BANGKOK. Das "Gold von morgen" liegt nicht in Dagobert Ducks sagenumwobenen amerikanischen Klondyke, sondern irgendwo in Asien.
Der Investmentberater und Autor Marc Faber "betreibt" in seinem Buch einen sehr aufregenden wirtschaftsgeschichtlichen, globalen Rundumschlag. Er springt in einem amüsanten, doch durchaus ernst gemeinten Stakkato quer durch die Konjunktur-Zustände und Anlagemärkte (von Boom bis Depression), Zeiten (Altertum bis heute) und Volkswirtschaften (von Indonesien über Mexiko bis Deutschland) und schafft es dennoch brilliant, seinen Lesern ein inhaltlich geschlossenes, hochspannendes Bild zu vermitteln. Veränderungen durch schnellere Transportmittel, schnellere und ausgefeiltere Kommunikation und einfachere Informationszugänge schaffen die Grundlage für diesen Wandel. Doch der rote Faden simplifiziert: da Volkswirtschaften aus Menschen bestehen und diese in ihren Aktionen und Reaktionen speziesbedingt beständig bleiben, und weil Ressourcen endlich sind, lassen sich aus der Geschichte wahrscheinliche Entwicklungen ableiten.
Doch kennen muß man die Geschichte. Und da besteht nach der Lektüre des Buches über Fabers Wissen wenig Zweifel. In Kapiteln mit Bezeichnungen wie "Bedeutende Investmentthemen der Zukunft" oder "Eine weitere Warnung an Emerging-Marktes-Investoren" schafft es der Autor, mit Daten aus der Geschichte, die teils bis ins 18. Jahrhundert zurückgreifen, Wirtschaftsgeschichte und Wirtschaftszyklen lebendig zu machen und daraus logisch folgende, heute gültige Konsequenzen zu ziehen. Und vom Aufstieg und Fall der global gesehenen Wirtschaftszentren kommt der Amerikaner zu der - durch Grafiken belegten - Frage, ob die USA denn weiterhin als Führungsmacht gelten (können)? Zwar besitze die US-amerikanische Notenbank (FED) diverse Möglichkeiten, die amerikanische Wirtschaft zu stärken, biete aber durch den Zwang zu internationalem Wohlbefinden langfristig keine besonders attraktiven Umfelder für finanzielle Investoren.
Als Konklusion leitet der Autor einen Zukunftsmarkt Asien ab - mit Schwerpunkt China. Erst Mitte der 90er Jahre traten nach der Abschaffung der Kolonialzeiten und durch das Aufkommen des Kommunismus Risse in Asiens wirtschaftlich bedingten Feudalsystemen auf und viele Länder näherten sich mehr oder minder heftig einer Liberalisierung. Die innerregionalen Spannungen verringerten sich, und der zunehmende wirtschaftliche und militärische Einfluss Chinas wurde zur Bedrohung - und gleichzeitig zur Chance. So bewertet Faber etwa den Ölbedarf der Chinesen mit einer Verdoppelung auf jetzt 4,5 Millionen Barrel pro Tag innerhalb der 15 Jahre auf ein Wachstum hin zu 35 bis 45 Millionen Barrel pro Tag in zehn Jahren.
Angenehm an der Einschätzung der Lage ist, dass Faber sich - soweit wie möglich - von reinen Zahlenspielchen à la "x Milliarden Chinesen..." trotz aller genannten Zahlen weitgehend fernhält. Er nähert sich mit analytischer Vorsicht an, zieht politische und soziale Möglichkeiten in Betracht, wägt ab und schafft es so, in seinem 387-Seiten-Werk den Blick für eine Wirtschaftsregion zu schärfen, die Zukunft hat. Und von "Westlern" meist nur schemenhaft begriffen wird. Ein Buch für Wirtschaftsinteressierte, die größere Zusammenhänge spannend aufbereitet zu schätzen wissen, sowie für Anleger, Investoren und auch Unternehmer, die neue Märkte suchen.
Buchdaten
Buchtitel - Zukunftsmarkt Asien
Buchautor - Marc Faber
Verlag - Finanzbuch Verlag
Ort und Jahr - [2004
ISBN - 3-89879-046-0
Preis - € 34,90