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Datum: 2023-09-11 Asien Kurier 7/2008 vom 1. Juli 2008 Buchbesprechung - Zwischen Geistern und Gigabytes Von Daniel M�ller in Berlin.
Was ist dran an der Republik Taiwan, jenem Eiland von der Gr��e Baden-W�rttembergs im Ostchinesischen Meer, dass nur durch die Formosa-Stra�e von �Mainland China� getrennt ist? Aus Sicht der Volksrepublik ist der Fall klar: eine abtr�nnige Provinz, die �ber kurz oder lang zur�ck ins Reich geholt werden wird. Ein ungezogenes Familienmitglied sozusagen, das es � notfalls mit geh�rigem Druck � zur R�son zu bringen gilt.
Verst�ndlich sind die permanenten schm�hlichen �u�erungen der F�hrung in Beijing in Richtung Taipeh dabei schon. Haben die Erben von Generalissimo Chiang Kai-shek, dem Gegenspieler Maos im chinesischen B�rgerkrieg, doch so etwa wie ein Gegenmodell zur �Diktatur des Volkes�, wie Herrschaft der Kommunistischen Partei apostrophiert wird, errichtet. Denn Taiwan ist eine Demokratie. Eine gefestigte sogar, was beispielsweise darin zum Ausdruck kommt, dass die seit Januar dieses Jahres wieder regierende und urspr�nglich zutiefst autorit�r disponierte Kuomintang �berhaupt nicht daran denkt, an diesem Zustand auch nur das Geringste zu �ndern. Insofern kann der Inselstaat durchaus als Menetekel f�r die chinesische Nomenklatura gelten. Angesichts dieser politischen Verwicklungen ger�t indes eine �beraus interessante Frage in den Hintergrund: Wie gestaltet sich eigentlich das Alltagsleben der knapp 23 Millionen Taiwanesen? W�hrend im nahezu w�chentlichen Rhythmus Abhandlungen, Analysen und Ratgeber �ber China erscheinen, wird Taiwan kaum gr��eres Interesse entgegengebracht � ein etwas kurioser Umstand, bedenkt man etwa, dass 80 Prozent aller weltweit produzierten Notebooks eben aus Taiwan stammen. Umso dankbarer sollte man daher Autoren sein, die dieses Manko ein St�ck weit dadurch beheben, dass sie einer aus Passion heraus, ihre pers�nlichen Erlebnisse und Beobachtungen niederschreiben. In diesem Zusammenhang hat Ilka Schneider eine Art Anekdoten-Sammlung ver�ffentlicht, in welcher sie Erfahrungen, die sie w�hrend eines einj�hrigen Chinesischstudiums auf der Insel gesammelt hat, verarbeitet. Der dieser Textgattung inh�rente Hang zu starker Subjektivit�t kann dabei durchaus positiv ins Gewicht fallen, weil er die Anschaulichkeit der Schilderungen ungemein erh�ht. Klug und originell geschrieben, mit einem angenehmen selbstironischen Unterton versehen, gelingt es dem Buch einen anregenden Eindruck der kleinen und gro�en Hindernisse und Kuriosit�ten, mit denen Taiwan aufwartet, zu vermitteln. Recht geschickt versteht es die Autorin zudem, aus jedem Abschnitt eine kleine abgeschlossene Geschichte zu formen, in die auch in moderaten Dosen verabreichte Informationen �ber Geschichte, Religion und Kultur etc. eingewoben werden. Auch wenn die einzelnen Abschnitte, die so fidele �berschriften wie �Der Geburtstag des Konfuzius�, �Sag�s durch die Blume� oder auch �Beim Friseur� tragen, thematisch nach eigenem Gusto zusammengestellt wurden, so verbindet sie dennoch ein innerer Faden. Denn das Leitmotiv des Buches lautet, dass sich in Taiwan, da ihm die Barbareien der Kulturrevolution erspart geblieben sind, die chinesischen Traditionen und Br�uche unverf�lschter erhalten konnten. Auf der anderen Seite steht derweil eine fortschrittliche �konomie, sodass das kleinere China � paradoxerweise � altmodischer und moderner zugleich ist. Ilka Schneider, Zwischen Geistern und Gigabytes. Abenteuer Alltag in Taiwan Dyras Verlag, Mannheim 2008, 262 Seiten, 12,95 Euro, ISBN: 978-3981132731 |
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