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Am 20. Dezember 1999 war es soweit. Ebenso wie schon vorher die britische Kronkolonie Hongkong wurde auch die kleine Halbinsel an der M�ndung des Perlenflusses als Sonderverwaltungsgebiet dem m�chtigen Nachbarn China einverleibt - wenn auch mit ein paar autonomen Rechten.
Das bekannteste hat sich sehr schnell weltweit herumgesprochen: Macao ist die asiatische Zocker-Konkurrenz zum amerikanischen Las Vegas. Und glaubt man den Statistiken, dann werden hier bereits Ums�tze an den runden oder viereckigen Tischen gemacht, die Las Vegas aufhorchen lassen. Doch f�r die Mehrzahl unserer Leser, die noch nicht ihr Gl�ck in der neuen Spielstadt versucht haben, wollen wir die Eindr�cke einer k�rzlichen Reise in die ehemalige Kolonie Portugals schildern.Zuerst: Versuchen Sie lieber nicht, an Weihnachten oder Neujahr oder gar am 7. Februar, dem chinesischen Neujahrstag, zu den gut 500.000 Einwohnern auf gerade mal 25 Quadratkilometern einzureisen, es sei denn, Sie haben fr�h Ihre F�hre oder den Flug gebucht und vor allem gute Nerven. Denn ein paar Millionen Festlands-Chinesen haben sicherlich dieselbe Idee.Falls Sie es schaffen, noch einen Platz auf einer der Schnellf�hren aus Hongkong, die im halbst�ndigen Rythmus aus Kowloon oder von der Hauptinsel nach Macao rasen, zu ergattern, f�ngt das Abenteuer erst an, obwohl die �berfahrt mit nummerierten Sitzpl�tzen und Bordverpflegung die gut einst�ndige Fahrt sehr zivilisiert beginnen l��t. Doch im Terminal-Geb�ude ist der Traum von einem goldger�nderten Urlaub erstmal unterbrochen.Denn vor Ihrer Idee, einen exotischen Casino-Urlaub fernab der Sicherheits-besessenen und daher nicht mehr so gastfreundlichen USA in einem F�nf-Sterne-Hotel, wie dem ?Venetian Macao Resort? zu erleben, stehen erst einmal mindestens 30 Reihen � 50 Meter vor allem chinesischer Mitreisender. Das bedeutet bei z�giger Abfertigung - falls Sie das Ende irgendeiner Schlange richtig identifiziert haben und nicht einfach weitergeschoben werden - erst einmal eine Stunde Geduld innerhalb eines v�llig �berf�llten Abfertigungsraumes.Danach kommen Sie in die ?Bahnhofshalle?, ohne den geringsten Glamour, aber mit vielen gesch�ftst�chtigen Reiseveranstaltern, die Ihnen nicht nur eine sofortige Stadtrundfahrt verkaufen, sondern Sie vor allem davon abhalten wollen, ein R�ckfahrtticket f�r den Abend oder die Nacht zu buchen - ohne das Sie die Insel sowieso nicht mehr verlassen k�nnen, denn die abendlichen Warteschlangen zur�ck nach Hongkong - f�r alle, die das Geld f�r die Hotel�bernachtung nicht er-, sondern verspielt haben, sind legend�r.Doch nehmen wie lieber an, Sie geh�ren nat�rlich nicht zu den ?Tagesspielern?, sondern wollen tats�chlich im neuesten Super-Luxus-Hotel der Stadt, dem ?Venetian? absteigen. Bei happigen Baukosten von 1,6 Milliarden Euro wird Ihnen nicht nur das absolute Las-Vegas-Feeling geboten, sondern nat�rlich auch die Luxuskarosse vom gesch�ftigen Terminal.Was dann kommt, ist nat�rlich vom Feinsten, den die Chinesen haben westliche Vorbilder nicht nur bei Computerteilen und Plastikprodukten l�ngst �berholt, sondern sind fest entschlossen, als Meister des schnellen Geldes auch auf den Casino-Sektor Geschichte zu schreiben. Eigentlich m��te man sie daf�r sogar loben, denn bevor die Kleinkolonie vereinnahmt wurde, war sie bereits fest in der Hand des Monopols ?Sociedade de Jogos de Macau?, das vom Immobilien-Mogul Stanley Ho von Hongkong aus kontrolliert wurde - und wegen heftiger Prostitution, Schwarzmarktgesch�ften, brutaler Gangs und nat�rlich Gl�cksspielern ber�chtigt war.Tats�chlich ist das Aufr�umen dieser Exzesse und der �bergang zum ?geregelten Zocker-Kapitalismus? erfolgreich verlaufen. Schade ist nur, da� mit zigtausenden (chinesischen) Besuchern t�glich die wenigen verbliebenen portugiesischen Kleinode an Kirchen, kulturellen Bauten und alten H�usern fast unter den Menschenmassen und MacDonalds verschwinden. Ihr �berleben verdanken sie sicher nur der rechtzeitigen Erkenntnis, da� ?Geschichte? auch einen monet�ren Wert hat und von Touristen aus aller Welt gerade im kolonialen Macao gesucht wird.Kein Wunder, denn im Gegensatz zu Las Vegas, wo jetzt nach etwa vierzigj�hriger Existenz die Infrastruktur und das Stadtbild einen gewissen Grad der Logik und zumindest einer speziellen Form verr�ckter �stetik erreicht haben - ist man in Macao noch lange nicht soweit.Denn die wunderbaren Luxushotels und blinkenden Spielh�llen sind keiner planerischen Logik, sondern wahrscheinlich den Immobilienpreisen und anderen Zuf�llen gefolgt - Chaos pur. Kann man in dem, was von der ?Altstadt? noch erhalten ist, am Abend noch einigerma�en gepflegt schlendern - nat�rlich mit Menschenmassen, die Palma de Mallorca im Juli entsprechen - dann bewegt man sich vom ?Venetian? zum ?Sands Macao? lieber im Taxi. Denn zwischen einigen der Hotelpal�ste liegt - nichts.Doch auch dies wird sich bald �ndern, denn die Immobilienl�cher sollen in wenigen Jahren mit Investitionen in H�he von 14 bis 30 Milliarden Euro gef�llt werden; entsprechend etwa dem Bruttosozialprodukt von Myanmar, Kambodscha und Laos zusammengenommen.Daher die Empfehlung an unsere Leser: Haben Sie Kapital? Dann investieren Sie schnell noch im Macao-Boom! Haben Sie (nur) Geld? Dann fahren Sie lieber nach Las Vegas oder nach Lissabon - und in einigen Jahren dann nach Macao.