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Neben den klassischen Sektoren wie der Textil- und der Nahrungsmittelindustrie kaufen auch zunehmend Unternehmen aus der Metall- und Kunststoffverarbeitung sowie dem Konsumgütersektor in Vietnam ein. Vor allem Waren in Kleinserien mit hohem Qualitätsanspruch eignen sich.
Dahingehend wird Vietnam bei Massenwaren langfristig durch steigende Lohnkosten an Wettbewerbsvorteil verlieren.
Als etablierte Topbranchen im internationalen Sourcing zählen Vietnams Bekleidungs-, Schuh-, Nahrungsmittel- und Holzindustrie. Die Lohnkostenvorteile bei wettbewerbsintensiven Massenwaren werden langfristig allerdings schwinden. Einkäufer anspruchsvoller Produkte entdecken in jüngster Zeit den Standort. "Die Delegation der Deutschen Wirtschaft unterstützt immer mehr Beschaffungsprojekte von Unternehmen aus der Metall- und Kunststoffverarbeitung oder Elektrotechnik", berichtet der stellvertretende Geschäftsführer Peter Kompalla.
Bei der Auftragsfertigung spielt der Standort seine Vorteile aus. Die Arbeitskosten sind liegen noch deutlich unter denen in der Volksrepublik China. Die handwerkliche Qualität haben Fachleute schon immer als sehr gut bezeichnet. Nun verbessern die heimischen Industriebranchen schrittweise ihre technischen Fähigkeiten. Der Beschaffungsmarkt bietet also ständig neue Chancen.
Grundsätzlich eignen sich Beschaffungen von manuell hergestellten Waren in Kleinserien mit hohem Qualitätsanspruch. "Es kommt dabei sehr auf die Spezifikation an. Die Kosten für hochwertige Vorprodukte, die meist zu importieren sind, erhöhen die Preise", erläutert Nhan Nguyen von der Beratungsgesellschaft BDG.
Auch im Konsumgütersektor bestehen seit einigen Jahren Sourcingbeziehungen. Unter anderem kaufen die lokalen Büros der Handelsfirmen Metro, Casino und Lotte Mart in Vietnam in großem Stil ein. Sie beliefern ihre Super- und Großmärkte im In- und Ausland. Bei ihren Lieferanten haben sie eine echte Qualitätsrevolution ausgelöst und sie sukzessive auf Weltmarktniveau gehoben. Seit Juni 2013 betreibt auch die US-amerikanische Walmart Global Sourcing ein Büro in Ho-Chi-Minh City (HCMC). Walmart verfügt zwar über keine Supermärkte in Vietnam, erkennt in dem Standort aber große Möglichkeiten für konzerneigene Beschaffungen.
Dabei ist es eher schwierig, auf eigene Faust ein Projekt anzubahnen. Eine Anfrage auf Englisch verstehen nicht alle relevanten Mitarbeiter. Schnell sind sie überfordert und lassen die Anfrage liegen. Ein Vermittlungsbüro kennt die Arbeitsweise lokaler Firmen. Das Büro unterstützt bei der Anbahnung und Abwicklung. Gerade in der kritischen Anfangsphase hält es den notwendigen engen Kontakt.
Auch ist selten ein schnelles "Shopping" möglich. Mit einer funktionierenden Zusammenarbeit und über einen Knowhow-Transfer können sich ausgewählte Lieferanten zu "Diamanten" entwickeln, so die Erfahrungen von BDG. Vietnamesische Unternehmen und ihre Mitarbeiter lernen schnell. Sie sind gern bereit, gemeinsam einen geeigneten Produktionsprozess zu etablieren, damit das gewünschte Produkt gefertigt werden kann. Es besteht eine große Offenheit für langfristig angelegte, gut gepflegte Partnerschaften.