Asien Kurier  10/2009 vom 1. Oktober 2009
Mongolei

Attraktive Gesch�ftschancen im W�stenland

Von Gerit Schulze, Germany Trade & Invest in K�ln

Die Mongolei bietet nicht nur f�r gro�e Rohstoffkonzerne gute Gesch�ftschancen. Auch mittelst�ndische deutsche Unternehmen k�nnen als Lieferanten oder Dienstleister ins Gesch�ft kommen. Der Bedarf ist gro�: Ob Baumaschinen oder Landtechnik, Projektierungsarbeiten oder Machbarkeitsstudien - deutsches Know-how ist in vielen Bereichen gefragt.

Die Mongolei geh�rt zu den zehn rohstoffreichsten L�ndern der Erde. Reichhaltige Kohle-, Kupfer-, Uran- und Goldvorkommen werden in den n�chsten Jahren zu Milliardeninvestitionen in dem Binnenstaat f�hren. Das sorgt f�r Gesch�ftschancen in vielen anderen Sektoren der noch schwach entwickelten Wirtschaft. Dabei w�rde sich die Mongolei �ber ein verst�rktes Engagement deutscher Unternehmen freuen, um die Dominanz der beiden Nachbarl�nder Russland und VR China zu verringern.

Grunds�tzlich beabsichtigt die Regierung, die eigenen Rohstoffe st�rker zu veredeln und mehr Wertsch�pfung im Land zu behalten. So sollen unter anderem die reichen Kohlevorkommen genutzt werden, um daraus Hochofenkoks herzustellen. Eine erste Anlage wurde in der Provinz �mn�-Gobi im S�den der Mongolei in Betrieb genommen. Daneben gibt es interessante Kooperationsm�glichkeiten im Bereich Klimaschutz f�r deutsche Unternehmen. Sharyngol Energy zum Beispiel sucht Partner f�r ein CDM-Projekt (Clean Development Mechanism). "Bei unserer Produktion von Halbkoks entsteht sehr viel W�rme und Gas. Das wollen wir zur Energieerzeugung nutzen", erkl�rt Zagd-Ochir, zust�ndig f�r die Gesch�ftsentwicklung von Sharyngol Energy. Nach seinen Angaben w�re eine CO2-Einsparung von 30.000 Tonnen pro Jahr m�glich, die Projektkosten belaufen sich auf 5,3 Millionen Euro (Kontakt: [email protected]).

Neben der Verkokung will Ulan Bator seine Kohle auch f�r Verfl�ssigungsanlagen nutzen, um sich unabh�ngiger von russischen �limporten zu machen. An entsprechenden Projekten soll unter anderem ThyssenKrupp interessiert sein. Die Essener Ingenieur- und Consultinggruppe DMT hatte vor einigen Jahren bereits Untersuchungen auf diesem Gebiet in der Mongolei durchgef�hrt und die Vorhaben als wirtschaftlich eingestuft. Allerdings fehlten f�r Kohleverfl�ssigungsprojekte die n�tige Infrastruktur und die Fachkr�fte im Land, sagte ein DMT-Sprecher auf Anfrage von Germany Trade & Invest.

In der Landwirtschaft setzt Ulan Bator auf mehr Eigenversorgung mit Obst, Gem�se und Getreide. Bei Weizen will das Land bis 2010 eine 100 Prozentige Selbstversorgung erreichen (2009: rund 75 Prozent). Gro�er Bedarf besteht an Know-how bei Anbaumethoden und bei Landtechnik wie Erntemaschinen oder Beregnungsanlagen. In der Mongolei arbeiten �ber 1.000 Agrarbetriebe, davon 30 Gro�unternehmen, die jeweils mehr als 3.000 Hektar Land bewirtschaften.

Viel Potential bietet der Wohnungsbau in Ulan Bator. Die Gro�stadt ist ein Magnet f�r viele Landbewohner, denn sie bietet Arbeitspl�tze und die Aussicht auf Wohlstand. "Jedes Jahr gibt es rund 40.000 Zuz�ge nach Ulan Bator", erkl�rt Ruth Erlbeck, Programmdirektorin der Deutschen Gesellschaft f�r Technische Zusammenarbeit (GTZ) in der Mongolei. Doch die Zuwanderung hat Folgen: B�den und Trinkwasser der Millionenstadt seien kontaminiert, es gebe kein Abwasserkonzept, die meisten �lteren Geb�ude seien f�r die extremen Temperaturen nicht ausgelegt. Ulan Bator gilt mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von minus drei Grad Celsius als k�lteste Hauptstadt der Welt.

F�r deutsche Anbieter von Heiztechnik, D�mmsystemen, Filteranlagen oder Recycling-L�sungen ergeben sich gute gesch�ftliche M�glichkeiten. Als Pilotprojekt entwickelt die GTZ derzeit eine "Ecocity" am Stadtrand von Ulan Bator. Dort entstehen 2.200 Wohneinheiten f�r 10.000 Bewohner. Die Niedrigenergieh�user verf�gen �ber dezentrale Heizungs- und Sanit�rversorgung bei Nutzung erneuerbarer Energiequellen. Auf den D�chern befinden sich Solarpaneele, die wegen der g�nstigen H�henlage Ulan Bators mehr Energie erzeugen als die Bewohner der H�user verbrauchen.

Ein weiteres interessantes Gesch�ftsfeld ist die Sanierung der Plattenbauten. In Ulan Bator gibt es noch 600 solcher Geb�ude sowjetischen Typs. Sie sind baulich in einem schlechten Zustand, Wind und Frost haben den Fassaden zugesetzt, eine D�mmung ist quasi nicht vorhanden. "Eisschichten an den W�nden sind im Winter die Regel, und zwar innen", erkl�rt Landeskennerin Erlbeck.

Die GTZ hat als Modellprojekt einen Plattenbau sanieren lassen, mit Thermomantel um die Fassade und moderner Heiztechnik. Dadurch konnten bereits 70 Prozent des Heizenergieverbrauchs eingespart werden. Die Lebensdauer der Geb�ude wurde um 30 Jahre verl�ngert, die Kosten lagen bei etwa 140 US$ pro Quadratmeter Wohnfl�che. "W�ren alle Plattenbauten Ulan Bators auf diese Weise saniert, k�nnte der anderthalbfache Energieverbrauch von Wuppertal eingespart werden", rechnet Erlbeck vor. Zusammen mit der GTZ will die Stadtverwaltung nun immerhin bis zu 20 weitere Geb�ude sanieren. F�r mehr fehlt bislang das Geld, die Wohnungseigent�mer k�nnen sich eine volle Kostenumlage nicht leisten.

Nach Angaben des st�dtischen Bauamts leben immer noch viele Einwohner Ulan Bators in Jurten, den traditionellen Nomadenzelten. �ber 140.000 solcher einfachen Behausungen gibt es in der Stadt, vor allem in den Randbezirken. Sie sorgen mit ihren Kohle�fen f�r 90 Prozent der lokalen Luftverschmutzung. Die Stadtverwaltung will daher m�glichst schnell den Wohnungsbau forcieren. Ein Generalplan bis 2020 wurde bereits vor sieben Jahren von der Regierung beschlossen. Er sieht eine Ausdehnung Ulan Bators Richtung Westen vor. Dort sollen Zehntausende neuer Wohneinheiten entstehen. Daf�r plant die Verwaltung neue Anschluss- und Entsorgungsleitungen, ein Ringstra�ensystem und Parkh�user, erkl�rt ein Stadtarchitekt aus dem kommunalen Bauamt.

Der Stra�enverkehr ist eine der gr��ten Herausforderungen. Die knapp 100.000 Fahrzeuge in Ulan Bator produzieren auf den viel zu engen Fahrbahnen schon jetzt lange Staus. Wenn sich die Einwohnerzahl bis 2020 wie prognostiziert um 50 Prozent auf 1,5 Millionen erh�ht, droht ein Verkehrskollaps. Japanische Experten haben daher den Bau einer U-Bahn in Ost-West-Richtung vorgeschlagen. Die Realisierbarkeit eines solchen Vorhabens wird derzeit diskutiert.

F�r die zahlreichen Projekte muss die Mongolei die meisten Baumaterialien importieren, zum Gro�teil aus der VR China. F�r Spezialkonstruktionen aus Deutschland gibt es aber Nischen, best�tigen Experten vor Ort. Kontakte zu deutschen Lieferanten von Baumaterialien und zu m�glichen Investoren sucht zum Beispiel Dulmaa Otgonbayar, Gesch�ftsf�hrer der Firma Perffect Con (Kontakt: [email protected]). Das Unternehmen entwickelt derzeit auf 1,5 Hektar Wohngeb�ude f�r die Mittelschicht Ulan Bators. Bei Baukosten von 600 US$ je Quadratmeter seien Verlaufserl�se von 1.000 bis 1.500 US$ in guten Lagen der Hauptstadt zu erzielen, so Otgonbayar.

Transporte in die ferne Mongolei sind von Deutschland am besten �ber die Transsibirische Eisenbahn zu organisieren. Das dauert laut Emma Enkhriimaa vom Logistikunternehmen Tuushin (www.tusshin.mn) ab Berlin rund 20 Tage. Am 15. und 30. jedes Monats geht ein Container-Schnellzug nach Ulan Bator. Auf dem Seeweg br�uchten die G�ter mindestens 60 Tage, so die Vizechefin von Tuushin.

Wer deutschsprachiges Personal f�r Vertrieb, Service oder Dolmetschen sucht, trifft auf ein erstaunlich gro�es Reservoir. Rund 30.000 Mongolen haben in Deutschland (beziehungsweise in der fr�heren DDR) studiert und entsprechend gro�e Affinit�t zur Sprache. Kontakte vermitteln kann die Mongolisch-Deutsche Br�cke in Ulan Bator, ein Netzwerk von mongolischen Deutschland-Absolventen.

Die mongolische Wirtschaft wuchs in den letzten sechs Jahren jeweils zwischen 5 und 13 Prozent. Wegen der stark gefallenen Kupfer- und Kaschmirpreise - zwei der Hauptexportg�ter - und verringerter Investitionst�tigkeit ist das Bruttoinlandsprodukt 2009 r�ckl�ufig. Im 1. Halbjahr lag das Minus bei 1,3 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode. W�hrend Landwirtschaft und Dienstleistungssektor zulegen konnten, mussten Industrie und Bauwirtschaft starke Einbr�che von rund 7 Prozent hinnehmen.

Adressen

Construction, Urban Development and Planning Department of Ulaanbaatar City
Ansprechpartner: Architekt O. Odbayar
Hangarid palace, Ts. Jigjidjav street
Chingeltei district
Ulaanbaatar 15160 / Mongolia
Tel.: 976 11 324975
Fax: 976 11 3218 08
Email: [email protected]
Web: www.cud.ub.gov.mn

Mongolisch-Deutsche Br�cke (MDB)
Vorstandsvorsitzender: Ts. Batmunkh
"Old Plaza" 308, Seoul Street 6/2
Ulaanbaatar 44
210644 Mongolia
Tel./Fax: 976 11 315990
Email: [email protected]
Web: www.mdb.mn