BERLIN. Im Laufe des letzten Jahrzehnts ist China zu einer unumgänglichen Größe im globalen Wirtschaftsgeschehen aufgestiegen. Es bedarf keiner prophetischen Gabe, um vorauszusagen, dass die Volkrepublik in den nächsten Jahren noch weiter an Bedeutung gewinnen wird.
Dieser beinahe naturwüchsige Trend wird durch die Finanzkrise zusätzlich beschleunigt: Während die westlichen Staaten auf absehbare Zeit (und bei leeren Kassen) weiter mit Reparaturarbeiten an ihren Wirtschafts- und Finanzstrukturen beschäftigt sein dürften, sitzt die chinesische Führung auf einem riesigen Devisenberg und kann auf relativ effektive administrative Mittel zurückgreifen, um den weiteren Entwicklungsprozess offensiv zu steuern. Dabei ist ihr schon lange klar, dass sie das Land einer grundlegenden Transformation unterziehen muss, um einen Kollaps zu verhindern. Programmatischen Ausdruck bekam diese Einsicht mit dem 12. Fünfjahresplan, mit dem die Exportabhängigkeit reduziert, der Inlandskonsum angekurbelt und der Ressourcenverbrauch verringert werden soll.
Auch wenn dieser Paradigmenwechsel kaum so einfach realisierbar sein wird, wie man sich dies in Beijing wünscht ? die Konsequenzen für die Weltwirtschaft werden gravierend sein. Hier setzt das Autorenteam um Dr. Hans Joachim Fuchs an und versucht ein diagnostiziertes Informationsdefizit im Hinblick auf die aus diesem absehbaren Gezeitenwechsel resultierenden Chancen und Herausforderungen zu beheben. Der Bedarf nach soliden Kenntnissen über den chinesischen Markt, seinen Unternehmen und Konsumenten ergibt sich für die Autoren insbesondere aus dem bevorstehenden Wandel Chinas von einer Exportnation zu einer Konsumgesellschaft sowie von einem Hort der arbeitsintensiven Massenproduktion zu einer Know-how-intensiven Innovationsökonomie. Hieraus folge für ausländische Unternehmen, dass nicht mehr länger die Suche nach möglichst billigen Beschaffungsquellen und Produktionsstätten im Vordergrund stehen kann, sondern der Fokus gezielt auf das Aufspüren von lukrativen und berechenbaren Investitions- und Absatzgelegenheiten gelegt werden muss.
Dies geht natürlich nur, wenn man über belastbares Wissen über die heterogenen chinesischen Teilmärkte verfügt. Um hier gewissermaßen Schneisen ins chinesische Dickicht zu schlagen, werden potenzielle Wachstumsbranchen identifiziert, Chinas Unternehmensschwergewichte vorgestellt und Szenarien hinsichtlich der Konsumentwicklung vorgelegt. Was die potenziellen Abnehmer von ausländischen Produkten und Leistungen anbelangt, werden sowohl die Privathaushalte als auch die Unternehmen und der Staat mit ihren spezifischen Bedürfnissen in den Blick genommen.
Nicht zuletzt in eigener Sache ? das Buch ist augenscheinlich als Kompetenzausweis für die Managementberatung "Chinabrand Consulting" gedacht ? runden die Autoren ihre Analysen mit dem Hinweis ab, dass sich mit dem ?Upgrading? der chinesischen Wirtschaft die Problematik des Schutzes des geistigen Eigentums noch weiter verschärfen wird. Hier seien ein noch stärker strategisches Vorgehen und noch umfangreichere Anti-Counterfeiting-Maßnahmen gefragt.
Insgesamt haben Dr. Fuchs und seine Mitstreiter keine bahnbrechend neuen Erkenntnisse niedergeschrieben. Sie geben dem Leser aber eine gute Vorstellung davon, wohin sich Chinas Wirtschaft mittelfristig entwickeln könnte. Auch wenn ihre Gesamteinschätzung ein wenig überoptimistisch daherkommt, sind die Ausführen durchweg plausibel. Als Orientierungsleitfaden für all diejenigen, die an der nächsten Phase des chinesischen Aufstiegs partizipieren wollen, sei das Werk somit empfohlen.
Buchdaten
Buchtitel - Neue Chancen in China
Buchautor - Dr. Hans Joachim Fuchs / Mingming Du / Alexander Gangnus / Liyuan Wang
Verlag - Finanzbuch Verlag
Ort und Jahr - München 2012
ISBN - 978-3-89879-694-1
Preis - € 34,90