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Asien Kurier  6/2010 vom 1. Juni 2010
Saudi-Arabien

Krankes Gesundheitssystem

"Wir raten jedem ernsthaft Erkrankten, der flugtauglich ist, sich ausfliegen zu lassen."

Von Martin Böll, Germany Trade & Invest in Riad

In Saudi-Arabien mehren sich die Stimmen, die dringende Veränderungen des Gesundheitssystems verlangen und die Vielzahl der ärztlichen Fehlleistungen beklagen. Das Königreich versucht, der Problematik durch erhöhte finanzielle Anstrengungen und den Bau neuer Krankenhäuser zu begegnen. Wer es sich zeitlich und finanziell leisten kann, geht zur Behandlung ins Ausland. Für deutsche Lieferanten von Medizintechnik und deutsche Kliniken bieten sich interessante Geschäftschancen.

Dr. Erfan & Bagedo General Hospital in Jeddah
Foto: Cisco, Behrendsen

Öffentliche Kritik ist in Saudi-Arabien unerwünscht. Umso bemerkenswerter ist eine aufflammende Debatte über die schlechte Gesundheitsversorgung in dem Königreich. Die Delegierten einer Gesundheitskonferenz in Dschidda haben nun sogar die Regierung öffentlich aufgefordert, mehr für das Gesundheitswesen zu tun und Fehlverhalten auf Seiten des Personals zu bestrafen.

Die Problematik ist den Gesundheitsbehörden wohl bekannt. Alleine 2009 haben sie 16.000 Ärzte, Krankenschwestern und anderes Gesundheitspersonal wegen Fehlverhaltens "gebannt", darunter 162 Ärzte mit gefälschten Abschlüssen. Dadurch sind Lücken entstanden, die nur schwer wieder zu füllen sind. Viele Patienten in staatlichen Krankenhäusern müssen bis zu drei Monate auf einen Behandlungstermin warten.

Große Krankenhausprojekte in Saudi-Arabien
Quelle: ProLeads, Stand 18.4.10

Die Regierung räumt Missstände ein und spricht davon, dass fast eine halbe Million Saudi-Araber keinen Zugang zu einer Gesundheitsversorgung hätten - für das reiche Königreich sicherlich ein Armutszeugnis. Das Gesundheitsministerium steuert mit Investitionen dagegen und hat für 2010 umgerechnet 12 Milliarden Euro für den Gesundheitssektor budgetiert. Die Gelder sollen unter anderem in den Bau von 92 neuen Krankenhäusern mit einer Kapazität von 17.150 Betten fließen sowie in neue Einrichtungen für eine Primary Healthcare. Die diesjährigen Ansätze liegen 17 Prozent über den tatsächlichen Ausgaben von 2009. Bis zum Jahr 2016 soll die Bettenkapazität auf 71.000 Betten ausgeweitet werden.

Nach Ansicht von Beobachtern ist es mit Geld alleine aber nicht getan. Die saudi-arabische Bevölkerung ist in Gesundheitsfragen unzureichend aufgeklärt, so berichten immer wieder Ärzte. Selbst einfache Zusammenhänge wie zum Beispiel zwischen falscher Lebensweise und der weit verbreiteten Diabetes, zwischen fehlendem Sonnenlicht und einem Vitamin-D-Mangel oder zwischen mangelnder körperlicher Betätigung und Muskelschwäche werden kaum kommuniziert. Auch in Fragen einer richtigen Ernährung von Kleinkindern bestehen große Defizite. Auf den Punkt gebracht: Mittels einfacher Aufklärung und Prävention ließe sich viel erreichen.

Kritiker bemängeln weiterhin, dass es innerhalb der Ärzteschaft - etwas 16.000 - und des medizinischen Personals kaum homogene Teams gibt und dass es vor allem an Fortbildung fehlt. Dabei dürfte es sicherlich eine Rolle spielen, dass die Mitarbeiter im Gesundheitssektor weltweit rekrutiert werden und sich häufig nur für ein paar Jahre für den "Härteposten" Saudi-Arabien verpflichten, um dann wieder in ihre Heimatländer oder in ein anderes Land zu gehen.

Beispielhaft ist in diesem Zusammenhang eine Initiative des Bundeslandes Rheinland-Pfalz, das anlässlich der Arab-Health in Dubai, der wichtigsten Gesundheitsmesse der Region, ein Symposium für regionale Fachärzte organisiert hatte. Unter der Moderation von Prof. Dr. Hans-Christoph Diener, einer deutschen Koryphäe auf dem Gebiet des Schlaganfalls, ging es um eine optimale Versorgungskette von Prävention bis hin zu Rehabilitation. Dank einer langen, intensiven und professionellen Vorbereitung durch das lokale AHK-Büro kamen 180 Ärzte aus der Region: vor allem aus den Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien.

Mit diesem Ansatz ist es dem Bundesland gelungen, seine heimische Wirtschaft in der Region aktiv zu unterstützen, seien es Verkäufer von Ausrüstung oder Anbieter von medizinischen Dienstleistungen. Angesichts einer so bedeutenden Messe ist fast automatisch für eine positive Außenwirkung gesorgt. Und verlässt der von dem deutschen Ansatz angetane Symposium-Teilnehmer sein Gastland, zum Beispiel Saudi-Arabien, nimmt er seinen positiven Eindruck in sein Heimatland oder sein neues Gastland mit.

Der Markt für Medizintechnik in Saudi-Arabien wurde 2008 vom Ministry of Health mit 781 Millionen US$ beziffert. Da das Land selbst nahezu keine Medizintechnik produziert, ist der Markt nahezu vollständig von Importen abhängig. Deutschland lieferte 2009 für 218 Millionen Euro pharmazeutische Erzeugnisse und für 153 Millionen Euro medizinische Geräte und orthopädische Vorrichtungen nach Saudi-Arabien.

Darüber hinaus sind saudi-arabische Patienten gute Kunden deutscher Kliniken. Wer es sich finanziell leisten kann und auch gesundheitlich reisefähig ist, fliegt gerne zu einer deutschen Klinik - meist mit großem familiären Anhang. Ähnlich ist es bei vielen ausländischen Arbeitskräften, die immerhin etwa 27 Prozent der Bevölkerung stellen: Wer eine Behandlung terminlich planen kann, geht gerne ins Ausland - asiatische Geringverdiener in ihre Heimat und finanzkräftige Fachleute nach Europa. "Wir raten jedem ernsthaft Erkrankten, der flugtauglich ist, sich ausfliegen zu lassen," sagt der Vertreter einer großen US-amerikanischen Krankenversicherung, "eine der bevorzugten Adressen ist München."





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