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Asien Kurier 4/2009 vom 1. April 2009
VAE

Arabischer Automobilmarkt

Von gtai

Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) sind ein Land des Autos: Das Benzin ist billig, der öffentliche Nahverkehr steht erst am Anfang und die Außentemperaturen sind für Gänge zu Fuß meist zu hoch.

Dennoch hat die Branche Sorgen: Die internationale Finanzkrise ist auch an den Emiraten nicht vorübergegangen und hat die Spekulationsblase in Dubais Immobiliensektor zum Platzen gebracht. Tausende Arbeiter und Angestellte müssen jetzt das Emirat verlassen und ihre Kfz zurücklassen. Neuwagenverkäufer haben einen schweren Stand.

Der Markt

Der Kfz-Markt in den Arabischen Emiraten ist differenziert zu betrachten. Während es dem an Öl reichen Emirat Abu Dhabi weiterhin gut geht, ist im Scheichtum Dubai die Immobilienspekulation unsanft zu Ende gegangen. Dadurch werden die gesamten Emirate belastet. Auf zahlreichen Baustellen von Dubai stehen die Kräne still. Wer seinen Arbeitsplatz verliert, bekommt auch gleich sein Aufenthaltsvisum gestrichen. Erste Banken sprechen in ihren Prognosen von einem Bevölkerungsschwund in Dubai von bis zu 8 Prozent allein 2009.

Weil viele Dubai verlassen müssen, gibt es eine Schwemme von Gebrauchtwagen. Dies wirkt sich auch auf den Neuwagenverkauf aus. Einzelne Händler sprechen von einem Einbruch von 60 Prozent im November 2008. Durch Statistiken lassen sich solche Aussagen allerdings nicht belegen. Die von Dubai vorgelegte "grobe" Zulassungsstatistik - detaillierte Erhebungen nach Marken und Typen werden nicht veröffentlicht - bleibt im Boom-Trend der letzten Jahre. Nach Schätzungen der Marktforschungsgruppe Frost & Sullivan wurden 2008 rund 370.000 neue Pkw in den Emiraten verkauft, 38 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Aber auch ohne Zahlen lassen sich bestimmte Trends ausmachen: So wird auch in den Arabischen Emiraten der Gürtel ein wenig enger gezogen. Ob Einheimischer oder ausländische Fachkraft - viele haben 2008 an den Börsen und im Immobilienhandel kräftig Geld verloren. Während bei den einen nun der Porsche nicht mehr jährlich gewechselt werden muss, begnügen sich andere erstmals mit einem Kleinwagen.

Die Banken sind derweil mit ihren Kreditvergaben deutlich zurückhaltender geworden - auch zu Lasten von Kfz-Finanzierungen. Dieses wiederum bringt aber auch neue Chancen für Leasingfirmen und Autovermieter. Wer einen Wagen braucht, um zur Arbeit zu kommen, einen Kredit aber nicht erhält, dem bleibt nichts anderes übrig als zu mieten. Wer nur für eine kurze Zeit in die Emirate kommt, mietet lieber, bevor er später auf einem gebrauchten Wagen sitzen bleibt.

Auch im öffentlichen Nahverkehr stehen Veränderungen an. Vor allem Abu Dhabi und Dubai haben massiv in den Ausbau ihres Busnetzes investiert. Im September 2009 wird in Dubai die Metro ihren Betrieb aufnehmen. Sofern diese nicht "freiwillig" ausgelastet wird, ist mit einer Erhöhung der Straßenmaut zurechnen.

Das Emirat Schardscha will seine Verkehrsprobleme auch noch auf andere Art angehen und verweigert seit dem letzten Jahr Personen mit niedrigem Ausbildungsgrad den Führerschein. In anderen Emiraten fallen derweil mehr Anwärter denn je durch die Prüfung - auch so lässt sich der Individualverkehr vermindern.

Als krisenfest erweist sich derweil das alleroberste Luxussegment: So meldet Rolls-Royce Marktzuwächse von 50 Prozent. In Abu Dhabi und Dubai seien 2008 mehr Luxuskarossen verkauft worden als in Beijing, London oder Beverly Hills. Jedes einzelne Fahrzeug sei kundenindividuell ausgestattet worden. Auch bei Bentley stehen die Emirate derzeit an erster Stelle.

Während die Kfz-Branche das vergangene Jahr per Saldo positiv beendet haben dürfte, sind die Aussichten für 2009 düster - insbesondere für die Margen. Mit dem so plötzlichen Platzen der Immobilienblase hatte die Branche nicht gerechnet und dank der sehr guten Absatzzahlen im ersten Halbjahr kräftig neue Fahrzeuge bestellt. Die werden nun angeliefert, obwohl sie niemand braucht. Lagerplätze für unverkaufte Kfz sind lokalen Berichten zufolge bereits knapp.

Nach Ansicht von Branchenkennern steht schon bald eine Rabattschlacht bevor. Wären bislang Sonderangebote und Preisnachlässe in den Emiraten unüblich gewesen, so würden auch etablierte Hersteller bald von Ihrem hohen Ross herunter kommen, heißt es. Die ersten haben angefangen und offerieren bereits Preisnachlässe von umgerechnet rund 5.000 Euro für eine neue Limousine und 7.000 Euro für ein Allradauto.

Wenngleich ein vorsichtiger Trend zu kleineren Autos zu beobachten ist, bleiben die Emirate weiterhin ein ideales Absatzland für große, bequeme und hubraumstarke Fahrzeuge mit leistungsfähigen Klimaanlagen. Der Benzinverbrauch ist bei Preisen von umgerechnet 0,24 bis 0,28 Euro für einen Liter kein Thema. Im Straßenbild fällt die hohe Zahl an stattlichen Allradfahrzeugen und luxuriösen Limousinen auf. Bemerkenswert ist auch die relativ große Zahl teurer Sportwagen wie Ferrari, Porsche, Bugatti, Lamborghini oder Maserati.

Fast zwei Drittel des Marktes entfallen auf japanische Modelle. Toyota mit seinen großen Allrad-Fahrzeugen, dem Corolla und der Taxi-Flotte, die überwiegend aus Toyota Camrys besteht, stellt gut ein Drittel. Toyota dürfte seinen Erfolg vor allem auch seinem guten Service verdanken. So kann eine normale Inspektion kurzfristig gebucht werden und dauert weniger als eine Stunde. Viele andere Anbieter können da auch nicht ansatzweise mithalten. Nissan ist derzeit mit etwa 15 Modellen vertreten, Toyota mit 13. Beide Hersteller importieren aus Japan, Thailand, den USA, Australien und Südkorea. Informationen über angebotene Modelle, Preise und Lieferländer bietet die Webseite "www.drivearabia.com"

Produktion/Branchenstruktur

Die Emirate verfügen nur über eine sehr kleine Kfz-Industrie. So fertigen und montieren Hafilat Industries in Abu Dhabi seit 2008 Aluminiumaufbauten für importierte Mercedes-Benz-Bus-Chassis. Einige Busse wurden bereits nach Australien exportiert. Eine Reihe kleinerer Firmen produzieren verschiedene Kfz-Teile, so etwa die Dolphin Manufacturing Ltd., die Aluminium-Kühler und Turbo-Intercooler herstellt. Nachdem Abu Dhabis International Petroleum Investment Company (Ipic) Ende 2008 einen 70-prozentigen Anteil an MAN Ferrostaal übernommen hat, soll nun ein Joint Venture zwischen MAN (40%) und Ipic (60%) folgen, das unter anderem auch in eine Kfz-Industrie investieren will. Als Standorte für Kfz-Betriebe empfehlen sich die Industrial City of Abu Dhabi, die Dubai Auto Zone sowie das Dubai Autodrome nebst Motorcity.

Groben Schätzungen zufolge gibt es etwa 400 registrierte Kfz-Händler und einen Teilehandel mit 2.000 Akteuren. Hinzu kommen mindestens 200 Kfz-Werkstätten sowie 70 Unternehmen, die im Motorradgeschäft tätig sind.

Außenhandel

Dubai hat sich als Umschlagplatz für neue und gebrauchte Pkw für den Re-Export etabliert. Der Lieferradius erstreckt sich von Zentralasien über Ost- und Nordafrika bis nach Europa. Groben Schätzungen zufolge sind die Hauptlieferländer Japan (Marktanteil: 63%), die USA (20%) und Deutschland (10%).

In den letzten beiden Jahren machten die Re-Exporte von Kfz und Kfz-Teilen etwa 40 bis 45 Prozent der Einfuhren aus. Groben Schätzungen zufolge importierten die Emirate 2008 etwa 190.000 gebrauchte Pkw im Wert von umgerechnet etwa 750 Millionen Euro. Umschlagplatz ist die Freizone Dubai Cars and Automotive.

Mehr als zwei Drittel der VAE-Einfuhren von Kfz-Teilen gehen unmittelbar wieder in den Re-Export. Beliefert werden vor allem Bahrain, Iran, Kuwait, Irak und Russland. Haupthandelsplatz für Kfz-Teile ist innerhalb der VAE das Emirat Dubai.

Der Einfuhrzollsatz auf Kfz und Kfz-Teile beträgt 5 Prozent. Eine Mehrwertsteuer wird in den Emiraten (noch) nicht erhoben. Die technischen Normen des Golf-Kooperationsrates (GCC) gelten in den Emiraten unmittelbar und werden gegebenenfalls durch nationale Vorschriften ergänzt. Zu den wichtigsten Bestimmungen gehören Crash-Tests nach US-Vorgaben und eine Warnlampe oder ein akustisches Signal für Geschwindigkeiten von über 120 km/h.

Bei der Einfuhr muss ein GCC Conformity Certificate vorgelegt werden. Weitere Informationen sind bei der Emirates Authority for Standardization and Metrology (www.esma.ae) und bei der GCC Standardization Organization (www.gso.org.sa) erhältlich.




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