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Kommt Ihnen als deutschem Leser der Titel nicht bekannt vor? In den siebziger und achtziger Jahren galt die Bundesrepublik Deutschland weltweit als �konomischer Riese, doch gleichzeitig war die politische Rolle auf der Weltb�hne mehr als bescheiden ? Deutschland zahlte und schwieg.
Dass die Volksrepublik China auf dem Weg ein wirtschaftlicher Riese zu werden, bereits weit fortgeschritten ist, steht ausser Zweifel. Und angesichts seines Potentials, seiner Bev�lkerungsmassen mit steigender Kaufkraft und milit�rischen Aufr�stung hinkt inzwischen auch der Vergleich, China als politischen Zwerg einzustufen.Dennoch, auf der Weltb�hne muss die chinesische F�hrung noch ihre Hausaufgaben machen, denn derzeit bewegt sich das volkreichste Land der Erde eher noch auf einem Trampelpfad, statt auf dem diplomatischen Parkett. Vor allem der Umgang mit Landesteilen oder Nachbarn wie Tibet oder Myanmar zeigt, dass das Politb�ro zwar Priorit�ten setzt, doch politisch eher mit dem Holzhammer, als professionell vorgeht.Zur Ehrenrettung der Politiker in Beijing, wo vor wenigen Jahrzehnten noch maoistische K�mpfer �ber Leben und Tod entschieden, muss gesagt werden, dass dies sicher weder Berechnung noch b�ser Wille ist, sondern eher das Abarbeiten eines historischen Prozesses, bei dem der vom Kommunismus ausgehungerte Magen h�chste Priorit�t hat ? also doch eine Parallele zum Nachkriegsdeutschland.Wie hungrig die heutige Volksrepublik China tats�chlich ist, zeigt die von h�chster Staatsspitze sofort nach dem Parteitag im Februar verbreitete ? mehr oder weniger geheime ? Order an alle chinesischen Botschafter weltweit, der Beschaffung von Rohstoffen und Energie f�r das Heimatland h�chste Priorit�t beizumessen.Ziel der ?diplomatischen? Bem�hungen oder Opfer der Begierde sind rohstoffreiche L�nder der Dritten Welt, die mit dem chinesischen Neokolonialismus besser zurechtkommen, als mit den alten Kolonialherren aus Europa. Vor allem sprechen die Volks-Chinesen eine Sprache, die die F�hrungschicht dieser Staaten versteht: die des Geldes. Hat das Reich der Mitte in den siebziger und achziger Jahren noch im ideologischen Wettstreit mit dem Westen Entwicklungshilfe geleistet, liegt der Fokus nun klar beim Gesch�ft.Was jedoch in der westlichen Welt mit einem seit dem vergangenen Jahrhundert einge�bten und perfektionierten Zusammenspiel von Politikern und Diplomaten, inzwischen weitgehend privatwirtschaftlich durch weltweit operierende Unternehmen umgesetzt wird, kommt in China als Befehl von oben, den einige wenige staatsnahe Industriekonglomerate mehr oder weniger r�cksichtslos ausf�hren.Doch was den Chinesen als ?Neueinsteiger? auf den Weltm�rkten f�r Rohstoffe entgegenkommt, ist vor allem, dass sie niemanden mehr bekehren, erziehen oder ideologisieren wollen ? nur der freie Zugang f�r ihre Bautrupps und Bagger ist gefragt ? und m�glichst wenig St�rungen bei der Ausbeutung der Rohstoffe und Energietr�ger.Da der Nahe Osten, Russland und Australien als Rohstofflieferanten bereits weitgehend ausgebucht sind, hat nun folgerichtig Chinas ?Besetzung? des schwarzen Kontinents begonnen ? Afrika ruft. Und die Afrikaner, seit Jahrhunderten von den Europ�ern herablassend behandelt oder schlicht ignoriert, folgen diesem Ruf konsequent. Denn die Chinesen lassen sich den Zugang zu den wertvollen Rohstoffen finanziell und politisch etwas kosten: Schuldenerlasse, technische Zusammenarbeit und vor allem die so oft versagte politische Anerkennung.Die an vielen Stellen begonnene Nutzung bzw. Ausbeutung des afrikanischen Potentials ist vergleichsweise transparent und folgt klaren wirtschaftlichen Zielen: nicht die kurzfristige Gewinnmaximierung ? wie sie unter anderem von ausl�ndischen Konzernen immer wieder praktiziert wurde, steht an erster Stelle, sondern der langfristige Aufbau von Verbindungen, Infrastrukturen und Industrien zur Sicherstellung des steigenden chinesischen Bedarfs.In den vergangenen Jahren hat sich der Handel, an erster Stelle der Bezug von Rohstoffen, auf L�nder wie Angola, S�dafrika, Sudan, der Republik Kongo, �quatorialguinea, Gabun und Nigeria konzentriert. Abgesehen vom Rohstoffriesen S�dafrika und der �l/Mangan-Perle Gabun, liest sich die Liste wie ein ?Who is who? von L�ndern, die um den weltweit schlechtesten Ruf wetteifern.Doch die chinesische Politik, Gesch�fte den Menschenrechten vorzuziehen, ist erfolgreicher, als westliche Moralauflagen. Denn auch der kleinste afrikanische Staat hat volles Stimmrecht in den Vereinten Nationen und wird fortan auch chinesische Interessen unterst�tzen, wenn es Sinn macht. Und es macht Sinn, denn die Chinesen haben ein klares Verst�ndnis von den beiderseitigen Vorteilen ? anders als der Westen, der immer nur Forderungen stellt und trotzdem an die �lquellen will, wie in Nigeria.Und die Chinesen respektieren nicht nur das bei autorit�ren Politikern beliebte Prinzip der Nichteinmischung auf Gegenseitigkeit, sie setzen noch ein drauf und k�mmern sich um die dr�ngenden Probleme der Bev�lkerung, beispielsweise durch billige Malariamittel oder Stra�enbau im Busch. Nat�rlich macht der Westen eine ausgewogenere, vielleicht bessere Entwicklungspoltik, doch die Chinesen fragen nicht, belehren nicht und wollen niemanden umerziehen, und sie geben Kredite ohne politische Auflagen ? was man in Afrika zu sch�tzen weiss.Ende 2006 fand in Beijing das ?China-Afrika-Kooperationsforum? statt, als glorreicher Abschluss des vom chinesischen Premier Wen Jiabao ausgerufenen ?Afrika-Jahres?. Aus den 47 afrikanischen Staaten, die mit China diplomatische Beziehungen unterhalten, reisten 3.500 Delegierte an, die mit ihren 40 Staats- und Regierungschefs ehrf�rchtig einen Eindruck des entstehenden Imperiums erhielten. Von China derart wahrgenommen zu werden, z�hlt heute mehr, als die langweiligen Sitzungen der UNO in New York.Denn im Gegensatz zu heisser politischer Luft bieten die gelben Investoren handfestes: der chinesische �lmulti CNOOC stieg gerade mal mit 2,7 Milliarden US-Dollar in Nigeria ein und in Angola redet niemand mehr vom Jahrzehnte langen B�rgerkrieg, seitdem man mehr �l an die Chinesen liefert, als vorher Saudi-Arabien. Inzwischen bezieht China bereits ein Drittel seiner �limporte aus Afrika ? mit steigender Tendenz.Dass nun auch die Afrikaner nicht nur Waffen, sondern auch Waffeleisen aus China importieren, best�tigt das chinesische Versprechen, man wolle auch den Lebensstandard der Afrikaner verbessern. Der Erfolg ist vorprogrammiert: das Handelsvolumen von etwa 10 Milliarden US-Dollar im Jahre 2003 hat sich bereits 2006 auf 50 Milliarden erh�ht. Das Ziel des chinesischen Premiers, 2010 bereits 110 Milliarden US-Dollar zu erreichen, ist durchaus realistisch.Selbst wenn ein erfahrener Politiker wie der s�dafrikanische Pr�sident Thabo Mbeki die Gefahr an die Wand malt, Afrika k�nne ? in Wiederholung der Kolonialzeit ? zum reinen Rohstofflieferanten werden und damit zu weiterer Unterentwicklung verdammt sein, ist der Zug l�ngst abgefahren und Mbeki steht mit seiner Warnung weitgehend allein.Wenn den Afrikanern langfristig etwas helfen kann, ist es die ? derzeit noch sehr bescheidene ? interne ?Zivilisierung? des chinesischen Vorgehens. Denn auch im Milliardenreich hat man seit kurzem erkannt, dass umweltzerst�render Raubbau, soziale Verantwortungslosigkeit und unkontrollierte Investitionen langfristig nicht nur zu politischen Querschl�gern werden k�nnen, sondern auch irgendwann den wirtschaftlichen Erfolg in Frage stellen ? und letzteres w�re sehr unchinesisch.Chronologie der wichtigsten chinesisch - afrikanischen Handelsabkommen und Gesch�fteVon Oliver Schmidt, Autor von Weltpolitik.net15. - 16. Dez. 2003Zweite Ministrialkonferenz des China - Akrika Kooperationsforums. Verabschiedet wird der Addis Abeba Action Plan.Jan. / Feb. 2004Abkommen zwischen dem chinesischen Unternehmen Sinopec und der Firma Total Gabon �ber �llieferungen nach China.Juni 2004Vizepr�sident Zeng Qinghong schlie�t w�hrend seiner Reise Vereinbarungen �ber Handels- und Investitionsprojekte in S�dafrika ab.Januar 2005Angola verk�ndet, es werde einen chinesischen Kredit in H�he von 2 Milliarden US-Dollar f�r die Instandsetzung und den Wiederaufbau seiner Infrastruktur nutzen. China erh�ht im M�rz 2006 die Kreditsumme um 1 Milliarde US-Dollar. Angola bietet als Sicherheit Zugriff auf seine �lquellen.Juli 2005Das Unternehmen Petrochina und die Nigerian National Petroleum Corp. unterzeichnen einen Vertrag im Volumen von 800 Millionen US-Dollar �ber die t�gliche Lieferung von 30.000 Barrel Roh�l an China.November 2005Beim Treffen hoher Vertreter des sudanesischen und chinesischen Verteidigungsministeriums wird erkl�rt, dass die traditionell gute Zusammenarbeit beider L�nder weiterausgebaut und vertieft werden soll. Vermutet wird, dass Teile der chinesischen Arbeitskr�fte im Sudan in Wirklichkeit Soldaten der "Volksbefreiungsarmee" sind und sich aktiv an den Kampfhandlungen im Sudan beteiligen.Januar 2006China t�tigt seine bis dahin gr��te Auslandsinvestition in H�he von 2,3 Milliarden US-Dollar f�r Anteile an einem �l- und Gasfeld in Nigeria, Afrikas gr��ten �lproduzenten.April 2006Algerien vergibt einen Auftrag �ber 7 Milliarden US-Dollar an ein chinesisch-japanisches Konsortium f�r den Bau einer 130 km langen Stra�e von Tunesien nach Marokko.April 2006Staatspr�sident Hu Jintao unterzeichnet einen Vertrag �ber die Exploration eines 115 km2 gro�en Offshore-Feldes in Kenia. Ausgef�hrt wird das Projekt von der chinesischen Firma CNOOC.Mai 2006Das angolanische Staatsunternehmen Sonangol verkauft an Sinopec einen 40%-Anteil (1,4 Mrd. US$) an einem Offshore-Feld.Juni 2006Beijing beschlie�t sich an den Kosten f�r den Bau von Afrikas gr��ten Theater im Senegal mit 35 Millionen US-Dollar zu beteiligen. Zus�tzlich verk�ndet die chinesische F�hrung dem Land seine 20 Millionen US-Dollar hohen Schulden zur erlassen.September 2006Ein chinesisches Konsortium investiert 3 Milliarden US-Dollar in Gabun. Der westafrikanische Staat hat den Chinesen die alleinigen Rechte zum Abbau von Eisenerzen verkauft. Das Gesch�ft umfasst auch den Ausbau einer Bahnlinie in Gabun und den Bau eines Hafens.5. Nov. 2006W�hrend des China - Afrika - Gipfels in Beijing schie�en 12 chinesische Unternehmen Vertr�ge �ber 1,9 Milliarden US-Dollar mit 11 afrikanischen L�ndern in den Sektoren Infrastruktur, Telekommunikation, Technologie, und Ressourcen. Es ist der gr��te Afrikagipfel seit Bestehen der Volksrepublik China. Mit diesem Gipfel weitet China seinen Einfluss im ressourcenreichen Afrika weiter aus.Februar 2007Chinas Staatspr�sident Hu Jintao besucht w�hrend seiner elft�gigen Reise die L�nder Liberia, Sudan, Sambia, Namibia, S�dakrika, Mosambik und die Seychellen.