Thailands Textil- und Bekleidungsbranche durchläuft einen Strukturwandel zu mehr Kreativität und Innovation, flankiert von einem politisch gestützten Langzeitplan. Der Export konnte sich 2013 wieder stabilisieren und erreichte 7,5 Milliarden US$ im Textil- und 2,5 Milliarden US$ im Bekleidungssegment. Wichtigste Absatzmärkte für Bekleidung sind die EU, während Textilien mehr nach Japan und Südostasien gehen. Bei Textilmaschinen war Deutschland 2014 mit einem Importanteil von 26% marktführend.
Die thailändische Textil- und Bekleidungsindustrie scheint sich langsam von ihrem Schock zu erholen, auch wenn größere Sprünge sich noch nicht abzeichnen. Hatte die Jahrhundertflut Ende 2011 viele Fabriken zerstört mit Schäden in Milliardenhöhe, löste die Einführung des Mindestlohnes Anfang 2013 einen Strukturwandel aus. Bei einem wirtschaftsfeindlichen gesetzlichen Tagesmindestlohn von 300 Baht (ca. 7,30 Euro) erhöhte sich das Lohnniveau unmittelbar um rund 40%. Teile der Massenproduktion verlagerten sich in die weit günstigeren Nachbarländer Kambodscha, Laos, Myanmar oder Vietnam. Entsprechend waren auch die thailändischen Lieferungen in die EU 2012 und die USA stärker rückläufig.
Vor diesem Hintergrund setzte ein Umdenkprozess ein, der die Industrie in der Wertschöpfungskette nach oben anheben soll. Dies geschieht über die Umstellung auf anspruchsvollere Textilfasern, wie auch eine aggressivere Ausrichtung auf neue Modetrends. Anstelle der früheren Massenproduktion auf der Basis von Niedriglöhnen tritt der Anspruch auf höherwertige Produkte durch mehr Innovation und Kreativität. 2013 verbesserte sich die Situation bereits spürbar - die Produktion stieg bei Textilfasern und -geweben um 14% und bei Bekleidung um 7%.
Gegenüber anderen Niedriglohnländern werden Thailand generell weiterhin Wettbewerbsvorteile konzediert - gestützt auf moderne Technologie und qualifizierte Arbeitskräfte wie auch Qualität, Perfektion oder die Liebe zum Detail. Hinzu kommt, dass bei Kunst- oder Naturfasern die gesamte Wertschöpfungskette vom Rohstoff bis zum Endprodukt im Land verfügbar ist und alle Verarbeitungsebenen technologisch beherrscht werden mit entsprechend entwickelten Kapazitäten.
Die Mili&aum;r-Regierung will sich stärker engagieren - über Instrumente wie Exportkredite oder Förderung der Berufsbildung. So bereitet das Thailand Textile Institute (THTI, www.thaitextile.org) einen Langzeitplan vor, um das Land bis 2030 führend in Mode und Textildesign zu etablieren. In der ersten Phase bis 2016 will das THTI die Position als regionales Zentrum für Mode und Textilhandel festigen. Die zweite Phase bis 2021 soll Thailand zum Zentrum für Produktdesign und weltführende Marken entwickeln mit einer Schlüsselrolle für die Distribution in asiatische Länder. In der letzten Phase bis 2030 wird der Sprung zum Weltmarktführer in Mode und Textildesign durch Integration der eigenen zeitgenössischen Kultur in die Branche angestrebt.
Ein Handicap besteht im Mangel an Arbeitskräften, die überdies bei einer äußerst niedrigen Arbeitslosenquote von 0,8% andere Sektoren wie den Tourismus oder das Gastgewerbe favorisieren. Auch wurde die Branche vom Board of Investment bisher eher stiefmütterlich behandelt, der seine Investitionsanreize prioritär an japanische Großunternehmen in den Branchen Elektronik und Automobilbau gewährte. Somit existieren auch nur wenige große ausländische Faserproduzenten - vornehmlich in den Industrieparks Ayutthaya, Lopburi und Pathumthani. Das Gros der rund 4.000 Unternehmen sind einheimische KMU mit rund einer Million Beschäftigten - womit die Branche der zweitgrößte Arbeitgeber in der verarbeitenden Industrie ist.
Ein wichtiges Signal setzte in diesem Zusammenhang der lokale Petrochemie-Konzern Indorama Ventures IVL), der Anfang 2014 im Joint Venture mit der japanischen Toyobo (80:20) den in Wuppertal ansässigen Kunstfaserproduzenten PHP Fibers übernahm (www.php-fibers.com). IVL erwartet daraus Synergieeffekte für technische Fasern auf den Märkten in Europa, Nordamerika und Asien. Das Wuppertaler Unternehmen produziert Polyamid- und Polyesterfasern, unter anderem für Airbags, Sicherheitsgurte oder Autoreifen. IVL zählt zu den weltweit führenden Herstellern von Polyesterfasern, daneben PTA, PET und andere Grundstoffe. Toyobo fertigt Kunststofffasern für Automobile sowie Kunststofffolien, Textilien und medizinische Produkte.
Die Privatindustrie arbeitet gleichfalls intensiver mit der Militär-"Regierung" des Landes zusammen. Zwölf Unternehmen schlossen sich zu einer Partnerschaft zusammen namens Thai Tex Trend oder kurz "T3". Das Ziel besteht darin, Innovationen in der Textilindustrie anzustoßen, sowie moderne Technologien in den Bereichen Weben, Stricken, Färben, Veredelung und Drucken einzuführen. Die Produkte der "T3" werden auf Trade Shows weltweit präsentiert. Überdies gibt es eine Reihe von interessanten Nischenmärkten mit hoher Wertschöpfung. Das THTI nennt als Beispiele kugelsichere Westen, nanotechnologische Hemden und Betttücher, feuerfeste Sofabezüge oder mückenabweisende Kleidung für Mönche.
"Made in Germany" spielt in diesem neuen Konzept der "Up-to-date Technology" ganz vorn mit. In den ersten zehn Monaten 2014 lieferte Deutschland nach Thailand Textilmaschinen im Wert von umgerechnet rund 87 Millionen US$ - also bereits deutlich mehr als im Gesamtjahr 2013 mit 61 Millionen US$. Bei einem Gesamtimport von 335 Millionen US$ war Deutschland 2014 mit einem Importanteil von 26% wichtigstes Lieferland vor der Konkurrenz aus Japan (20%), der VR China (16%), Taiwan (11%) und Italien (7%).
Die Umsetzung der ASEAN Economic Community (AEC) ab Ende 2015 bringt für Thailand aus Expertensicht beträchtliche Wachstumschancen, aber auch -risiken. Produktionskapazität kann in lohngünstigere Länder verlagert werden, womit zugleich neue Absatzmärkte für eigene höherwertige Produkte entstehen. Die restlichen intraregionalen Zölle werden ab 2016 fallen, noch betragen sie in einigen Ländern 5 bis 10% vom Warenwert. Myanmar bietet sich als wichtigstes Zielland an, insofern es 2013 in den Vorzug des Generalised System of Preferences (GSP) der EU kam, während Thailand diesen Status 2015 verliert und ein bilaterales Freihandelsabkommen mit der EU noch verhandelt wird.
Export
Der Export von Textilien war 2012 zwar stärker rückläufig und sank um 12% auf 7,2 Milliarden US$, erholte sich aber 2013 wieder auf einen Wert von 7,5 Milliarden US$ und bewegte sich auch 2014 in den ersten zehn Monaten auf Vorjahresniveau. Die wichtigsten Absatzmärkte waren die ASEAN-Länder (21%), Japan (11%), die USA (16%) und die EU (15%). Im Trend der letzten vier Jahre haben die USA und die EU-Länder einige Anteile eingebüßt zugunsten von Japan und der ASEAN-Region.
Auch bei Bekleidung sanken die Ausfuhren 2012 recht ausgeprägt um 11% auf 2,5 Milliarden US$. 2013 betrug der Rückgang nur 2,0%, während sich 2014 (Stand Oktober 14) eine Erholung abzeichnete. Hier dominieren als Bezugsländer weiterhin die USA (35%) und die EU (25%) deutlich vor Japan (11%) und der ASEAN-Region (5%). Eine ähnliche Entwicklung mit gleicher Absatzstruktur zeigte auch der Zweig Kleidung und Accessoires mit einem Ausfuhrwert um 2,9 Milliarden US$.
Der Import von Textilien und Bekleidung war 2013 um 3,2% rückläufig auf 4,8 Milliarden US$. Als hauptverantwortlich hierfür zeichnete die Textilsparte mit einem Rückgang um 4,9% auf 4,2 Milliarden US$ - vornehmlich Garne, Fasern, Stoffe und sonstige Textilprodukte. Neben Australien, Brasilien und der Türkei kamen die meisten Textilprodukte aus der asiatischen Region. Dagegen stieg der Import von Bekleidung um 10,8% auf 0,6 Milliarden US$, wobei die VR China mit 54% das mit Abstand größte Lieferland war.
Beim Export von Modeartikeln erwartete das Industrial Promotion Department 2014 einen Zuwachs von rund 5%. Textilien und Bekleidung stehen hier an zweiter Position mit einem Anteil von 40% hinter Schmuck und Juwelen (50%) sowie Leder und Schuhen (10%).