Die Arabische Halbinsel ist der viertwichtigste �berseemarkt f�r Deutschland. Das logistische Tor ist bislang Dubai mit seinem Hafen Jebel Ali, von dem l�ngst auch Iran, Pakistan, zentralasiatische Republiken, teilweise Indien und ostafrikanische L�nder bedient werden.
Andere Golfanrainer aber r�sten auf und wollen ein St�ck vom Kuchen. Der Wettbewerb nimmt zu. Das Emirat Dubai wird sich anstrengen m�ssen, wenn es die Spitzenstellung verteidigen will - und die Herausforderer m�ssen mehr bieten als lediglich neue Infrastrukturen.
Die Machthaber Dubais, des an �l eher armen Scheichtum der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), haben sich als erste in der Golfregion Gedanken �ber eine Zukunft bei versiegenden �lquellen gemacht. Das ebenso einfache wie erfolgreiche Konzept: Ein beeindruckendes Dienstleistungsangebot schaffen, dann kommt die Nachfrage von selbst. Erst ein neuer Hafen mit Freizone, dann B�rot�rme, Shoppingmalls und Hotels. Inzwischen ist ein sich selbst verst�rkender Kreislauf entstanden und Dubai �ber Nacht zu einer internationalen Marke geworden.
Zwischenzeitlich konnte trotz gewaltiger Bauleistung die Nachfrage kaum befriedigt werden: Die H�fen waren �berlaufen, B�ro- und Wohnraum war knapp und �u�erst teuer geworden. Die Immobilienblase, die daraus entstand, ist mittlerweile zwar geplatzt. Aber selbst die durchaus schmerzliche Korrekturphase, die Dubai durchl�uft, stellt den Gesamterfolg bislang nicht in Frage.
Die anderen VAE-Emirate und Golfstaaten ahmen Dubai inzwischen alle nach, auch wenn sie das �ffentlich abstreiten. Sei es das reiche Nachbaremirat Abu Dhabi oder der gro�e Nachbar Saudi-Arabien, die Golfanrainer Katar und Kuwait oder das Sultanat Oman am Indischen Ozean: Alle Mitglieder des Golf-Kooperationsrates (GCC) planen und bauen neue St�dte, Flug- und Seeh�fen, Petrochemie-Industrien - vom Brot-und-Butter-Gesch�ft der �l- und Gasf�rderung ganz zu schweigen.
Die Beweggr�nde und Ziele sind oft deckungsgleich: Diversifizierung der Wirtschaft weg vom �l, Schaffung von Arbeitspl�tzen oder zumindest einer sinnvollen Besch�ftigung der eigenen Bev�lkerung. Nationale Anerkennung und Prestige spielen auch eine gro�e Rolle, dem sich Fragen nach Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit oft unterordnen m�ssen.
Au�erhalb der VAE schreitet vor allem das K�nigreich Saudi-Arabien voran, das gleich mehrere neue Wirtschafts- und Industriest�dte baut, wie die King Abdullah Economic City am Roten Meer. Letzter Kostenvoranschlag: 93 Milliarden US$. Die Stadt erh�lt einen neuen Containerhafen der Superlative und ein Passagierterminal f�r 300.000 islamische Pilger. Rund 14 Millionen m2 stehen f�r die Hafenanlagen bereit. Mit neuen Eisenbahnlinien, darunter Verbindungen zwischen dem Roten Meer und dem Golf, sollen neue logistische Ma�st�be gesetzt werden. Alleine die sechs gr��ten Schienenprojekte des Landes d�rften rund 60 Milliarden US$ kosten.
Das an �l und Gas �beraus reiche Katar schwimmt derweil im Geld. Die Expansion der Gasf�rderung wird im Rahmen eines selbstauferlegten Moratoriums gebremst, damit es nicht zu viel wird. Der kleine Staat mit seinen 1,7 Millionen Menschen, von denen nur etwa 200.000 Katarer sind - das Bev�lkerungsgros sind Gastarbeiter -, baut einen neuen Flughafen, der mehr als 8 Milliarden US$ kosten soll, zweimal so teuer wie der neue Flughafen Berlin-Brandenburg. Gleichzeitig wird ein neuer Seehafen gebaut und die drei bestehenden H�fen werden erweitert. Kostenpunkt: etwa 16 Milliarden US$.
In Kuwait fehlt es derweil nicht an ambitionierten Vorhaben, wohl aber an der Umsetzung. Regierung und Parlament blockieren sich gegenseitig. Mit riesigen st�dtebaulichen und Infrastrukturvorhaben wollen Planer das Land wieder zu einem Handelszentrum an der historischen Seidenstra�e machen. Alleine eine "Silk City" soll 77 Milliarden US$ und eine Kuwait Railways 14 Milliarden US$ kosten.
F�r solche Gr��enordnungen fehlt Oman das Geld. Das Sultanat sieht sich daf�r aber in einer strategisch g�nstigen Lage: au�erhalb des Stra�e von Hormus. Der neue Containerhafen Salalah ganz im S�den des Landes gilt bereits als Erfolg. Das kleine K�nigreich Bahrain setzt derweil auf eine bessere Verkehrsanbindung zu Land. Eine Damm-Br�ckenverbindung mit Katar soll das Gesch�ft beleben, au�erdem wird ein 13 Milliarden US$ teures Eisenbahnnetz gepr�ft.
Und auch Abu Dhabi schickt sich an, Dubai mit Riesenprojekten Paroli zu bieten. Quasi �ber Nacht sind die chronischen Verkehrsstaus von Dubai nach Abu Dhabi umgezogen. W�hrend die Mieten in Dubai einbrechen, explodieren sie in Abu Dhabi. Dabei setzt die VAE-Hauptstadt bislang vornehmlich auf Immobilienvorhaben und eine Industrieansiedlung einschlie�lich einer gigantischen Petrochemie, weniger aber auf Seeh�fen und einen Luftfrachtumschlag.
Per Saldo, sagen Logistik-Fachleute, wird auf der Arabischen Halbinsel wohl ein Vielfaches von dem gebaut und geplant, was derzeit eigentlich ben�tigt wird. Ein kr�ftiger Wettbewerb ist deshalb unvermeidbar. Die spannende Frage ist, wie sich diese Konkurrenz auf den Logistik-Primus Dubai auswirken wird.
Beispiel Schifffahrt: Wer auf dem Weg von Europa durch den Suezkanal nach Singapur ist und nur einen f�r Ostafrika bestimmten Container umladen will, ist demn�chst in der saudi-arabischen King Abdullah City oder schon jetzt im omanischen Hafen Salalah besser aufgehoben, sagen Schifffahrtskenner. Wer Fracht f�r den Wirtschaftsraum des Golfs hat und dort nur umladen m�chte, der k�nnte sich zum Beispiel von Dumping-Preisen in Katar locken lassen.
Wenn es aber um mehr geht, als nur einen Container umzuladen, der wird noch auf sehr lange Zeit in Dubai besser aufgehoben sein. Das Emirat hat einen gro�en Know-how- und Dienstleistungsvorsprung. Viele Firmen begreifen die Arabische Halbinsel als einen gemeinsamen Markt. Wer in diesem ein B�ro hat, sitzt in Dubai. Das vergleichsweise liberale Emirat ist ein sehr viel angenehmerer Standort f�r ausl�ndische Firmen und ihre Mitarbeiter. Trotz der hohen Sommertemperaturen und dem fehlenden Gr�n: Die Lebensqualit�t Dubais ist in Relation zu den anderen Golfstaaten - vom Sonderfall des pittoresken Oman abgesehen - auf Jahrzehnte wohl uneinholbar.
Strategisch gesehen hat Dubai zudem bald noch den neuen Gro�flughafen in Jebel Ali zu bieten. Wenn er in Betrieb geht, bietet er eine ideale Kombination von Gro�flughafen und Gro�seehafen direkt nebeneinander.
Selbst wenn das Projektvolumen in Saudi-Arabien in ein paar Jahren das in den VAE �bertreffen k�nnte; das Volumen der Importe wird in den VAE aufgrund ihrer etablierten Handelsbeziehungen h�her bleiben. Wie sich der Wettbewerb der einzelnen VAE-Emirate untereinander entwickelt, braucht den ausl�ndischen Gesch�ftsmann derweil nicht sonderlich zu interessieren. Die St�dte Abu Dhabi und Dubai werden zweifelsohne zu einem Ballungsraum zusammenwachsen, der sich die ganze K�ste entlang bis in das Emirat Ras al-Chaima erstreckt. Die Verkehrsinfrastruktur wird - nicht zuletzt dank der neuen Metro - zunehmend besser. Die Fragen nach den Wohn- und B�rolagen sowie den Immobilienkosten werden wichtig bleiben, nicht aber die Frage nach dem Emirat.
Die Gefahren f�r den Logistikstandort Dubai und VAE kommen wohl nicht von dem zunehmenden Wettbewerb auf der Arabischen Halbinsel sondern von der anderen Seite des Golfs: Ein Irankonflikt, der die Schlie�ung der Stra�e von Hormus zu Folge h�tte, ist die wohl gr��te bekannte politische Gefahr.
Mittel- bis langfristig droht auch Ungemach auf der Kostenseite: Strom und Wasser werden immer teurer, die Bereitstellung wird immer schwieriger. Das Leben am Golf ist in hohem Ma�e energieintensiv und verschwenderisch.