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Datum: 2022-12-31

Asien Kurier  vom 1. November 2008

Kuwait - Seidenstadt mit 1001-Meter-Turm

Von Martin B�ll, bfai-Redakteur in Dubai.

Auch Kuwait will nun aktiv in das Rennen um prestigetr�chtige Superst�dte einsteigen. Nach zwei Jahrzehnten Pause gibt es wieder einen F�nf-Jahresentwicklungsplan - ambitionierter denn je: Mit gleich 1.100 Projekten soll das bislang eher als verschlafen geltende Kuwait in ein neues Zeitalter katapultiert werden. Gro�es Aush�ngeschild wird die Silk City mit einem 1.001 m hohen Turm. Hinzu kommt ein neuer Hafen, Eisenbahn und Metro. Die Pl�ne gehen nun aber erst einmal ins Parlament und das ist nicht daf�r bekannt, alles nur einfach abzunicken.
Im Rahmen des Plans will die Regierung erst einmal 35 Milliarden Kuwait-Dinar (etwa 87 Mrd. Euro; 1 Euro = 0,40 KWD, 3-Monatsmittelkurs) f�r das futuristische Silk-City-Vorhaben nebst Hafen und Schienennetz bereitstellen. Dieser Anschubfinanzierung werden dann private Investitionen folgen und zu einem sich selbst verst�rkenden Kreislauf f�hren, so die Idee. In der neuen Stadt sollen sich vor allem Handels- und Finanzdienstleister ansiedeln und Kuwait zu einer Logistik- und Finanzdrehscheibe werden lassen. Halt alles so, wie Dubai es vorgemacht hat.
Die ber�hmten Kuwait Towers, seit 1979 mit ihrer Maximalh�he von 187 m das Wahrzeichen der Stadt,
haben bald ausgedient und werden schon in wenigen Jahren noch nicht einmal mehr auf der Liste der zehn h�chsten Bauwerke Kuwaits stehen. Das vorerst h�chste Geb�ude wird der Al-Hamra Tower, an dem noch gebaut wird und der Ende Juni 2008 die 160-m-Marke genommen hat. Das Richtfest ist f�r Mitte 2009 geplant, wenn der Turm seine Endh�he von 412 m und 77 Stockwerken erreicht haben wird und in den Klub der 25 h�chsten Geb�ude der Welt aufgenommen wird. Seine Star-Architekten sind Skidmore, Owings and Merril aus Chicago. Das Geb�ude hat 40 Aufz�ge mit Spitzengeschwindigkeiten von zehn Metern pro Sekunde.
Das zweith�chste Geb�ude Kuwaits wird der Capital Tower mit 376 m und 70 Stockwerken, der 2010 f�r das Publikum ge�ffnet wird. Der 1996 fertiggestellte Liberation Tower, der mit seinen 372 m lange Zeit das h�chste Geb�ude des Mittleren Ostens war, wird sich dann in Kuwait nur noch mit dem dritten Platz
begn�gen m�ssen. An vierter Stelle kommt das Gate of Kuwait mit 320 m und 70 Stockwerken und an f�nfter Stelle der zweite Arraya Tower, der 2009 fertig wird und dann 300 m beziehungsweise 60 Stockwerke aufzuweisen hat.
So mancher Bauherr beh�lt es sich in dem Wettstreit um das h�chste Geb�ude vor, ganz zuletzt das Werk noch um ein paar Meter zu strecken. Auch das macht Dubai mit seinem BurjDubai vor, dessen genaue Endh�he wohl bei 818 m und 160 bewohnbaren Stockwerken liegen wird, letztendlich aber noch ein Geheimnis ist.
In diesem Golf-Wettrennen der baulichen Superlative, das einen an das junge Manhatten oder das mittelalterliche San Gimignano mit seinen Geschlechtert�rmen erinnert, ist der Himmel noch nicht erreicht. Der Mubarak Al-Kabir Tower mit einer m�rchenhaften H�he von 1.001 Meter soll das Zentrum der neuen Seidenstadt werden und dem langen Dubai-Turm die Show stehlen. Vorausgesetzt, das elegentlich widerspenstige Parlament von Kuwait macht mit und Saudi-Arabien, das mit dem Gedanken eines One-Mile-Tower spielt, kommt den Kuwaitern nicht zuvor.
Die Silk City oder Madinat al-Hareer, wie sie im Arabischen hei�t, soll an die glorreiche Tradition der mittelalterlichen Seidenstra�e ankn�pfen und zu einer internationalen Freihandelszone werden, welche Zentralasien mit Europa verbindet. Standort ist ein 250 km2 gro�es Areal im n�rdlichen Kuwait in der Gegend von Subbiya nahe der Grenze mit dem Irak. Wenn die Stadt, wie geplant, 2023 fertig gestellt sein wird, k�nnen dort 700.000 Menschen wohnen und 450.000 Arbeitspl�tze finden. Zur Infrastruktur wird auch eine Eisenbahn z�hlen, die Damaskus, Bagdad, Iran und die Volksrepublik China verbindet - der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt. Einen ersten Entwurf f�r die neue Stadt gibt es von den in London ans�ssigen Architekten Eric R. Kuhne & Associates.
Eigentlich wollten die Briten schon Ende 2008 loslegen, wie sie noch Anfang des Jahres sagten.
Mittlerweile aber d�rfte 2012 realistischer erscheinen. Von diesem Datum geht auch Burhan Ravat,
stellvertretender Direktor der Tamdeen Real Estate Development Co., aus, dessen Unternehmen als Bautr�ger vorgesehen ist. Hintergrund sind "b�rokratische Verz�gerungen", ein Problem, das auch andere Bauvorhaben beeintr�chtigt. So war der Plan einer Seidenstadt eigentlich schon 2005 vorgestellt worden,
dann aber erst im November 2007 vom Council of Ministers f�r gut befunden worden.
In Kuwait, sagen Kenner des Baugesch�fts, gehen die Uhren sehr viel langsamer als in den anderen Golfstaaten. W�hrend in Dubai der Herrscher mitunter binnen weniger Tage �ber ein Riesenprojekt freih�ndig entscheidet und sich niemand gro� mit Bauvorschriften aufh�lt, von Umweltvertr�glichkeitspr�fungen und B�rgerbeteiligungen ganz zu schweigen, geht es in Kuwait deutlich demokratischer zu und damit eben auch mitunter deutlich langsamer. Das kuwaitische Parlament ist nicht nur einfach ein Zustimmungsgremium f�r Beschl�sse der Staatsf�hrung, sondern durchaus ein unabh�ngiges Gremium, das auch unbequeme Fragen stellen und Entscheidungen f�llen kann.
Das Seidenstadtprojekt wird von der kuwaitischen OHA Engineering Consultants beraten. Eine Wirtschaftlichkeitsstudie kommt von KPMG und strategischer Berater ist die in Dubai firmierende SQ.FT Consulting.