Asien Kurier  7/2009 vom 1. Juli 2009
Mongolei

Investoren f�r Rohstoffprojekte gesucht

Von Gerit Schulze, Germany Trade & Invest

Auch weiterhin kann die Mongolei mit Gro�investitionen aus Russland rechnen. Ein verst�rktes Engagement ist in den Bereichen Eisenbahn, Landwirtschaft und Bergbau zu erwarten. Die weltweit sinkenden Preise f�r wichtige Ausfuhrg�ter haben den Wirtschaftsaufschwung in der Mongolei allerdings vorerst gestoppt. F�r die n�chsten beiden Jahre wird mit einer deutlichen Verlangsamung des Wachstums gerechnet.

Das bekommen auch deutsche Lieferanten zu sp�ren.

Auch die Mongolei muss sich angesichts der globalen Konjunkturkrise von hohen Wachstumsraten verabschieden. Grund sind die fallenden Weltmarktpreise f�r wichtige Exportg�ter wie Kupfer und Kaschmir. Nach einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 8,9 Prozent im Jahr 2008 erwartet der Internationale W�hrungsfonds (IWF) f�r das laufende Jahr nur noch ein Wachstum von 2,7 Prozent. F�r 2010 prognostiziert der IWF ein Plus von 4,3 Prozent.

Da die Staatseinnahmen infolge der sinkenden Weltmarktpreise f�r wichtige Exportg�ter zum Jahresende niedriger ausfielen, verzeichnete die Mongolei 2008 erstmals sei drei Jahren wieder ein Haushaltsdefizit von rund 5 Prozent. Gleichzeitig erreichte die Inflationsrate mit 28 Prozent den h�chsten Stand seit einem Jahrzehnt. F�r 2009 und 2010 werden aber deutlich niedrigere Preissteigerungen um 10 Prozent erwartet.

Wichtigster Wachstumstreiber war 2008 der Dienstleistungssektor mit einem Zugewinn von 16 Prozent. Dagegen stagnierte die Industrieproduktion nahezu (+1%), wie die Asian Development Bank in einem aktuellen Report schreibt. Die traditionell wichtige Landwirtschaft konnte sich dank g�nstiger Wetterverh�ltnisse gut entwickeln. Der Agrarsektor legte 2008 um 5 Prozent zu, wozu vor allem die Weizenernte mit einem Plus von 86 Prozent beigetragen hat. Der Viehbestand (vor allem Ziegen, Schafe, Rinder) stieg um 7,5 Prozent auf 43,3 Millionen.

F�r deutsche Unternehmen war 2008 das bisher erfolgreichste Jahr. Sie lieferten nach Angaben des mongolischen Statistikamtes Waren f�r 93 Millionen US-Dollar in das asiatische Land, ein Plus von 22 Prozent gegen�ber 2007. Allerdings brachen die Exporte zum Jahresende deutlich ein. Im Januar 2009 lagen die deutschen Lieferungen um ein F�nftel unter dem Vorjahreswert.

Ein immer wichtigerer Handelspartner ist jedoch Russland, mit dem die Mongolei �ber 20 Prozent ihres Au�enhandels abwickelt. Im Jahr 2008 erreichte das Handelsvolumen einen Wert von �ber 1,3 Milliarden US-Dollar, darunter russische Lieferungen f�r mehr als 1,2 Milliarden US-Dollar. Damit bezieht die Mongolei ein Drittel ihrer Einfuhren aus dem Nachbarland.

Trotz der aktuellen Schw�chephase sch�tzen russische Firmen die Wachstumschancen in der Mongolei immer noch als sehr gut ein. Im Mai 2009 wurden weitere Kooperationsvereinbarungen getroffen. So wurde unter anderem die Gr�ndung eines Joint Venture zwischen der russischen Bahngesellschaft RZhD sowie den mongolischen Unternehmen Erdenes MGL und Mongolyn tomor sam (MTS) vereinbart. Erdenes MGL ist ein Staatsbetrieb, der Bergbauprojekte in der Mongolei entwickelt und umsetzt (unter anderem Kohle, Gold, Uran und Silber). Mongolyn tomor sam kontrolliert das Fiberoptik-Netz der mongolischen Bahn.

�ber das Gemeinschaftsprojekt sollen verschiedene Lagerst�tten erschlossen und an das Schienennetz angebunden werden. Die russische Seite verpflichtet sich, die daf�r n�tigen Investoren zu gewinnen. Im Gespr�ch ist ein Kapitalbedarf von 7 Milliarden US-Dollar. Die Investoren sollen per Ausschreibung ausgew�hlt werden und an den Rohstoff-Projekten einen Anteil von 75 Prozent minus einer Aktie bekommen. Der Rest entf�llt auf das neue russisch-mongolische Joint Venture. Die Kapitalgeber m�ssen nicht per se aus Russland kommen. Nach Berichten Moskauer Tageszeitungen f�hrt Ulan-Bator auch Gespr�che mit japanischen, chinesischen, US-amerikanischen und brasilianischen Unternehmen.

Besonders begehrt ist dabei die Kohlelagerst�tte Tawan-Tolgoi mit gesch�tzten Vorkommen von bis zu 6 Milliarden Tonnen. Dieser Fundort muss durch die mongolische Bahngesellschaft (www.mtz.mn, in russisch, englische Version geplant), die zu 50 Prozent der RZhD geh�rt, an das Schienennetz angebunden werden. Geplant ist ein Ausbau der Strecke Richtung Volksrepublik China und zu den russischen Fernosth�fen, um so die Kohle exportieren zu k�nnen.

Ein weiteres Gemeinschaftsprojekt soll in den n�chsten Wochen auf dem Gebiet der Uranf�rderung und -verarbeitung gestartet werden. Partner sind die russische Atomenergie-Agentur Rosatom und ihr Gegenpart aus der Mongolei.

Au�erdem will Russland dem Nachbarland 300 Millionen US-Dollar f�r die Entwicklung der Landwirtschaft als Kredit zur Verf�gung stellen. Im Gegenzug sollen mongolische Agrarbetriebe russische Landtechnik einkaufen.

F�r deutsche Unternehmen, die den lokalen Markt kennen lernen und Gesch�ftspartner vor Ort suchen wollen, bietet sich im August 2009 eine gute Gelegenheit. Vom 16. bis 22. August 2009 findet eine vom Bundesministerium f�r Wirtschaft und Technologie gef�rderte Unternehmerreise nach Ulan Bator und Erdenet statt. Themenschwerpunkte sind Maschinenbau, Bergbau, Bauwirtschaft und Landtechnik. Auf dem Programm stehen unter anderem Fachexkursionen zu wichtigen Bau- und Investitionsprojekten in der Mongolei. Die Veranstaltung wird organisiert von der Arbeitsgemeinschaft Br�cke-Osteuropa.

Adressen

Br�cke-Osteuropa
Arbeitsgemeinschaft f�r Wirtschafts- und
Technologie-Kooperation mit Osteuropa e.V.
Ansprechpartner: Ines Gr�ndel, Dr. Bernd Gross
Berlin
Tel.: 49 30 639224 58
Fax: 49 30 639224 59
Email: [email protected]
Web: www.bruecke-osteuropa.de