Asien Kurier  9/2009 vom 1. September 2009
Malaysia / Umwelt

Umweltpass f�r nachhaltiges Bauen

Von Anna Westenberger, Germany Trade & Invest

In Malaysia k�nnen Neubauten eine Umweltzertifizierung erhalten. Der "Green Building Index" (GBI) bewertet Geb�ude nach einer Reihe von Schl�sselkriterien und soll nachhaltiges Bauen f�rdern. Schadstoffarme und ressourcenschonende Produkte sowie energiesparende Technologien m�ssen zum Gro�teil importiert werden.

Der Umweltpass soll Neubauten anhand von Kriterien, wie Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und Wohnqualit�t, bewerten. Der Index soll sowohl in der Bauwirtschaft als auch in der �ffentlichkeit ein st�rkeres Bewusstsein f�r Umweltthemen schaffen und Richtlinien f�r "gr�nes" Bauen vorgeben. Das Land reiht sich damit in die Riege derjenigen ein, die bereits seit den 1990er Jahren �hnliche Einstufungssysteme aufgebaut haben, wie beispielsweise Gro�britannien (BREEAM) und die USA (LEED).

Der GBI wurde von der lokalen Architektenvereinigung Pertubuhan Akitek Malaysia (PAM) und dem Ingenieurverband Association of Consulting Engineers Malaysia (ACEM) entwickelt, die zu diesem Zweck die gemeinsame Tochtergesellschaft Greenbuildingindex gegr�ndet haben. In ihrem Vorhaben wurden sie von Seiten der Immobilien- und Bauwirtschaft sowie von der Regierung unterst�tzt.

Die Bewertung von Geb�uden wird nach einigen Schl�sselkriterien vorgenommen. Im Vordergrund steht die Energieeffizienz, aber auch der Einsparung von Wasser wird gro�e Bedeutung beigemessen. Au�erdem wird die Qualit�t der Innenr�ume betrachtet, vor allem unter dem Gesichtspunkt der Schadstoffbelastung. Die Bauweise und die Herstellung des Baumaterials sollten m�glichst ressourcenschonend und umweltvertr�glich sein. Des Weiteren z�hlen Innovation sowie nachhaltige Planung und Verwaltung der Immobilie.

Der GBI ist neben GREENMARK aus Singapur der einzige Index, der f�r tropisches Klima konzipiert wurde. Er ist zudem speziell auf Malaysia ausgerichtet und unterscheidet sich insofern vom GREENMARK-Index, der einen h�heren Entwicklungsstand voraussetzt. Laut seinen Erfindern orientiert sich der GBI an internationalen Standards und Best Practices, passt sich dabei jedoch an die lokalen Verh�ltnisse und M�glichkeiten an.

Um die Bewertung m�glichst zielgenau vornehmen zu k�nnen, wird zwischen Wohn- und Gewerbeimmobilien beziehungsweise �ffentlichen Geb�uden unterschieden. Bei privat genutzten Geb�uden liegt das gr��te Gewicht auf der nachhaltigen Planung und Verwaltung. Vor allem auf den Zugang zu �ffentlichen Verkehrsmitteln wird Wert gelegt. Zweitwichtigstes Kriterium bei der Einstufung von Wohnraum ist der Energieverbrauch. Die private Nachfrage nach Immobilien, die diese Kriterien erf�llen, ist laut PAM und ACEM in Malaysia merklich gestiegen. Bei Gewerbeimmobilien und �ffentlichen Geb�uden, wie Universit�ten, Verwaltungseinrichtungen oder Krankenh�usern, liegt der Bewertungsschwerpunkt auf der Energieeffizienz sowie der Innenraumqualit�t.

Der GBI bietet vier m�gliche Zertifizierungsergebnisse. Punkte werden sowohl f�r die Erf�llung der Schl�sselkriterien als auch f�r dar�ber hinaus gehende "gr�ne" Eigenschaften von Geb�uden vergeben. Der Prozess sieht vor, dass die erste Bewertung w�hrend der Planungsphase eines Projektes vorgenommen wird. Die zweite Pr�fung findet ein Jahr nach Bezug des Geb�udes statt. Anschlie�end wird im Dreijahresrhythmus eine Neueinstufung vorgenommen, um zu gew�hrleisten, dass die Immobilie instand gehalten wird. Um die Chancen auf eine bestimmte Zertifizierung zu erh�hen, k�nnen vom Green Building Index Accreditation Panel anerkannte Berater engagiert werden. Ein Index f�r bestehende Geb�ude befindet sich in Vorbereitung und soll noch im Laufe des Jahres eingef�hrt werden.

Laut World Green Building Council steht der Geb�udesektor f�r insgesamt rund 40 Prozent des weltweiten Energie- und 12 Prozent des Wasserverbrauchs. Auch in Malaysia ist der Handlungsbedarf gro�, denn beim Bau der meisten Geb�ude sowohl im Wohn- als auch im gewerblichen Bereich stehen kurzfristige Kostenaspekte im Vordergrund. Entsprechend wenig wird in energieeffiziente Technik und Materialien investiert. Viele H�user haben eine schlechte W�rmeisolierung, und die Klimaanlagen verf�gen meist nicht �ber eine Einzelraumregelung, sondern werden f�r ganze Etagen eingestellt. Entsprechende Sensortechnik, die eine ma�volle K�hlung gew�hrleisten k�nnte, ist ebenfalls kaum vorhanden. Die Nutzung des reichlichen Sonnenlichts durch thermische Solaranlagen f�r die Wassererw�rmung oder durch Photovoltaikanlagen ist ebenfalls nicht verbreitet. Auch bei der Raumbeleuchtung k�nnte in den meisten Geb�uden der Stromverbrauch durch Energiesparlampen und eine automatische Steuerung deutlich gesenkt werden.

Um den Wasserverbrauch zu reduzieren, schl�gt Greenbuildingindex beispielsweise die Installation von wasserlosen Urinalen, sparsamen Toilettensp�lungen und Sensorsystemen f�r Wasserh�hne vor. Au�erdem k�nnte Regenwasser auf den D�chern aufgefangen und gespeichert werden. Im Bereich der Innenr�ume sollen in Zukunft verst�rkt Materialien eingesetzt werden, die unsch�dlich f�r Mensch und Umwelt sind. Auch die Verwendung von Baustoffen, die in der Produktion nur geringe Schadstoff- und Abfallmengen erzeugen, soll der GBI f�rdern. Bislang m�ssen sowohl die entsprechende Technik als auch die Materialien �berwiegend importiert werden. Einige ausl�ndische Anbieter sind bereits mit einer eigenen Niederlassung vor Ort vertreten.

Die zus�tzlichen Kosten, die durch die "gr�ne" Bauweise entstehen, sch�tzt Greenbuildingindex auf 3 bis 15 Prozent, abh�ngig vom angestrebten Zertifizierungsgrad. Die hohe Preissensitivit�t in Malaysia d�rfte die Umsetzung der GBI-Anforderungen erschweren. Die Initiatoren hoffen, dass die langfristig geringeren Betriebskosten, bessere Vermietbarkeit und Verkaufschancen sowie der Imagegewinn f�r gro�e Firmen ausreichende Anreize darstellen. In Kuala Lumpur werden bereits einige Pilotprojekte nach GBI-Kriterien umgesetzt. Die PAM schl�gt vor, dass die Regierung zus�tzlich eine Reihe von F�rderma�nahmen auf den Weg bringt, darunter steuerliche Vorteile f�r zertifizierte Geb�ude sowie die Abschaffung der Import- und Verkaufsteuer auf als "gr�n" deklarierte Produkte.

Premierminister Najib Razak hat Ende Juli 2009 ein regierungseigenes Programm zur Entwicklung umweltfreundlicher Technologien vorgestellt. Die "National Green Technology Policy" sieht den Aufbau einer lokalen "gr�nen" Industrie vor, die als Wachstumstreiber f�r die gesamte Wirtschaft dient und gleichzeitig als Garant f�r Nachhaltigkeit fungiert.

In einem ersten Schritt sollen Normen eingef�hrt sowie die Verf�gbarkeit entsprechender Produkte auf dem heimischen Markt gew�hrleistet werden. Die Regierung will zudem in- und ausl�ndische Direktinvestitionen ebenso wie Forschung und Entwicklung in diesem Bereich f�rdern, um mittelfristig das lokale Angebot zu erh�hen. Die Errichtung von strategischen "Green Technology Hubs" sowie die Schaffung und Koordination zust�ndiger Institutionen sollen f�r verbesserte Rahmenbedingungen sorgen. Geplant sind auch Finanzierungsmechanismen und die steuerliche F�rderung von Investitionen. Langfristig m�chte Malaysia zu einem konkurrenzf�higen Produktionsstandort f�r "gr�ne" Technologien aufsteigen.

Adressen

Greenbuildingindex
4 & 6 Jalan Tangsi, 50480 Kuala Lumpur
Tel.: 60 3 2693 4182
Fax: 60 3 2692 8782
Email: [email protected]
Web: www.greenbuildingindex.org

Ministry of Energy, Green Technology and Water
Block E4/5 Parcel E, Federal Government Administrative Centre
62668 Putrajaya
Tel.: 60 3 8883 6200
Fax: 60 3 8889 3712
Web: www.ktak.gov.my