steigt der Verkauf von Elektrofahrzeugen in Südkorea weiter an.
Die koreanische Regierung kündigte Mitte September 2014 an, von 2016 bis 2020 die Emissionen bei Kfz strenger regulieren zu wollen. Auf diese Weise will Korea dem Ziel näher kommen, die globalen Standards zur Reduktion von Treibhausgasen erfüllen zu können. Das Umweltministerium sowie das Ministerium für Handel, Industrie und Energie teilten mit, dass die Flottenziele für Kohlendioxid-(CO2)Emissionen im Zeitraum 2016 bis 2010 auf 97g CO2/km abgesenkt werden. Auch in Bezug auf den Verbrauch wurde gemäß der Bestimmungen "Framework Act on Low Carbon, Green Growth" (Art. 47) und des "Clear Conservation Act" (Art. 76.2) das Ziel für 2020 auf 24,3 km pro Liter Treibstoff festgelegt.
Die neuen Bestimmungen in Korea liegen von der Größenordnung her bereits auf einem Niveau mit denen der Europäischen Union und Japans und werden von Branchenvertretern als sehr anspruchsvoll bezeichnet. Die Werte entsprechen einer Verschärfung um rund 30% im Vergleich mit den derzeit gültigen Bestimmungen. Für die Periode 2012 bis 2015 gilt noch ein Maximalwert von 140g CO2/km und von 17 km pro Liter Treibstoff. Derzeit sind nur Fahrzeuge bis zu einem Gewicht von 3,5 Tonnen (t) und einer Maximalpassagierzahl von zehn betroffen. Ab 2016 werden die Bestimmungen auch auf kommerziell genutzte Fahrzeuge und Lkw sowie Minibusse mit bis zu 15 Passagieren angewendet.
Die Verschärfung der Richtlinien erreichte die Branche im Nachgang zur Anfang September 2014 aufgeschobenen Kohlenstoffemissionssteuer (Carbon Emission Tax) auf Ende 2020. Eigentlich hätte die Maßnahme im Januar 2015 eingeführt werden sollen. Die Kfz-Industrie hatte sich im Vorfeld vehement gegen dieses System ausgesprochen, das nach Implementierung Fahrzeuge mit einem hohen CO2-Ausstoß besteuert und solche mit niedrigen Emissionen subventioniert hätte. Der Regierung schien die Doppelbelastung für die Kfz-Industrie durch die Emissionssteuer gepaart mit dem kürzlich in Südkorea verabschiedeten Emissionshandelssystem (Carbon Emission Trading System) zu hoch. Ursprünglich hätten die Regelungen bereits ab Juli 2013 gültig sein sollen, wurde aber dann auf Anfang 2015 schon einmal verschoben.
Die Regierung sei noch nicht überzeugt gewesen von der Effektivität des Systems, so der Tenor in der lokalen Presse. Untersuchungen verschiedener Institute, die im Januar 2014 in Auftrag geben worden waren, zeigten, dass durch die Maßnahmen keine Reduzierung der CO2-Emissionen zu erwarten gewesen wären. Regierungsvertreter begründeten die nun stattdessen eingeführte Emissionssteuer in der lokalen Presse unter anderem damit, dass die koreanische Kfz-Industrie mit einem Ausfuhranteil der lokalen Produktion von rund 70% stark exportorientiert sei. Daher müssten sich die Branchenfirmen am weltweiten Trend hin zu treibstoffsparenden Technologien mit geringem Emissionsausstoß und den damit einhergehenden Standards orientieren.
Die koreanische Kfz-Industrie zeigte sich trotz der verschobenen Emissionssteuer nicht sonderlich begeistert von den neuen Vorschriften. Branchenvertreter äußerten in der lokalen Presse ihre Zweifel, ob die Vorschriften angesichts der Konsumgewohnheiten der Koreaner umzusetzen seien. Diese bevorzugten im Gegensatz zum japanischen und europäischen Markt eher mittlere und große Limousinen und weniger kleine Pkw, so die Stimmen. Nach Angaben der Regierungsorganisation Kemco (Korea Energy Management Corporation) erfüllt derzeit kein Modell in Korea den künftig erforderlichen Standard von einem Liter Treibstoffverbrauch auf einer Strecke von 24,3 km.
Für deutsche Unternehmen, die in den letzten Jahren einen rasanten Anstieg der Pkw-Lieferungen nach Südkorea verzeichnen konnten, sind die neuen Bestimmungen ebenfalls kritisch. So müssen die Hersteller den Zielwert nicht wie in der EU ab 2020, sondern bereits ab 2016 mit einem jährlich steigenden Prozentsatz ihrer Flotte erfüllen bis 2020 dann 100% erreicht sind. Gleichzeitig liegt Brancheninsidern zu Folge die Basis der Flotte in Südkorea um 10g CO2/km höher als in Europa. Als Wettbewerbsnachteil könnte sich darüber hinaus erweisen, dass die neuen Flottenziele für deutsche Firmen mit ihrem spezifischen Angebotsportfolio besonders schwer zu erreichen sind.
Derweil steigt in Korea der Verkauf von Hybrid- und Elektrofahrzeugen von geringem Niveau aus an. Während 2011 nur 338 Elektrofahrzeuge registriert waren, erreichte deren Zahl im Juni 2014 schon 2.534 Einheiten. Von dieser Entwicklung profitieren auch lokale Batteriehersteller wie das Unternehmen LG Chem, das mittlerweile weltweit 20 Kfz-Hersteller weltweit mit Batterien beliefert wie unter anderem Hyundai, General Motors, Renault-Nissan, Ford und zuletzt auch Audi. LG Chem gilt mit einem Marktanteil von rund 30% als weltweit größter Lieferant für Kfz-Batterien. Auch Samsung SDI, seines Zeichens viertgrößtes Branchenunternehmen, setzt auf internationale Kooperationen und beliefert unter anderem deutsche Firmen wie BMW.
Mehrere Elektroauto-Projekte
Der größte Discount-Einzelhändler des Landes, E-Mart, installierte im September 2014 an 80 seiner Geschäfte Ladestationen für E-Autos. Die Idee hinter dem Projekt: Während die Konsumenten einkaufen, werden gleichzeitig deren Pkw aufgeladen. Das Projekt wird in Kooperation mit dem koreanischen Umweltministerium, mit der IT-Firma Posco ICT und BMW Korea durchgeführt. E-Mart stellt dabei das Grundstück, während die Stationen von BMW und Posco betrieben werden. Alle derzeit in Südkorea verfügbaren E-Fahrzeuge können an den Stationen "betankt" werden.
Nach Umsetzung der Initiative sind in 35 koreanischen Städten Ladestationen verfügbar. Bisher konzentrierte sich diese vor allem im Großraum Seoul und auf der Insel Jeju. Auch die Telekommunikationsgesellschaft KT kündigte im September 2014 an, bis 2019 in 400 Filialen Ladestationen für Elektrofahrzeuge zu implementieren. Renault Samsung gab im August bekannt, im Rahmen eines Pilotprojekts mit der Stadt Seoul einem privaten Taxibetreiber künftig zehn Elektroautos zur Verfügung zu stellen. Während der Pilotphase von September 2014 bis April 2015 kommt der Konzern für die Wartung der Fahrzeuge auf, während die Stadt die Elektrotaxis von den Tunnel-Mautgebühren befreit.