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Datum: 2022-12-31

Asien Kurier  8/2008 vom 1. August 2008

Hongkong - Finanzplatz gewinnt an Attraktivit�t

Von Dr. Roland Rohde, bfai-Korrespondent in Hongkong.

�ber 200 Finanzinstitute sind in Hongkong vertreten. Hinzu kommen noch einmal mehr als 70 Repr�sentanzen ausl�ndischer Banken. Zusammen mit der Versicherungswirtschaft bilden sie nachdem Handels- und Logistiksektor die zweitwichtigste St�tze der Wirtschaft. Die Branche bereitet sich auf einen massenhaften Umzug vor. Sie verl�sst das teure zentrale Gesch�ftsviertel und zieht nach Kowloon. Die dortigen B�ros sind nicht nur gr��er, sondern werden auch mehr Angestellte beherbergen.
Seit 2005 warnen Analysten, dass die rasant steigenden Mieten sowie die zunehmende Luftverschmutzung den Finanzplatz Hongkong untergraben. Insbesondere Investmentbanker, die sich im Prinzip aussuchen k�nnen, wo sie arbeiten, d�rften der Sonderverwaltungsregion (SVR) langfristig den R�cken kehren.Tats�chlich h�uften sich Berichte �ber nach Singapur abwandernde Fachkr�fte. Zudem klagten US-amerikanische Finanzh�user dar�ber, dass es immer schwieriger sei, qualifiziertes Personal insbesondere mit Familienanhang - nach Hongkong zu entsenden.
Doch zur Jahresmitte 2008 haben sich - selbst angesichts der US-amerikanischen Hypothekenkrise - die Zweifel und Sorgen zerstreut. Der Finanzsektor reagierte einerseits mit Hilfe von Umz�gen auf die rasch steigenden Mieten und stockt zugleich sein Personal weiter auf. Zudem ist von der Konkurrenz aus Singapur kaum noch etwas zu versp�ren, denn dort haben sich die Grundst�ckspreise durch Neuzuz�ge schnell an das Hongkonger Niveau angepasst.
Nicht wenige ausgewanderte Manager, die sich in dem s�dostasiatischen Stadtstaat auf eine gr��ere Wohnung zu einem geringeren Preis gefreut hatten, mussten im Laufe des Jahres 2007 eine saftige Mieterh�hung verdauen. In der Sonderverwaltungsregion brachen die Grundst�ckspreise derweil im 1.Quartal 2008 leicht ein und die Citibank rechnet bis Ende 2009 mit einem weiteren, wenn auch sehr milden R�ckgang.
Auch die Umwelt spielt mit. Die Luft war 2008 nach Aussagen von Expatriates sp�rbar frischer als in den Jahren zuvor. Die industrielle Umstrukturierung im nahe gelegenen Perlflussdelta, macht sich auch in Hongkong bemerkbar. Schmutzige Branchen wie beispielsweise die Keramikindustrie in Foshan wandern ins Hinterland Guangdongs oder in die inneren Provinzen ab.
Auch Hongkongs Finanzwelt bereitet sich auf einen der gr��ten Umz�ge in der Geschichte der ehemaligen britischen Kolonie vor. Jedoch bewegen sich die meisten Gesellschaften nur um einige Kilometer Luftlinie. Bislang waren die gro�en Banken und Investmentgesellschaften im zentralen Gesch�ftsdistrikt (Central) beheimatet. Dort haben sich die Mieten zwischen 2003 und 2007 nahezu verdreifacht. Viele haben sich daher auf der gegen�berliegenden Seite des Hafens ein neues zu Hause gesucht.
In Kowloon entsteht das International Commercial Center, mit 118 Stockwerken und knapp 500 m eines der h�chsten Geb�ude der Welt. Zahlreiche Banken haben nach eigenen Angaben f�r mehrere Etagen bereitseinen Mietvertrag unterzeichnet. Wenn sie 2009 einziehen, werden ihre B�ros nicht nur gr��er, sondern auch deutlich preiswerter sein als zuvor in Central. Als Erstmieter k�nnen sie mit gro�z�gigen Konditionen rechnen.
Nicht wenige wollen den Umzug zudem dazu nutzen, Personal aufzustocken. Im Mai 2008 schlug eine Pressemitteilung der Deutschen Bank wie eine Bombe ein. Sie will ihren Mitarbeiterstab von derzeit 1.500 bis 2010 auf �ber 4.000 erh�hen. Im Jahr 2005 besch�ftigte das Finanzhaus gerade einmal knapp 1.000 Angestellte. Hongkong d�rfte damit bis 2010 nach Aussagen des Chefstrategen Peter Lo zusammen mit Tokio zum wichtigsten Standort Asiens aufsteigen.
Insgesamt waren in Hongkong zur Jahresmitte 2008 nach Angaben der Monetary Authority 200 Banken und Finanzh�user beheimatet. Hinzu kamen noch einmal �ber 70 Repr�sentanzen ausl�ndischer Gesellschaften. Sie stellen neben dem Handels- und Finanzsektor die wichtigste St�tze der Wirtschaft dar. So trugen sie 2007 zu rund einem Sechstel zur Entstehung des Bruttoinlandsprodukt bei, zur Jahrtausendwende waren es lediglich gut ein Zehntel. In diesen Zahlen ist allerdings auch die Versicherungswirtschaft enthalten.
Die Besch�ftigungswirkung des Sektors ist hingegen vergleichsweise schwach. So waren zur Jahresmitte 2008 nach Einsch�tzung des halbstaatlichen Trade Development Council �ber 100.000 Mitarbeiter in der Finanzsparte besch�ftigt, wobei die pro Kopf erbrachte Wertsch�pfung rund viermal so hoch lag wie beispielsweise im Handels- und Logistiksektor.