Als Martin Posth in den achtziger Jahren den Auftrag bekommt, die erste chinesisch-deutsche Automobilfabrik "Shanghai Volkswagen" zu gründen, ahnt er nicht, was ihn erwartet: undurchsichtige politische Machtverhältnisse, irritierende unternehmerische Spielregeln, ein obskures Gemenge aus planwirtschaftlichen Strukturen und marktwirtschaftlichen Erfordernissen
Wie fasst man Fuß in dieser völlig fremden Welt? Wie führt man Mitarbeiter, deren Sprache man nicht versteht? Vor allem aber: Wie gewinnt man das Vertrauen des chinesischen Partners, ohne den nichts geht? Hier erleben wir China, wie es wirklich ist: einladend und widerspenstig, dynamisch und rückständig, unglaublich anstrengend, aber auch unvorstellbar spannend.
Martin Posth schildert Schlüsselszenen aus der Anfangsphase des Unternehmens und zeigt, was Manager heute daraus lernen können. Ein Muss für jeden, der sich in China engagieren will.
Leseprobde: Von Beginn an wurde unser Unternehmen von zahlreichen Finanzierungsschwierigkeiten begleitet, deren Ursachen vielfältiger Natur waren. Hauptproblem war der chronische Devisenmangel Chinas, der umso hinderlicher wirkte, je mehr harte Währung wir für den Aufbau von SVW benötigten. China war ein armes Land, Devisen waren ein ebenso knappes wie begehrtes Gut.
Aber woher sollte die chinesische Regierung die harte Währung nehmen? Industrielle Exporte waren noch unbedeutend und der Aufbau von Fabrikationen mit ausländischen Partnern kostete zunächst mehr ?hartes Geld"", als er einbrachte.
Illegale Importe via Hainan bedrohten unsere Liquidität. Unser Anteilseigner, die Bank of China, hatte vertraglich eine so genannte Höchstquote von 800 Mio. D-Mark für Investitionen und für die laufenden Ausgaben, wie etwa den Kauf der CKD-Sätze, garantiert. Damit hatte die BoC zugesichert, den entsprechenden Gegenwert in Yuan bis zu diesem D-Mark-Betrag in harte Währung zu tauschen. Doch schon zu unserer Geschäftsaufnahme Anfang September 1985 ließ die Bank of China ?
Martin Posth war Mitglied des Vorstands bei Audi und VW. In den achtziger Jahren baute er an der Spitze eines Pionierteams "Shanghai Volkswagen" auf, in den Neunzigern leitete er in Hongkong das Asiengeschäft des Wolfsburger Konzerns.
Seit seinem Ausscheiden aus der VW-Konzernspitze berät Martin Posth europäische Firmen bei ihren Asien-Engagements.