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Asien Kurier  7/2014 vom 1. Juli 2014
Singapur

Expatriate-Manager in Singapur

Strengere Regeln ab 1.8.2023

Von Prof. Dr. Doris Gutting in Singapur

Bereits Anfang 2014 haben sich die Regeln für die Anstellung von Expatriats in Singapur geändert: Unternehmen müssen seither höhere Gehälter für qualifizierte junge ausländische Arbeitsnehmer bezahlen, um die entsprechenden Arbeitsvisa genehmigt zu bekommen. Die Tendenz, den Zuzug von Ausländern zu begrenzen, setzt sich weiterhin fort. Schon 2012 wurde die Erteilung der Visa für sog. PME-Jobs (PME = Professional, Manager and Executive) erschwert.

Marina Bay Sands in Singapur
Foto: Christopher Reason

Ab 1. August 2014 werden Firmen, die Expats unterhalb der Topebene einstellen möchten, die Stellen zunächst auf einer "Jobs Bank" (www.wda.gov.sg/content/wdawebsite/JobsBank.html) ausschreiben müssen. Sie müssen somit den Versuch der Rekrutierung eines einheimischen Kandidaten nachweisen.

Regeln für Arbeitsvisa
Zur Arbeitsaufnahme in Singapur benötigt man einen Employment Pass (EP). In Abhängigkeit von der Höhe des Gehalts ist dieser in verschiedenen Stufen erhältlich. Mit den einzelnen Stufen gehen bestimmte Rechte einher, so z. B. das Recht auf eine Aufenthalterlaubnis für Familienangehörige.

Die klassischen Arbeitsvisa oder EPs im hochqualifizierten Bereich sind der P1 und der P2. Für den P1 muss ein Unternehmen ein monatliches Mindestgrundgehalt von S$ 8.000 (Singaporedollar, etwa 4600 Euro, 1 Euro = 1,7359 S$, Mittelwert März bis Mai 14 ) zahlen. Mindestens S$ 4.500 im Monat (derzeit ca. 2.600 Euro) sind zu zahlen, um den P2 für einen ausländischen Angestellten genehmigt zu bekommen.

Daneben gibt es eine Sonderform des EP für qualifizierte junge Arbeitnehmer, den Q1. Zum Erhalt dieses Visum wurde das Mindestgrundgehalt 2012 auf S$ 3.000 erhöht. Seit Januar 2014 gilt ein Einstiegsgehalt von S$ 3.300 monatlich für das Q1-Arbeitsvisum.

"Jobs Bank" ab 1.8.2023
Alle Firmen mit mehr als 25 Angestellten werden ab 1. August 2014 für PME-Jobs, in denen weniger als S$ 12.000 pro Monat verdient wird, zunächst an der "WDA Jobs Bank" inserieren müssen. Zumindest 14 Tage muss die Stelle dort ausgeschrieben sein, um einheimischen Arbeitnehmern eine Chance zu geben, sich für den Job zu bewerben. Erst danach kann das Unternehmen einen Employment Pass für einen ausländischen Manager beim Ministry of Manpower (www.mom.gov.sg) beantragen. Die Nutzung dieser "Jobs Bank" der "Singapore Workforce Development Agency" soll für Firmen und Jobsuchende kostenlos sein. Im Juni bestätigt das Ministry of Manpower, dass die Jobs Bank bereits eingerichtet ist und genutzt werden kann.

Gründe verschärfter Visakonditionen
Der Zuzug ausländischer Arbeitnehmer wird in Singapur von der einheimischen Bevölkerung zunehmend kritisch gesehen. Dafür gibt es Gründe: 2014 leben ca. 5,4 Millionen Menschen im nur gut 700 Quadratkilometer großen Singapur. Rund 2 Millionen davon sind Ausländer. Durch den hohen Fremdenanteil von knapp 40% wird es in dem kleinen Stadtstaat immer voller und enger. Die Einheimischen konkurrieren mit den Ausländern, um Platz und um Chancen � und so auch um lukrative Jobs.

Singapur hat massiv in Bildung investiert. Viele Einheimische fühlen sich gut ausgebildet und erwarten von ihrer Ausbildung den Zugang zu den begehrten PME-Jobs. Sie fordern von ihrer Regierung Entlastung vor unerwünschter Konkurrenz aus dem Ausland. Die Regierung reagiert darauf mit Einschnitten bei der Erteilung von Arbeitsgenehmigungen für Ausländer. Unter der Parole "Singaporeans first" betonen Singapurs Lenker den Vorrang der eigenen Bürger.

"Hire Singaporeans first"?
Singapurs Profil als Standort für Hochtechnologie und höchstwertige Güter und Diensleistungen schuf in der Vergangenheit einen breiten Konsens für den Zuzug qualifizierter Ausländer. Vom Wissen und Können der "Foreign Talents" zu lernen und zu profitieren galt als Rezept, die Landesentwicklung voranzutreiben. Dies hat es beruflich hochqualifizierten Ausländern bislang relativ einfach gemacht, ein Arbeitsvisum zu erhalten. Inzwischen werden Befürchtungen laut, die Parole "Singaporeans first" könne zu einer zunehmend strikteren "Hire Singaporeans first"-Politik führen.

Singapurs Lenker stecken in einem Konflikt: Auf der einen Seite stehen Ansprüche und Forderungen der eigenen Bürger nach verbesserten Zugangschancen zu attraktiven Jobs im Management. Auf der anderen Seite herrscht die Einsicht, dass sich hochgesteckte Wirtschaftsziele nicht mit einer "affirmative action" bzw. Bevorzugung der eigenen Bürger erreichen lassen. Die Regierung wird versuchen, hier eine Balance zu finden. Von der neuen Regelung bleiben Stellenausschreibungen für Top-Positionen offensichtlich verschont.

Verschiebung zu lokalem Management
Allerdings ist in vielen multinationalen Untenehmen auch ohne politischen Druck, eine Verschiebung hin zu lokalem Management zu erwarten. Singapur ist eine der teuersten Städte der Welt. Hohe Mieten und Lebenshaltungskosten verteuern die Expatriate-Packages, die Unternehmen ausländischen Managern anbieten müssen. Einer im Mai 2014 erschienenen Studie zufolge steht der Stadtstadt im Bezug auf die Höhe der Kosten für Expat-Packages weltweit an 6. Stelle. Durchschnittlich S$ 322.000 (derzeit 185.500 Euro) pro Jahr muss ein Unternehmen für ein Paket zur Entlohnung eines ausländischen Managers im mittleren Management hinlegen.

Für einen Expatriate-Manager ist ein Vielfaches dessen zu bezahlen, was für eine lokale Führungskraft ausgegeben werden muss. Unternehmen werden sich zunehmend die Frage stellen, ob dieser Aufwand sich rechtfertigt oder die entsprechende Position ebenso gut mit einer lokalen Kraft ausgefüllt werden kann.

Kontakt

Prof. Dr. Doris Gutting
Email: [email protected]





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