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Asien Kurier  6/2014 vom 1. Juni 2014
Asien

Clever und smart!

Intelligente Energiekonzepte auf dem Vormarsch

Von Dr. Doreén Pick in Berlin

Nicht nur in Europa sucht man intensiv nach gangbaren Wegen zur Etablierung einer modernen Energiewirtschaft, auch in Asien wird den Zukunftskomplexen innovative Energiegewinnung und -verteilung verstärkt ein prominenter Rang auf der wirtschaftlichen und politischen Agenda eingeräumt. Unter den Schlagwörtern Smart Energy und Smart Grid werden auch zwischen Mumbai und Manila eine Reihe hoffnungsvoller Ansätze diskutiert, die von den verträglichsten Quellen bis zum bestmöglichen Transport reichen. Das Hauptkriterium heißt mehr denn je Effizienz. Dabei ist es nicht einfach, dem regen Gesamtgeschehen zu folgen. Gut, dass Konferenzen und Messen vor Ort helfen, einen soliden Überblick zu gewinnen.

Renewable Energy Messe in Bangkok Renewable Energy Messe in Bangkok
Foto: Rieth

Dass das Thema Energieeffizienz in weiten Teilen Asiens zuletzt ein deutlich gestiegenes Interesse erfahren hat, hat mehrere Gründe. Zum einen kommt es gerade in den Wachstumszentren der asiatischen Schwellenländer immer wieder zu temporären Stromausfällen, was zu einer empfindlichen Störung der eng getakteten und zunehmend regional verzahnten Produktionsabläufe führen kann. Vor dem Hintergrund eines auch künftig kontinuierlich steigenden Energieverbrauchs bei Unternehmen und privaten Haushalten droht sich diese Problematik weiter zuzuspitzen. Für die VR China wird beispielsweise erwartet, dass sich der nationale Energiebedarf bis zum Jahr 2035 um zusätzliche 71% erhöhen wird. Dagegen stellt eine ungesicherte Elektrizitätsversorgung in den Entwicklungsländern des Kontinents wie etwa im frisch geöffneten Myanmar aber auch im wirtschaftlich schwächelnden Indien ein zentrales Entwicklungshindernis dar. Neben dem Aspekt der prinzipiellen Verfügbarkeit kommt der Aspekt der Bezahlbarkeit hinzu.

Viele asiatische Länder können schon heute mit ihren eigenen Vorkommen den immensen Bedarf nicht decken und müssen Energieträger teuer importieren. Angesichts eines sich absehbar weiter intensivierenden ökonomischen Standortwettbewerbs dürften speziell diejenigen Staaten langfristig die Nase vorn haben, die mit den gegebenen Energieressourcen am besten haushalten können. Ganz abgesehen davon, dass im Bestreben, den nationalen Energiezufluss auf Dauer zu sichern, auch ein massives sicherheitspolitisches Detaillierungspotenzial liegt, wie etwa die fortgesetzten und beunruhigenden Reibereien im Südchinesischen Meer zeigen. Zu guter Letzt kommt noch der Umweltaspekt hinzu. Gerade die neuen Mittelschichten in den von Smog geplagten Millionenmetropolen, der Folge der massenhaften Verbrennung fossiler Energieträger ist, fordern von ihren Regierungen entsprechende Gegenmaßnahmen. Mit Blick auf die genannten fundamentalen Herausforderungen ist es etwas verwunderlich, dass nicht schon viel früher zielstrebig nach klugen und praktikablen Energielösungen gesucht wurde. Es geht, kurz gesagt, um die kostengünstige Erzeugung von ausreichend Energie aus verschiedenen Trägern und deren effizienten, v. a. verlustfreien Transport.

Messen als Überblicksmöglichkeit
Aber immer noch befinden sich viele Technologien und Konzepte, die effektiv zur Erreichung dieser Ziele beitragen können, im Einführungs- und Erprobungsstadium. So gesehen ist es konsequent und hilfreich, dass im Moment asienweit diverse Messen und Konferenzen zum Energie-Thema im weitesten Sinne veranstaltet werden und über die aktuellen Trends und Neuerungen informieren. So öffnet Anfang Juni 2014 in der thailändischen Hauptstadt Bangkok bereits zum zehnten Mal die ?Renewable Energy Asia? ihre Tore. Der Event ist als Fachmesse für sämtliche Bereiche der Erschließung, Speicherung und Verteilung von Energie aus regenerativen Quellen konzipiert und gilt als Plattform für den südostasiatischen Wirtschaftsraum und darüber hinaus. Im letzten Jahr konnten knapp 20.000 Fachbesucher gezählt werden. Der Messestandort ist ideal gewählt, denn Thailand nimmt in der ASEAN-Gruppe eine führende Stellung in der Energiewirtschaft ein.

Dies sieht auch Ilona Paulick, Geschäftsführerin der Alensys Engineering GmbH, die auf der Messe vertreten ist, so: ?Thailand eignet sich auf Grund der Agrarstruktur und des Klimas (bis zu fünf Ernten im Jahr ? ohne Winter) hervorragend zur Erzeugung von Biomasse. Und da die Energie von Thailand überwiegend importiert werden muss, ist es für die Versorgungssicherheit und bezahlbare Energie für morgen extrem wichtig für das Land, in erneuerbare Energien aus Biomasse zu investieren.? Diese positiven Rahmenbedingungen versprechen auch für ausländische Anbieter gute Geschäfte. ?Mit unseren 20 Jahren Erfahrung und Deutschlands Position des Marktführers für Biomasse sind wir hier genau richtig, um neue Kunden zu gewinnen?, sagt Paulick weiter. Für die diesjährige Messe werden wieder Aussteller aus mehr als 25 Ländern erwartet. Deutschland ist zum einem mit einem Gemeinschaftsstand mit 18 Firmen, darunter der Solarhersteller Schletter, der Projektentwickler Juwi und die Siemens AG, vertreten. Zudem wird es noch weitere separate Messestände geben. Auch in diesem Jahr unterstützt das Bundeswirtschaftsministerium den Gemeinschaftsstand. Der deutsche Pavillon wird mit 50% vom Bund gefördert. Der ausführende Messeorganisator ECM Expo & Conference Management ist seit dem Jahr 2011 die offizielle Vertretung für den deutschsprachigen Raum.

Renewable Energy Messe in Bangkok
Foto: Rieth

Ziel, die bedarfsgenaue Einspeisung
Ein Highlight der Messe wird die eintägige Konferenz ?International Renewable Energy Asia Conference? sein. Deren Hauptthema wird am 4. Juni ?Smart Energy for Smart ASEAN? lauten. In vier parallelen Sessions werden Themen behandelt, die um den Schwerpunkt Bioenergie sowie um alles, was neudeutsch mit dem Begriff ?Smart? verbunden wird, kreisen: Smart Grids, Smart Buildings und Smart Cities. Smart Grids sind dabei elektronische Stromnetze und Lösungen, welche die Aktionen aller an der Energie-Wertschöpfung Beteiligten miteinander verbinden, also der Energieproduzenten, der Konsumenten und der verbrauchenden Unternehmen. Das Ziel dieses Konzepts besteht darin, die Energieströme zu sichern und möglichst effizient zu gestalten. In Asien verspricht man sich von Smart Grid-Lösungen zudem einen Beitrag zur Reduzierung von Stromausfällen. Über Smart Grid-Konzepte kann etwa gemessen werden, wer wann wo wieviel Energie verbraucht. Daraus wird der Energiebedarf nach Zeiten und Regionen differenziert bemessen ? die Einspeisung von erneuerbarer Energie könnte damit besser planbar werden. Unter dem Begriff Smart Grids werden momentan v. a. intelligente Stromzähler, Ladestationen für Elektrofahrzeuge, ?smarte? Industrieparks und die simultane Übertragung von Information und Strom durch OPLC-Technologie (Optical Fiber Composite Low-voltage Cable) gefasst.

Da eine sichere und nachhaltige Energieversorgung ein weltumspannendes Thema ist, wird für die kommenden Jahre rund um den Globus ein hohes Wachstum für die Smart Technology-Branche erwartet. Breits im Jahr 2020 soll der Smart Grid-Markt die Grenze von 400 Milliarden US$ überschreiten. Speziell Europa und die USA nehmen eine wichtige Rolle ein, da hier die entsprechende Infrastruktur gut ausgebaut ist, was eine zentrale Voraussetzung für die praktische Realisierung vieler Smart Grid-Konzepte ist. In den letzten Monaten haben eine Reihe neuer Projekte Schlagzeilen gemacht: Zum Beispiel plant Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen ? mit Unterstützung mit dem französischen Unternehmen Citelum und dem amerikanischen Smart Grid-Lösungsanbieter Silver Springs Network ? ein Smart Street Lighting-Projekt umzusetzen. Städte wie New York planen sog. Microgrids für den öffentlichen Nahverkehr einzusetzen. Auch in der Immobilienwirtschaft werden Smart Grids immer wichtiger. Die Investmentberatungsfirma Jones Lang LaSalle prognostiziert, dass sich die Investitionen in ?Smart Buildings? (d. h. Wohn- und Bürogebäude mit Smart Grid-Konzepten) bis 2017 auf rund 18 Milliarden US$ verdoppeln könnten. Andere Studien gehen sogar von 21,9 Milliarden US$ in 2018 aus. Verglichen mit diesen Investitionen ist Asien bislang noch ein kleiner Markt, aber die Branche hat den Kontinent schon fest in Visier genommen.





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