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Eine Produktionsst�tte irgendwo im indischen Puna. Die Produktion l�uft auf Hochtouren, die Arbeiten sind aufeinander abgestimmt, die Auftragslage ist gut. Dann jedoch f�llt der Strom aus; eine unfreiwillige Pause entsteht. Europ�ische Controller w�rden wohl angesichts der Kosten, welche die Ausfallzeit verursacht, die H�nde �ber dem Kopf zusammenschlagen.
In Indien nimmt man die Dinge etwas gelassener. Stromausf�lle sind �berall im Land auch f�r Produktionsunternehmen keine Seltenheit. Aber man ist sich sehr wohl bewusst, dass die Stromversorgung ein gro�es Problem darstellt, das der L�sung bedarf. Und die darf ruhig auch einmal innovativ sein.Es besteht dringender Handlungsbedarf: Manch ein potentieller Investor betrachtet �ngstlich die Zahlen: 10 bis 15 Prozent ? so der Jahreswirtschaftsbericht Indien (2006/2007) der deutschen Botschaft in Neu Delhi ? betr�gt die durchschnittliche Versorgungsl�cke bei der indischen Stromerzeugung. Von den im zehnten F�nfjahresplan anvisierten 60.000 Megawatt zus�tzlich bereitgestellter Stromenergie konnten bis 2007 zum Ablauf des F�nfjahresplans nur 30.000 Megawatt realisiert werden. Ganz ohne Hilfe wird Indien seine Probleme in der Stromversorgung wohl nicht l�sen k�nnen. Nach Angaben der Deutschen Botschaft werden in n�chster Zeit 220 Milliarden Euro f�r Investitionen in Indiens gesamte Infrastruktur veranschlagt. 40 Prozent dieser Summe m�ssen voraussichtlich im Rahmen von Public-Private-Partnerships aufgebracht werden. Indiens Stromproduktion ist auf dem Weg zu einer verst�rkten Privatisierung. Mehrere Faktoren erschweren jedoch die Realisierung privater Initiative im Energiesektor. So wird beispielsweise die Landwirtschaft oftmals durch kostenlose Elektrizit�t subventioniert. F�r private Finanzierer, die mit ihren Investitionen Geld verdienen m�ssen, mag dies schwer zu tragender Ballast sein. Andererseits unterst�tzt diese Subvention gerade die armen l�ndlichen Bev�lkerungsgruppen. Hier m�ssen Indiens Regierungsverantwortliche abw�gen und den schmalen Grad f�r einen Mittelweg zwischen privatwirtschaftlichen Interessen und einer Energiepolitik zum Wohle aller, finden.Die indische Regierung hat den Handlungsbedarf erkannt: Handels- und Industrieminister Kamal Nath zufolge genie�t die Entwicklung der Infrastruktur ?h�chsten Vorrang?, wobei nicht alleine die geplanten Ausbauten von Flugh�fen und anderer Gro�projekte gemeint sind, sondern auch die F�rderung der oftmals vernachl�ssigten l�ndlichen Regionen. Dass zur L�sung von Infrastrukturproblemen sehr unterschiedliche Ans�tze existieren, zeigt der Energiesektor deutlich. Neun Gro�kraftwerke, so genannte ?Ultra Mega Power Projects?, sind zurzeit in der Planung. Die Regierung setzt auf einen Energiemix: Bedeutendster Energielieferant ist und bleibt in Indien die Kohle. Auch die Kernenergie spielt bei L�sungsans�tzen f�r die Stromversorgung eine Rolle, wenngleich bisher nur etwa drei Prozent des Energiebedarfs mit ihr gedeckt werden. Indien setzt jedoch auch auf regenerative Energien: Das Land ist weltweit viertgr��ter Windenergie-Produzent und rangiert bei Biogasanlagen an zweiter Stelle. Klimaschutz ist auch bei Indiens Energieversorgung ein Thema: Allerdings w�gt die Regierung stets ab, inwieweit der Klimaschutz den wirtschaftlichen Aufschwung gef�hrden k�nnte. Die Optimierung der Stromversorgung hat Priorit�t und im Zweifelsfall ? wenn keine umweltvertr�glichen und wirtschaftlichen L�sungen gefunden werden ? d�rfte dem Klimaschutz wohl die geringere Bedeutung beigemessen werden. Laut der Entwicklungsbank der Kreditanstalt f�r Wiederaufbau (KfW) k�nnte das s�dasiatische Land bis zum Jahr 2015 weltweit drittgr��ten CO2-Emittenten werden. Der notwendige Aufbau der Stromversorgung in Indien bietet also Risiken und Chancen zugleich; Chancen, Wege zu finden, Wirtschaftlichkeit, Klimaschutz und eine Verbesserung der Lebensqualit�t vieler Inder miteinander zu verbinden.Hilfe, um diese Chancen zu verwirklichen, kommt auch aus Deutschland. Im Jahr 2008 zahlt das Bundesentwicklungsministerium 72 Millionen Euro f�r ?die F�rderung Klima schonender Energieversorgung und zur St�rkung des Umweltschutzes?. Ein konkretes und vom Ministerium unterst�tztes Projekt ist etwa der Anbau einer Pflanze namens Jatropha curcas, deren Samen �l f�r die Produktion von Biodiesel enth�lt. Das Projekt finanziert mit insgesamt 1,105 Millionen Euro unter anderem den Bau von �lpressen. Und es unterst�tzt Kleinbauern im Bundesstaat Andhra Pradesh mit Beratung, Ausbildung und Training dabei, ihre Arbeit auf den Anbau der �lpflanze umzustellen. Aber deutsche Unterst�tzung konzentriert sich nicht allein auf regenerative Energien. Sie darf es nicht, weil diese Energien stets nur einen Teil der Gesamtl�sung darstellen k�nnen. Die KfW-Entwicklungsbank f�rdert deshalb unter anderem die Energieeffizienz thermischer Kraftwerke. Turbinen und Kessel sollen modernisiert werden, bevor kleinere Ma�nahmen die Sanierungsarbeit erg�nzen. Ziel ist hierbei eine verbesserte Nutzung von Energietr�gern wie Kohle, sodass der Brennstoffeinsatz vermindert werden kann. Das dient der Umwelt ebenso wie der Wirtschaftlichkeit in der Energieversorgung und kommt allen zugute: Unternehmen in Indien, dem Klimaschutz und nicht zuletzt: auch der Bev�lkerung des Landes.