Trotz Exportr�ckg�ngen und ausbleibenden Direktinvestitionen d�rfte die vietnamesische Wirtschaft bei der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise mit einem blauen Auge davonkommen. Entsprechend haben sich die Verhaltensweisen der lokalen Akteure wenig ge�ndert.
Dies gilt auch f�r den Zahlungsverkehr. Lieferungen nach Vietnam werden meist �ber Akkreditiv abgesichert. Im Binnenhandel variieren die Zahlungsbedingungen je nach Branche, Kunde und Auftrag. Grunds�tzlich ist zu einer guten Kontrolle der Zahlungseing�nge zu raten.
Im Vergleich zu anderen L�ndern der Region verhalten sich Lieferanten aus Europa gegen�ber Kunden aus Vietnam grunds�tzlich vorsichtig. Etwa 80 bis 85 Prozent des Warenverkehrs w�rden �ber Akkreditive (Letter of Credit, L/C) abgesichert, sch�tzt die vietnamesische Repr�sentantin der Bayerischen Hypo-Vereinsbank. Die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise habe an dieser Quote nichts ge�ndert, wohl aber dazu gef�hrt, dass die Importnachfrage insgesamt zur�ckgegangen ist. Dabei fungieren die lokalen Banken als eine Art Filter, die LC-Antr�ge von Firmen ohne ausreichende Bonit�t von vorneherein ablehnen. Wenn Verz�gerungen vorkommen, dann haben sie mitunter mit Liquidit�tsengp�ssen der beauftragten lokalen Bank zu tun, die aber zumeist innerhalb weniger Tage behoben sind.
Auch andere Probleme kommen vor, lassen sich jedoch �ber die Einschaltung der involvierten ausl�ndischen Bankrepr�sentanz vor Ort l�sen, so der lokale Commerzbank-Vertreter. Dagegen k�nnte die Devisenl�cke des inl�ndischen Bankensektors in Zukunft angesichts der notorisch schlechten Leistungsbilanz an Brisanz gewinnen, wobei die nicht unerheblichen inoffiziellen Devisenreserven in der Hand von Privatpersonen beziehungsweise auf dem Schwarzmarkt in diese Rechnung nicht einflie�en). Hermes-Finanzierungen spielen hingegen f�r Vietnam keine Rolle.
Beim Import von Kapitalg�tern akzeptieren die Kunden meist ohne Probleme best�tigte Akkreditive, insbesondere im Falle von Lieferungen im Rahmen eines internationalen Ausschreibungsverfahrens. Bei Verbrauchsg�tern, wie D�ngemitteln oder anderen Produkten, ist es hingegen deutlich schwieriger, beim Kunden die f�r diesen kostentr�chtigere Variante eines best�tigten Akkreditivs durchzusetzen. Zum einen haben solche Kunden nach Ansicht der Experten nicht unbedingt Interesse an einer l�ngerfristigen Gesch�ftsbeziehung. Dagegen l�gen im Kapitalgutbereich im Allgemeinen weitreichendere Bindungen vor - etwa �ber sp�tere Wartungen oder Garantiezeiten, an deren Erf�llung der Kunde interessiert sei. Zum anderen machten lokale Abnehmer in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit Waren, die nicht den Vereinbarungen entsprachen. Unbest�tigte Akkreditive gew�hren dem Kunden in solchen F�llen eine gewisse "Reaktionszeit".
Nach Einsch�tzung des Commerzbank-Vertreters ist die Mehrzahl der Akkreditive nicht best�tigt, allerdings habe sich das Gewicht angesichts der schwierigen Zeiten zugunsten der best�tigten LCs verschoben. Insbesondere gegen�ber unbekannten oder zweifelhaften Kunden und wenn es sich um ein gr��eres Liefervolumen handelt, empfiehlt Rechtsanwalt Oliver Massmann von Duane Morris Vietnam LLC unbedingt die Abwicklung des Warengesch�fts �ber ein best�tigtes Akkreditiv.
Doch auch hier kann es zu Problemen kommen, wie Jan N�ther, Leiter der Au�enhandelskammer in Ho Chi Minh City am Beispiel der Anfrage einer vietnamesischen Firma bei einem deutschen Lieferanten von Medizintechnik zu berichten wei�. W�hrend man eine �bereinkunft �ber die Er�ffnung eines best�tigten Akkreditivs fand, wollte der vietnamesische Kunde nicht verstehen, dass eine vertraglich vereinbarte Kommissionszahlung erst nach Er�ffnung des Akkreditivs - und damit der Risikoabw�lzung auf die deutsche Hausbank - vorgenommen werden kann. Nach einem sich �ber Monate hinziehenden, kostentr�chtigen Schriftwechsel sagte der deutsche Lieferant das Gesch�ft schlie�lich ab. Von solchen Ausnahmen abgesehen l�uft das Akkreditivgesch�ft indessen reibungslos.
Innerhalb Vietnams ist das Zahlungsverhalten der Wirtschaft mit deutlich mehr Unsicherheit behaftet. Im Allgemeinen gelten vor allem die riesigen Staatsunternehmen als s�umige Zahler. Kaum einer kann es sich leisten, es sich angesichts des hiesigen Beziehungsgeflechts mit deren Vertretern zu verderben. Auch kann sich wohl kein Lieferant gegen einen solchen Kunden vor Gericht durchsetzen.
Dagegen gilt die Zahlungsmoral der privaten Unternehmen als eher gut, nicht zuletzt weil sich das Nichteinhalten von Zahlungsverpflichtungen rasch herumspr�che.
Dessen ungeachtet verf�gen viele einheimische Firmen nur �ber eine recht schwache Finanzdecke. Im Rahmen des Abflauens der Weltkonjunktur, wovon auch Vietnam in Form geringerer Auslandsnachfrage nach lokalen Waren und gesunkenen Geld�berweisungen betroffen ist, hat sich diese Situation tendenziell weiter verschlechtert oder ist allenfalls stabil geblieben. Dabei profitierten viele Unternehmen von den durch die Regierung eingeleiteten Konjunkturma�nahmen und den darin enthaltenen Zinssubventionen f�r Betriebsmittelkredite, die eben auch zur Bezahlung von Waren eingesetzt wurden. Dieses Programm ist jedoch zum 30. September 2009 ausgelaufen.
Je nach Branche, Produkt, Zahlungsvolumen und Kunde sind Vorauskasse, Barzahlung bei Lieferung oder �berweisung in einer oder mehreren Tranchen nach Lieferung entsprechend dem Projektfortschritt beziehungsweise Kombinationen davon �blich. Von deutschen Firmen ist zu h�ren, dass sie ihren Kunden nach einer Baranzahlung Zahlungsziele von durchschnittlich 90 Tagen einr�umen.
Prinzipiell ist es in wirtschaftlich eher schlechten Zeiten ratsam, Zahlungseing�nge genau zu verfolgen, um gegebenenfalls �ber Anschreiben, Telefonate oder Besuche nachzuhaken. Bislang wurden jedoch noch keine Zahlungsausf�lle im gro�en Rahmen bekannt.