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Asien Kurier  8/2011 vom 1. August 2011
Philippinen

Wassermangel zu befürchten

Nur etwa 10 Prozent der Bevölkerung sind an die Kanalisation angeschlossen; Agrarwirtschaft und Bergbau leiten organisch und chemisch belastete Wasser ab

Von Jürgen Maurer, Germany Trade & Invest in Taipei

Die Philippinen sind reich an Wasser. Mit 421 größeren Flussbecken, 16 großen Seen, einem jährlichen Niederschlagsdurchschnitt von 2.400 mm sowie einer der längsten Küstenlinien der Welt scheint das mehr als 7.000 Inseln umfassende Archipel Wasser im Überfluss zu haben. Dennoch treten immer wieder Wasserkrisen auf, natürliche oder von Menschen gemachte.

Kinder am Pasig-River: Sie wissen nicht wie schmutzig das Wasser ist.
Foto:Ralph Rieth

In den Sommermonaten werden die Philippinen regelmäßig von Taifunen heimgesucht, die das Land überfluten. Aber im Jahr 2010 beispielsweise hat das El-Nino-Phänomen dazu geführt, dass zu wenig Regen fiel, der wichtigsten Quelle für Frischwasser. Dementsprechend sank der Pegel in den Wasserreservoirs deutlich, was die Versorgung der Stadtbevölkerung wie auch das Wassermanagement auf dem Land schwierig gestaltete.

Solcherart Krisen führen die Notwendigkeit von Veränderungen vor Augen. So hat die Wasserkrise im Großraum Manila Mitte der 90er-Jahre, verursacht durch marode Leitungen, einen hohen Wasserverlust sowie eine steigende Nutzerzahl, die Regierung dazu veranlasst, das Wassersystem der Hauptstadtregion zu reformieren (National Water Crisis Act of 1995). Die Wasserver- und -entsorgung der Metropolitan Waterworks and Sewage System (MWSS) wurde 1997 privatisiert und an zwei Unternehmen lizensiert, die Manila Water Company für die östliche Hauptstadtregion und die Maynilad Water Services für den westlichen Bereich.

Während die gröbsten Versäumnisse bei der Versorgung Manilas behoben sein sollen, gehen die Prognosen für 2025 dennoch davon aus, dass es sowohl in Zentral-Luzon mit Manila als der wichtigsten Agglomeration und in Zentral Visayas mit Cebu als zweitgrößter Metropole zu Wassermangel kommen wird, so der Integrated Water Resources Management Plan.

Dabei setzt das Szenario hohes Wirtschaftswachstum und keine grundlegenden Verbesserungen der Wasserversorgung voraus. Zudem ist davon auszugehen, dass die philippinische Bevölkerung mit der gleichen Zuwachsrate von etwa 2 Prozent wächst wie bisher. Im Jahr 2010 hatten die Philippinen 94,7 Millionen Einwohner.

Schon heute ist das Wasserproblem akut. Bislang erfolgt die Wasserversorgung Manilas zu 97 Prozent durch Entnahme aus dem Angat-Fluss und der Rest durch Grundwasser. Nach Angaben des MWSS ist damit eine sichere Versorgung von 4.000 Millionen Liter pro Tag gegeben, allerdings wird der Wasserverbrauch 2010 auf über 5.100 Millionen Tagesliter geschätzt.

In insgesamt 17 von 20 der größeren Flussbecken der Philippinen wird den Prognosen zufolge im Jahr 2025 mehr Wasser verbraucht als durch Regen erneuert wird. Daher hat die MWSS beispielsweise für den Großraum Manila mehrere Projekte vorgesehen, um die Versorgungslage zu verbessern. Dazu gehören der Bau neuer Dämme, wie der Liaban- (Kapazität: 1.900 MLD, Millionen Liter pro Tag), Kanam- (3.270 MLD) und Agos-Damm (3.000 MLD), aber auch die Umleitung von Wasser aus anderen Flüssen.

Abgesehen von der Wasserversorgung ist auch die Entsorgung ein wachsendes Problem. Die Investitionen in die Wasserversorgung übersteigen die Investitionen in die Abwasserbehandlung um eine Vielfaches. Manila Water hat nach eigenen Angaben bislang 36 Kläranlagen gebaut, deren Kapazität circa 135 Millionen Liter pro Tag beträgt. In den nächsten Jahren will das Unternehmen mehr als eine Milliarde US$ investieren, um den "Three-River-Masterplan" umzusetzen. Dieser sieht vor, die drei wichtigsten Wasseradern in Manila - die Flüsse Marikana, San Juan und Pasig - durch eine Reihe von Kläranlagen zu säubern.

Auch Maynilad wird in den Bau von Kläranlagen investieren, um in seinem Einzugsbereich für eine bessere Abwasserreinigung zu sorgen. Bis 2015 will die Firma mehr als zehn neue Kläranlagen bauen, die zusammen eine Kapazität von 57 Millionen Liter pro Tag haben sollen. Derzeit verfügt Maynilad über drei Klärwerke. In seiner Langfristplanung von 2008 bis 2037 will das Unternehmen insgesamt etwa 79 Milliarden Pesos (1,27 Mrd. Euro, 1 Euro = 62,24 Pesos, 3-Monatsmittel) aufbringen, um neue Kläranlagen zu errichten.

Damit wird allerdings nur ein Bruchteil der Abwasserprobleme gelöst. Nur etwa 10 Prozent der Bevölkerung sind gegenwärtig an die Kanalisation angeschlossen. Dabei sind die Klärsysteme meist auf die Metropolen konzentriert und dort auf die reichen Stadtbezirke. Zudem achten die Exportverarbeitungszonen, wo viele der Elektronikhersteller untergebracht sind, auf das Abwassermanagement. Der überwiegende Teil der Abwässer in den Philippinen fließt jedoch ungereinigt in Flüsse, Seen und letztlich ins Meer.

Dabei ist die Agrarwirtschaft, die etwa 15 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt beiträgt, der größte Wassernutzer und Abwasserverursacher. Die landwirtschaftliche Nutzung soll nach Plänen des Landwirtschaftsministeriums weiter ausgebaut werden, um die Selbstversorgungsrate zu erhöhen ("Philippine Food Staples Self-sufficiency Roadmap", 2011-2016). Bis 2016 ist vorgesehen, die Reisproduktion auf 5,5 Millionen Tonnen auszuweiten. Dazu müssen die Bewässerungssysteme ausgebaut werden, um zusätzliches Land nutzbar zu machen.

Zudem verfügen die Philippinen über viele Rohstoffe und der Bergbau gewinnt weiter an Bedeutung. Agrarwirtschaft und Bergbau leiten Wasser ab, das mit organischen und teilweise auch toxischen Chemikalien belastet ist; die weitverbreitete Korruption erleichert dies auch noch. Aus diesem Abwasserproblem ergeben sich hohe wirtschaftliche Folgekosten, die von der Weltbank auf 1,3 Milliarden US$ pro Jahr geschätzt werden, sei es durch Krankheiten oder durch Verluste in der Aquakultur sowie im Tourismus.

Die Regierung versucht, diesem Problem mit Strafen, Umweltsteuern und Anreizen beizukommen, wie etwa dem "Clean Water Act" von 2004. Um dem dezentralisierten System eine gewisse Ordnung zu geben, ist das National Water Resources Board beim Department of Environment and Natural Resources seit 1977 für das Wassermanagement verantwortlich. Dazu gehört seit 2002 auch die Zustimmung zu den Tarifen in den Wasserdistrikten, die von den Local Water Utilities Administrations außerhalb der Hauptstadtregion verwaltet werden.

Als wichtigste Veranstaltung im Bereich der Wasserver- und entsorgung ist die "Water Philippines Expo" zu nennen. Sie wurde 1992 ins Leben gerufen und findet seitdem alle zwei Jahre statt. Die nächste Messe wird vom 29.9. bis 1.10.11 im SMX Convention Centre in Manila abgehalten. Veranstalter ist die Philippines Water Works Association.

Adressen

Metropolitan Waterworks and Sewerage System (MWSS)
MWSS Administration Building
489 Katipunan Road, Balara
Quezon City 1105, Philippines
Tel.: 63 2 9175900 oder -9818100

gleichzeitig Zentrale der
Manila Water Company, Inc.
Web: www.manilawater.com

Maynilad Water Services, Inc.
Web: www.mayniladwater.com.ph
Philippines Water Works Association (PWWA)
PWWA Building, Katipunan Road
Quezon City 1108, Philippines
Tel.: 63 2 9207145, 9709887
Fax: 63 2 9278781
Email: [email protected] Web: www.pwwa.com.ph





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