' )Bangladesch - Schwache Wirtschaft sucht Investoren
Asien Kurier 5/2008 vom 1. Mai 2008
Bangladesch

Schwache Wirtschaft sucht Investoren

Von Boris Alex (OAV)

Obgleich die wirtschaftliche Entwicklung Bangladeschs durch die �berschwemmungen Ende 2007 und die nach wie vor instabile politische Lage abgebremst wurde, d�rfte das Bruttoinlandsprodukt dennoch im laufenden Finanzjahr real um 5 Prozent zulegen. Wachstumsmotor ist der Industriesektor, insbesondere die Textilbranche. Auch der Schiffbau und die Nahrungsmittelverarbeitung verzeichnen erste Erfolge und ziehen ausl�ndische Investoren an. Interessante Beteiligungschancen bieten zudem gro�e Infrastrukturprojekte.

Die Dynamik der bangladeschischen Wirtschaft hat sich nach einem viel versprechenden Start in der zweiten H�lfte des Finanzjahres 2007/08 (1.7. bis 30.6.) wieder abgeschw�cht. Vor allem der Agrarsektor leidet nach wie vor unter den Folgen des Wirbelsturms "Sidr" sowie zweier Flutkatastrophen im Herbst 2007. Angesichts dessen rechnet die Asian Development Bank mit einem Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 5 Prozent (FY 2006/07: +7 Prozent).

Zudem wird die Konjunktur nach Einsch�tzung des bangladeschischen Fachinstituts "Centre for Policy Dialogue" (CPD) von der instabilen politischen Situation gebremst. Zwar hat die �bergangsregierung eine Reihe wirtschaftlicher Reformen angeschoben und beim Kampf gegen die Korruption erste Erfolge erzielen k�nnen. Dennoch halte die Verunsicherung bei den Unternehmen �ber den k�nftigen politischen Kurs an, was sich insbesondere in der zur�ckhaltenden Investitionst�tigkeit wiederspiegelt.

Die privaten Investitionen sanken im 1. Quartal 2007/08 um knapp 2 Prozent. Sollten die f�r Ende 2008 geplanten Parlamentswahlen eine dauerhaft stabile Regierung hervorbringen, d�rften auch die Aktivit�ten der Privatwirtschaft wieder Fahrt aufnehmen, so die Einsch�tzung des CPD. Die ausl�ndischen Direktinvestitionen verzeichneten im betrachteten Zeitraum allerdings ein Plus von 11 Prozent auf 263 Millionen US-Dollar. Ob die bereits f�r 2006/07 anvisierten Nettozufl�sse in H�he von 1 Milliarde US-Dollar im laufenden Finanzjahr realisiert werden k�nnen, wird von den Analysten des CPD bezweifelt.

Unter der geringen Investitionst�tigkeit leidet vor allem die verarbeitende Industrie. Der Output sank im 1. Quartal 2007/08 um 1 Prozent, was in erster Linie auf die schwache Performance des Textil- und Bekleidungssektors zur�ckzuf�hren ist. Dieser macht rund zwei Drittel der bangladeschischen Industrieproduktion aus. Auch hier halten sich die Unternehmen derzeit mit Investitionen zur�ck. Zudem verteuert der gegen�ber dem US-Dollar gestiegene Taka die Exporte in die USA, die zu 90 Prozent aus Textilien und Bekleidung bestehen und zu einen Absatzr�ckgang bei den einheimischen Herstellern gef�hrt hat.

Die Regierung ist bem�ht, die Abh�ngigkeit der Wirtschaft von den Textil- und Bekleidungsexporten zu verringern und versucht, m�gliche Wachstumsbranchen gezielt zu f�rdern. Hierzu z�hlen die Nahrungsmittelverarbeitung, Informations- und Kommunikationstechnik, Elektronik und Elektrotechnik, die Kfz-Zulieferindustrie sowie die Chemie und Pharmabranche. Durch die Errichtung weiterer "Export Processing Zones" sollen vor allem ausl�ndische Investoren angelockt werden. Bislang gibt es acht Sonderwirtschaftszonen, weitere zehn sind geplant. F�r das laufende Finanzjahr rechnet die Bangladesh Export Processing Zones Authority (BEPZA) mit einem Ausfuhrvolumen von 2,5 Milliarde US-Dollar, ein Plus von rund 25 Prozent.

Ein Industriezweig, der nach Einsch�tzung von Marktbeobachtern ein hohes Wachstumspotential birgt, ist der Schiffbau. Zuletzt konnten einheimische Werften Auftr�ge �ber den Bau von drei mittelgro�en Frachtschiffen aus Deutschland, D�nemark und den Niederlanden an Land ziehen. Die Projekte stellen nach Einsch�tzung des Board of Investment (BOI) den Lackmustest f�r die internationale Wettbewerbsf�higkeit der Branche dar. Sollten die Schiffe termingerecht und in der geforderten Qualit�t ausgeliefert werden, k�nnte sich Bangladesch als Standort f�r den Schiffbau etablieren, so die Einsch�tzung von Kamaluddin Ahmad, Executive Chairman im BOI.

Bangladesch ist bei Kapitalg�tern weiterhin auf Importe angewiesen. Deutschland z�hlt bei Maschinen und elektrotechnischen Erzeugnissen zu den Hauptlieferl�ndern. Allerdings verzeichneten die deutschen Exporte 2007 einen R�ckgang um fast 30 Prozent auf 216 Millionen Euro. Auch die bangladeschischen Ausfuhren nach Deutschland, die zu 90 Prozent aus Textilien und Bekleidung bestehen, gingen um knapp 5 Prozent zur�ck. Deutsche Unternehmen exportierten 2007 Maschinen und Anlagen im Wert von 76 Millionen Euro (-28%), chemische Erzeugnisse im Wert von 54 Millionen Euro (+2,9%) sowie elektrotechnische Ausr�stung im Wert von 47 Millionen Euro (-25%). Sollte die Investitionst�tigkeit der Unternehmen an Fahrt gewinnen, d�rfte auch die Nachfrage nach Kapitalg�tern wieder steigen, so eine Prognose des CPD.

Investitions- und Beteiligungschancen bieten auch die geplanten Infrastrukturma�nahmen der bangladeschischen Regierung. Modernisierungsbedarf besteht vor allem beim Stra�ennetz und bei den H�fen. Dar�ber hinaus muss das Telekommunikationsnetz ausgebaut werden, denn die Zahl der Mobiltelefonnutzer steigt sowohl in den Ballungsgebieten als auch auf dem Land. Priorit�t genie�t die Verbesserung der Energieversorgung. Der Bedarf des Landes wird zu drei Vierteln aus Gaskraftwerken gedeckt. Die F�rderung in der Bucht von Bengalen wird nach Einsch�tzung der Weltbank ab 2015 kontinuierlich abnehmen, wenn bis dahin keine neuen Gasvorkommen erschlossen werden. Zudem m�ssen in den n�chsten Jahren veraltete Kraftwerke modernisiert und neue errichtet werden. Die technische Erzeugungskapazit�t betr�gt laut Ministry of Energy and Mineral Resources derzeit rund 5 GW. Bis 2012 soll diese auf 8 GW und bis 2025 auf knapp 18 GW steigen, so die Pl�ne der Regierung. In den n�chsten Monaten werden die Ausschreibungen �ber den Bau von acht Gaskraftwerken mit Leistungen zwischen 50 und 450 MW ver�ffentlicht. Dar�ber hinaus muss das Strom�bertragungs- und -verteilungsnetz ausgebaut werden.

Etwas besser sieht es bei den ausl�ndischen Direktinvestitionen aus. Diese verzeichneten im betrachteten Zeitraum ein Plus von 11 Prozent auf 263 Millionen US-Dollar. Ob die bereits f�r 2006/07 anvisierten Nettozufl�sse in H�he von 1 Milliarden US-Dollar im laufenden Finanzjahr realisiert werden k�nnen, wird von den Analysten des CPD dennoch bezweifelt. Auch im letzten Finanzjahr gingen die Investitionen aus dem Ausland - trotz eines viel versprechenden Starts - auf das Gesamtjahr gesehen um rund 6 Prozent auf 793 Millionen US-Dollar zur�ck. Einzig der �l- und Gassektor sowie die Telekommunikationsbranche verzeichneten ein Plus. Dies sind auch die Branchen, die absolut gesehen die meisten Direktinvestitionen verbuchen konnten.

Dabei sind die Investitionsbedingungen in Bangladesch laut Weltbank im internationalen Vergleich gar nicht so schlecht. In der aktuellen Auflage der j�hrlich erscheinenden Studie "Doing Business" belegt Bangladesch Rang 107 und schneidet damit besser ab als sein Nachbar Indien, das 13 Pl�tze dahinter rangiert. In der Kategorie Investorenschutz liegt das Land sogar weltweit in der Spitze. Innerhalb der Gruppe der 51 "Low Income" L�nder belegt Bangladesch Rang 10.

Die Weltbankstudie identifiziert aber auch die Hauptprobleme f�r Investoren in Bangladesch. Zwar ben�tigt ein Unternehmen f�r die Unternehmensgr�ndung nur acht Genehmigungen und damit weniger als in Pakistan oder Indien. Allerdings ist der Zeitaufwand f�r das Verfahren mit durchschnittlich 74 Tagen um ein Vielfaches h�her als in Pakistan (24 Tage) und Indien (33 Tage). Laut Weltbank ist die ineffiziente bangladeschische B�rokratie der Hauptgrund f�r diese Diskrepanz. Denn die wenigsten Beh�rden seien miteinander vernetzt und viele Verwaltungsschritte erfolgten noch nicht auf elektronischem Wege, so ein Analyst der Weltbank in Dhaka.

Um den Standort Bangladesch f�r ausl�ndische Investoren attraktiver zu machen, hat die Regierung bereits in den 80er Jahren die ersten Exportf�rderzonen gegr�ndet. Inzwischen gibt es acht "Export Processing Zones" (EPZ), in den n�chsten Jahren sollen weitere zehn hinzukommen. Bislang wurden laut Bangladesh Export Processing Zones Authority (BEPZA) zwei genehmigt, die bis Ende 2009 den Betrieb aufnehmen d�rften. Bei den EPZ handelt es sich um Mischzonen, in denen sich �berwiegend Unternehmen aus der Textil- und Bekleidungsindustrie aber auch anderen Branchen wie der Kfz-Zulieferindustrie und der Informations- und Telekommunikationstechnik (ITK) angesiedelt haben.

Laut BEPZA stammen die meisten Investoren aus Japan, S�dkorea und der Volksrepublik China. Die Beh�rde m�chte k�nftig verst�rkt Unternehmen aus Europa f�r eine Ansiedlung in den bangladeschischen Exportf�rderzonen gewinnen. Zudem soll sich der Branchenmix zugunsten technologiegetriebener Sektoren wie Kfz, Elektronik, Nahrungsmittelverarbeitung und ITK verschieben. Auch Ansiedlungen von Dienstleistungsbranchen wie Business Process Offshoring (BPO) oder Software-Entwicklung sollen st�rker gef�rdert werden, so der BEPZA-Vorsitzende Ashraf Abdullah Yussuf. Die Beh�rde �berlegt derzeit, ob die Gr�ndung neuer EPZ k�nftig gemeinsam mit ausl�ndischen Investoren im Rahmen von Public Private Partnership finanziert werden sollen. Bislang ist die BEPZA der einzige Betreiber der Exportf�rderzonen und f�r den Aufbau und die Bereitstellung der Infrastruktur zust�ndig. Investoren m�ssen je nach Region zwischen 1,00 und 2,75 US-Dollar Miete pro Monat f�r 1 m2 Grundst�ck, Fabrikhalle und Lagerhalle zahlen. Hinzu kommen die Kosten f�r Wasser, Gas und Strom. Die durchschnittlichen Monatsgeh�lter liegen laut BEPZA je nach Qualifizierungsgrad zwischen 20 und 60 US-Dollar.

Im Gegenzug erhalten die Investoren eine Reihe fiskalischer und nicht-fiskalischer Verg�tungen. Darunter eine zehnj�hrige Steuerbefreiung auf Unternehmensgewinne, die zollfreie Ein- und Ausfuhr von Maschinen, Vorprodukten und Rohstoffen sowie die vollst�ndige Repatriierung von Gewinnen und Dividenden. Zudem d�rfen 10 Prozent der Produktion auf dem lokalen Markt abgesetzt werden. Im Finanzjahr 2006/07 lag das Exportvolumen der bangladeschischen EPZ bei 2,1 Milliarden US-Dollar. F�r das laufende Finanzjahr rechnet die BEPZA mit einem weiteren Anstieg auf 2,5 Milliarden US-Dollar. Die Investitionen ausl�ndischer Unternehmen innerhalb der EPZ verzeichneten im 1. Halbjahr 2007/08 ein Plus gegen�ber der Vorjahresperiode von 135 Prozent.

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