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Datum: 2022-12-31

Asien Kurier  vom 1. Oktober 2008

VAE - M�llprofis gesucht

Von Martin B�ll, bfai-Redakteur in Dubai.

Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) haben ein M�llproblem. Wurde bisher der Abfall vor allem in der W�ste entsorgt, f�rchtet die Regierung nun toxische Stoffe, die in das Grundwasser sickern oder vom Wind �ber das Land verweht werden k�nnten.
Alleine vor der VAE-Hauptstadt Abu Dhabi liegen sechs sich lang hinstreckende M�lldeponien, in die seit Jahren unkontrolliert Chemie-, Haushalts- und Industrieabf�lle sowie Bauschutt und landwirtschaftliche Pestizide abgeladen werden. In einer M�llhalde lagert sogar milit�rischer Schrott. Zuverl�ssige Aufzeichnungen �ber den Inhalt der Deponien gibt es dem Vernehmen nach nicht. Ebenso gab es bislang keine Bem�hungen, die Deponien vor auslaufenden Chemikalien zu sch�tzen.
Zuerst ist das Umweltschutzamt an einer Ist-Analyse beziehungsweise Bestandsaufnahme interessiert, so Majid alMansouri, Generalsekret�r der Beh�rde von Abu Dhabi, der die Aufgabe hat, die st�dtischen Deponien zu sanieren. Als erstes wird er nun Beraterunternehmen beauftragen, die das Ausma� der Verschmutzung in und um die Deponien herum feststellen. "Wenn wir genau wissen, mit welchem M�ll wir es zu tun haben, k�nnen wir spezialisierte Unternehmen beauftragen, die Halden zu sanieren," sagt Dr. Bader al Harahsheh, Chef des Abu Dhabi Waste Management Centre, der zust�ndigen Stadtbeh�rde.
Alleine die L�sung der M�llprobleme von Abu Dhabi werde eine Aufgabe von au�ergew�hnlichen Ausma�en, sagen Beobachter, und potenziell ein Millionen-Dollar-Gesch�ft f�r ausl�ndische Spezialfirmen. Dabei ist nicht nur die Zusammensetzung des M�lls ein Riesenproblem, sondern auch die schiere Menge. Die gr��te Deponie, Al Dharfa, ist schon ein Vierteljahrhundert in Betrieb und d�rfte, schreibt die Tageszeitung "The National", die sechsfache Gr��e der City von London erreicht haben. Jeden Tag k�men mindestens weitere 20.000 Tonnen Abfall hinzu, schreibt das Blatt. Sch�tzungen der Umweltschutzbeh�rde zufolge produziert jeder Einwohner von Abu Dhabi t�glich 2,3 kg M�ll. Zum Vergleich: Im Freiburg waren es 2006 nur 376 Gramm - und selbst Deutschlands Spitzenreiter K�ln fabrizierte nur ein Kilogramm.
F�hrender M�llproduzent in den VAE ist die Bauwirtschaft. Laut einem Bericht der Tageszeitung "Emirates Business" zufolge fielen 2007 alleine in Dubai etwa 28 Millionen Tonnen Bauabf�lle und -schutt an, im Durchschnitt 76.000 Tonnen/Tag. Im Jahr zuvor waren es "nur" 10,5 Millionen Tonnen Nur ein geringer Teil des Bauschutts wird wiederverwertet. So wurde 2007 ein �ffentlich-privates Joint-Venture unter Beteiligung der Al Rostamani-Gruppe initiiert, das in Al Lusaily Bauschutt recyceln will. Hintergrund des hohen Schuttaufkommens ist die rasante Baut�tigkeit und die bislang geringe Lebenserwartung eines Geb�udes, das meist schon nach 25Jahren wieder abgerissen wird.
Als Hauptproduzent von gef�hrlichem M�ll gilt die �lindustrie: �lhaltiges Bohrklein und Bohrschmand (bei der �lbohrung entstehender Abfall), Alt�l, Katalysatoren, Korrosionsschutzmittel und Laborchemikalien wandern auch gerne auf die Kippe. Die Landwirtschaft, die mit gro�en Mengen D�nger und Pestiziden arbeitet, tr�gt ihren Teil zum Gefahrenm�ll bei.
Und dann ist da noch der Hausm�ll, der zwar geringere Schadstoffmengen liefert, aber dennoch nicht zu untersch�tzen ist: So werden in den VAE weiterhin Batterien, Medikamente, Computer und Handys einfach in die M�lltonne geworfen. Zwar gibt es gelegentlich Initiativen, in deren Rahmen propagiert wird, alte Handys in einer Tankstelle oder obsolete Computer bei einer st�dtischen Annahmestelle abzugeben, effektiv sind diese Aktionen bislang aber nicht. Wer begibt sich schon freiwillig in den st�ndigen Verkehrsstau, wenn er seinen Elektronikschrott ganz legal in seinem M�llcontainer entsorgen kann.
Abu Dhabi will zun�chst in Al Darfra eine sichere Deponie bauen, von der nichts mehr ins Grundwasser gelangen kann. In einer Recyclinganlage f�r Haushaltsm�ll, die in Al Mafraq eingerichtet wird, sollen wiederverwertbare Stoffe aussortiert werden. Die Anlage ist auf 2.500 Tagestonnen ausgelegt und wird im dritten Quartal 2009 ihren Betrieb aufnehmen. Die Investitionskosten werden mit etwa 330 Millionen US-Dollar angegeben.
Die Nachbarstadt Dubai, mit 40.000 Tonnen M�ll am Tag ein Spitzenproduzent, ist nach eigenen Angaben schon weiter und hat mit verschiedenen privaten Betrieben Gemeinschaftsunternehmen auf BOOT-Basis (build, own, operate, transfer) gegr�ndet. Dazu z�hlen die Tadweer, die Zenath-Gruppe (geh�rt zur ETAStar-Gruppe) und die Al Serkal-Gruppe, die Hausm�ll, medizinische Abf�lle und verbrauchtes Speisefett fachgerecht entsorgen. Tadweer hat bereits im M�rz 2006 eine 136 Millionen US-Dollar teure Anlage f�r dieEntsorgung von 4.000 Tagestonnen Hausm�ll in Betrieb genommen. Zenath baut an einer Verbrennungsanlage f�r medizinischen Abfall, die Ende 2009 ihren Betrieb aufnehmen und 20 Tonnen am Tag entsorgen soll.
Das M�llproblem der VAE ist ein Problem in den gesamten Golfstaaten. Alle haben es quasi �ber Nacht zu unermesslichem Reichtum gebracht und geben das Geld mit vollen H�nden aus. Konsum wird gro�geschrieben, Ausbildung hingegen noch klein. Ein Umweltbewusstsein oder ein gesunder Respekt vorden nat�rlichen Ressourcen des Landes sind erst wenig ausgepr�gt. Die Vorstellung, Hausm�ll zu sortieren, ein Pfandsystem f�r Flaschen einzuf�hren, auf Plastikt�ten zu verzichten, erscheint den meisten Einwohnern der Golfstaaten absurd.
Mit genau dem Gedanken aber sollen sich die Einwohner der VAE nun langsam anfreunden. An einigen Bushaltestellen von Dubai finden sich seit kurzem Abfallbeh�lter, die nach Papier, Flaschen und Restm�ll unterscheiden. Auch wenn sie, so ist zu h�ren, bislang noch nicht angenommen werden - es ist immerhin ein erster bescheidener Schritt, mit dem die Stadtverwaltung ein Zeichen setzen will. Auch das schwedische M�belhaus IKEA will einen Beitrag liefern und hat in seinem Parkhaus Sammelbeh�lter f�r alte Zeitungen aufgestellt, die anschlie�end daf�r benutzt werden, gekaufte Kleinteile einzuwickeln. Erste Superm�rkte haben angefangen, ihre Kunden zur Verwendung von Stofftaschen zu ermuntern.
Mutiger ist die Oasenstadt Al Ain, die ein Pilotprojekt angek�ndigt hat, in dessen Rahmen Haushaltsm�ll vorsortiert werden soll. In einer ersten Phase will sie ihren Bewohnern zumuten, "feuchten" von "trockenem" M�ll zu trennen. Zu letzterem z�hlen Glas, Papier und Dosen, die dann in einer neuen Recyclinganlage der Stadt sortiert werden sollen. Der Restm�ll, der auf ein Viertel des Gesamtm�lls veranschlagt wird, kommt auf eine neue, nach internationalen Standards isolierte Deponie, die auf eine Nutzung von 20 Jahren ausgelegt ist. Al Ain hatte schon 2007 f�r Schlagzeilen gesorgt, weil es ein Privatunternehmen damit beauftragt hatte, H�usergraffiti zu beseitigen und die W�ste von Picknickresten zu s�ubern. Letztere sind der Grund daf�r, das der Kamelbestand der VAE in Gefahr ist. In verendeten Tieren finden sich h�ufig gr��ere Mengen unverdaulicher Kunststoffabf�lle.


Environment Agency - Abu Dhabi
P.O. Box 45553, Abu Dhabi
Tel.: 971 2 445 4777
Fax: 971 2 446 33 39
Email: [email protected]
Web: www.ead.ae

Abu Dhabi Waste Management Centre
P.O. Box 48448, Abu Dhabi
Tel.: 971 2 642 4660
Fax: 971 2 642 2577
Email: [email protected]

Tadweer- Waste Treatments
P.O. Box 294249, Dubai
Tel.: 971 4 333 3414
Fax: 971 4 333 3088
Email: [email protected]
Web: www.tadweer.com

J Al Serkal Group
P.O. Box 16167, Dubai
Tel.: 971 4 286 9559
Fax: 971 4 286 5228
Email: [email protected]
Web: www.serkalgroup.com