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Datum: 2022-11-30

Asien Kurier  vom 1. Dezember 2008

VAE - Vorfreude aufs Bahnfahren

Von Achim Haug, bfai-Redakteur in K�ln.

Auf der Arabischen Halbinsel wird ein umfassendes Schienennetz aufgebaut. Die Staaten der Ostk�ste werden verbunden und Saudi-Arabien gequert. G�tertransporte d�rften dann schneller und billiger werden. Dubai, Abu Dhabi und Kuwait setzen derweil auf moderne Stadtbahnen zur Vermeidung des Verkehrsinfarkts. Am weitesten gediehen ist eine Monorail, welche auf Dubais k�nstlicher Sandinsel in Palmenform die ersten Proberunden dreht. Ein Schienenverkehr war in der Region bislang praktisch nicht existent.
Mitte Oktober 2008 haben sich die f�r den Transport zust�ndigen Minister des Golfkooperationsrates (GCC) auf ein Eisenbahnprojekt verst�ndigt, das alle sechs Mitgliedsl�nder - Bahrain, Katar, Kuwait, Oman, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) - verbinden soll. Die etwa 1.500 km lange Strecke f�hrt von Kuwait entlang der Ostk�ste der Arabischen Halbinsel durch Saudi-Arabien und die VAE bis nach Oman. Stichstrecken zweigen nach Bahrain und Katar ab.
Planungsgrundlage ist eine Durchf�hrbarkeitsstudie der kanadischen Canarail, der franz�sischen Systraund der libanesischen Khatib & Alami . Erste Kostensch�tzungen sprechen von 12 Milliarden US-Dollar. Unklar ist bislang, ob es eine gemeinsame Aufsichtsbeh�rde geben wird oder ob jeder seinen eigenen Streckenabschnitt lieber selbst kontrollieren m�chte. Seit dem ersten Weltkrieg, als die legend�re Hedschas-Strecke von Damaskus nach Medina weitgehend zerst�rt wurde, gibt es auf der Arabischen Halbinsel keinen nennenswerten Schienenverkehr mehr.
Neben dem gemeinsamen Gro�projekt verfolgen die einzelnen GCC-Staaten auch eigene Vorhaben, bei denen die VAE - wieder einmal - den Vorreiter spielen. Dort wurde bereits beschlossen, eine nationale Bahnaufsicht einzurichten, die den Aufbau und Unterhalt eines Zugnetzes �berwachen wird. Eine ihrer ersten Aufgaben wird es sein, eine Bahnverbindung zwischen dem Emirat Fujaira am Golf von Oman und der Hauptstadt Abu Dhabi voranzutreiben. Die Strecke soll vor allem den G�terverkehr auf der Stra�e verringern. In einem zweiten Schritt ist eine Erweiterung bis an die saudi-arabische Grenze vorgesehen,
was das Schienennetz auf insgesamt rund 900 km ausdehnen w�rde.
Das quirlige Emirat Dubai setzt derweil auf High-Tech im �ffentlichen Personennahverkehr. Dort wird derzeit die erste Monorail-Bahn des Mittleren Ostens erprobt, die ab April 2009 Bewohner und Besucher der k�nstlichen Insel The Palm Jumeirah transportieren soll. Mit Hochdruck wird auch an dem sehr viel gr��eren Projekt einer Metro gearbeitet. Am 9. September 2009 wird eine erste Linie in Betrieb gehen - gleichzeitig mit der geplanten Er�ffnung des Burj Dubai, dem h�chsten Wohnturm der Welt. Eine zweite Strecke soll im M�rz 2010 freigegeben und eine dritte im Januar 2009 ausgeschrieben werden. Eine vierte ist in Planung. Die Metro f�hrt meist oberirdisch und braucht keine Fahrer. Die Stationen sind voll klimatisiert.
Im Oktober 2008 wurde auch der Startschuss f�r ein weiteres Personennahverkehrsprojekt gegeben: die AlSufouh Tram. Bis 2011 sollen auf 9,5 km k�stennahe Wohngebiete vernetzt werden. Bis 2020 will das Emirat 27 Milliarden US-Dollar f�r Transportprojekte ausgeben, darunter auch f�r eine Verbindung mit Abu Dhabi. Dort wurde ebenfalls die Notwendigkeit erkannt, den �ffentlichen Personennahverkehr auszubauen, um den drohenden Verkehrsinfarkt abzuwenden. Planungsgrundlage ist ein Masterplan, der bis 2030 reicht (www.transportabudhabi.ae). Die einzige bereits etablierte Eisenbahn auf der Arabischen Halbinsel f�hrt in Saudi-Arabien zwischen der Hauptstadt Riad und der Industriestadt Dammam im Osten. Die staatliche Saudi Railways Organisation (SRO) pr�ft derzeit drei neue Strecken, darunter das Landbridge Project, eine Verbindung zwischen Dschidda am Roten Meer und Dammam via Riad. Bislang erfolgt der G�tertransport auf dem Seeweg und dauert vier bis f�nf Tage, �ber die Schiene w�re er in 18 Stunden m�glich. Ein schneller Passagierzug k�nnte die Strecke sogar in der halben Zeit schaffen. Geplant ist auch eine Anbindung von Jubail. Eine erste Kostensch�tzung spricht von 5 Milliarden US-Dollar. Die Aufsicht f�r das Landbridge Projekt liegt bei der SaudiLand Bridge Company.
Weitere Pl�ne betreffen eine Nord-S�d-Stra�e, welche die Bauxit- und Phosphat-Minen in Hazm al-Jalamidan die weiter verarbeitenden Industrien in Ras al-Zour im Osten anbinden wird. Diese Strecke soll auch eine Personenbef�rderung von Riad nach Hail und Quarrayet beinhalten. Ebenso verbunden werden Dschidda mit Mekka und Medina mit Yanbu. Alles zusammen macht rund 2.800 km Schienennetz. Eine gute �bersicht �ber diese und weitere Eisenbahnpl�ne Saudi-Arabiens gibt es auf der Webseite www.saudirailexpansion.com. Beobachter rechnen noch f�r 2008 mit der Vergabe wichtiger Auftr�ge.
In Katar gibt es ebenfalls Neues in Sachen Eisenbahn. Dort wurde Ende August 2008 ein Vertrag mit der Deutschen Bahn �ber den Aufbau eines Zugnetzes abgeschlossen. Auftraggeber ist die staatliche Investmentgesellschaft Qatari Diar Real Estate Investment Company. Katar w�rde sich gerne f�r die Olympischen Spiele 2016 bewerben. Eine gute Verkehrsinfrastruktur br�chte da Pluspunkte.
Geplant ist eine Hochgeschwindigkeitsverbindung zwischen Katars Hauptstadt Doha und Bahrains Hauptstadt Manama �ber eine Br�cke. F�r diese Strecke war 2005 einmal der Transrapid im Gespr�ch.
Weitere Vorhaben Katars betreffen eine G�terzugstrecke f�r die Ostk�ste, eine Metro f�r Doha und eine Nahverkehrsbahn zwischen Lusail, Education City und West Bay.
Auch im Oman wurden Pl�ne f�r ein erstes Eisenbahnprojekt vorgestellt, das zun�chst G�terverkehr und zu einem sp�teren Zeitpunkt einen Passagierservice vorsieht. Geplant ist eine 200 km lange Strecke zwischen Birka bei Maskat und dem Hafen von Sohar. Im Anschluss daran k�nnte die Trasse nach Duqm an der S�dk�ste weitergef�hrt werden, wo ein neuer Hafen gebaut wird.
Kuwait will unterdessen in seiner Hauptstadt vier Metrolinien bauen. Schon 2009 k�nnten erste Public-Private-Partnership-Vereinbarungen getroffen werden. Gedacht ist an circa 170 km Schienen, von denen ein Drittel unterirdisch verlaufen soll. Die Kosten werden auf 11 Milliarden US-Dollar veranschlagt. Zu demgeplanten GCC-Schienennetz will Kuwait 7 Milliarden US-Dollar beziehungsweise 500 km Strecke beisteuern. Beide Projekte sollen bis 2014 abgeschlossen werden.
Der K�nig von Bahrain outete sich derweil im September 2008 als Eisenbahn-Fan. Seine Vision ist eine Bahnverbindung mit Europa. Am liebsten w�rde er schon in f�nf Jahren mit dem Zug in die T�rkei fahren, berichtet die Lokalpresse.