Steckt die Wirtschaft in der Misere, schl�gt die Stunde der Rechtsanw�lte. Gegenw�rtig entpuppt sich diese Weisheit als tr�gerisch. Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise hat auch vor den gro�en Wirtschaftskanzleien nicht Halt gemacht. Durch den Marktr�ckzug von Banken, Private Equity Fonds und strategischen Investoren fehlen den Law Firms die sprudelnden Einnahmequellen der letzten Jahre.
Nicht wenige Branchengr��en k�mpfen zurzeit mit zweistelligen Umsatzr�ckg�ngen und vielerorts hei�t die neue Strategie l�ngst "downsizing". Infolge schwindender Mandate haben bereits tausende Rechtsberater rund um den Globus ihren Schreibtisch r�umen m�ssen. Besonders stark betroffen sind traditionelle Standorte wie New York oder London. Allein in der britischen Hauptstadt verloren bis Mitte des Jahres 4.000 Juristen ihren Job. Und auch vor der Schlie�ung ganzer Dependancen wird nicht Halt gemacht. Marktgigant Clifford Chance trennte sich mit Ablauf des Monats Juli von seiner Niederlassung in Budapest - Rivale Freshfields lie� unl�ngst in Bratislava das Licht ausgehen. Doch w�hrend in Europa und den USA die B�ro- und Personalkosten gedr�ckt werden, setzen viele Gro�kanzleien weiterhin auf Expansion und Wachstum in Asien. So haben hier in den letzten Monaten namhafte Anwaltsfirmen gleich mehrere neue Standorte er�ffnet.
Um gleich zwei neue asiatische Niederlassungen ist in diesem Jahr Bird & Bird gewachsen. Die britische Kanzlei, die weltweit rund 800 Anw�lte besch�ftigt, startete Anfang des Jahres neu in Shanghai. Damit wurde nach den bereits etablierten B�ros in Beijing und Hongkong die dritte Dependance in der VR China geschaffen. Vor allem die Schwerpunktbereiche Kommunikation, IP und IT sollen hier einen Gro�teil des Gesch�fts ausmachen. Einen etwas anderen Weg als in Shanghai hat Bird & Bird derweilen in Singapur eingeschlagen. Hier verabredeten die Briten eine Zusammenarbeit mit Alban Tay Mahtani & de Silva LLP (ATMD), einer der f�hrenden �rtlichen Kanzleien. Ab sofort firmiert man gemeinsam unter dem neuen Namen ATMD Bird & Bird. Die im vergangenen Jahr beschlossene Union soll zum einen den lokalen Anw�lten eine internationale Vernetzung erm�glichen, zum anderen den Londonern einen Zugang zum umk�mpften Markt S�dostasiens er�ffnen. Dass insbesondere Bird & Bird einen guten Fang gemacht hat, liegt auf der Hand: Die neuen Kollegen in Singapur wurden j�ngst zur Intellectual Property Law Firm of the Year 2009 gek�rt.
Durch ein �hnliches Modell ist auch Allen & Overy in Singapur gewachsen. Die nach Umsatz sechstgr��te Law Firm der Welt �bernahm im Juni dieses Jahres alle Juristen der Soziet�t Venture Law und verf�gt im Stadtstaat nun �ber mehr als 40 Anw�lte. Zu diesem Schritt entschieden sich die Briten, nach dem man im Vormonat eine lang w�hrende Zusammenarbeit mit einer anderen lokalen Kanzlei beendet hatte. F�r die Mitarbeiter von Venture Law kam die Verschmelzung ebenfalls zum richtigen Zeitpunkt - erst im M�rz hatte die New Yorker Gro�kanzlei White & Case die fast sechsj�hrige Kooperation mit den Kollegen in Singapur aufgek�ndigt.
Ebenfalls Singapur hat sich Eversheds LLP f�r ein neues B�ro ausgesucht. Bereits im Januar wurde hier er�ffnet, um fortan aus dem Inselstaat heraus das S�dostasiengesch�ft besser lenken zu k�nnen. Dabei kann sich die in London beheimatete Law Firm, zu deren Klienten unter anderem Apple Corps und HSBC Private Equity geh�ren, �ber einen prominenten Zugang freuen. Das Team wird angef�hrt von Desmond Ong, der zuvor acht Jahre lang das �rtliche B�ro des Konkurrenten DLA Piper geleitet hat. Seinen Fokus will er insbesondere auf die Marktfelder Corporate Finance und Dispute Management legen. Dabei soll vor allem die enge Kooperation mit der seit 2006 bestehenden Dependance im chinesischen Shanghai von Nutzen sein. Da passt es umso besser, dass Eversheds auch sein China-Gesch�ft weiter ausbaut. J�ngst hat man sich auch in Hongkong niedergelassen. Um nicht ins kalte Wasser springen zu m�ssen, wird auch hier auf bew�hrte Sachkompetenz gesetzt und gleich sechs Partner namhafter Mitbewerber konnten zum Wechsel in das neue B�ro an der Citibank Plaza bewegt werden.
Den vielleicht aufsehenerregendsten Coup des Jahres landete derweilen eine andere Gro�kanzlei aus dem Herzen Londons: Norton Rose. Die mehr als 200 Jahre alte Anwaltsfirma verk�ndete im Sommer den Zusammenschluss mit den australischen B�ros der Kanzlei Deacons. Mit der Fusion, die zum 1. Januar 2010 vollzogen werden soll, entsteht eine echte Marktgr��e mit mehr als 1.800 Anw�lten weltweit. Idee der Zusammenarbeit ist, dass Norton Rose den Australiern sein bisher etabliertes asiatisches Netzwerk anbietet, um aus diesem dann gemeinsam heraus operieren zu k�nnen. Dabei setzen die Briten nicht nur auf die zus�tzliche Manpower der neuen Kollegen, sondern vor allem auch auf deren Expertise. Die Deacons-Anw�lte sind aufgrund des eigenen Rechtssystems und dem gemeinsamen Commonwealth einerseits eng verbunden mit Gro�britannien, andererseits aber auch seit Jahren auf dem asiatischen Markt pr�sent. Hiervon will die stark auf Transportfinanzierung fixierte asiatische Praxis von Norton Rose profitieren, deren Expansion zuletzt ins Stocken geriet. Tats�chlich spricht einiges f�r diese Allianz. So haben nicht wenige der australischen Juristen jahrelange Erfahrung in Wachstumsm�rkten wie beispielsweise Indonesien. Doch auch f�r Deacons lohnt sich die Fusion. Die australische Kanzlei ist dem eigenen Land l�ngst entwachsen und sucht nach Wachstumsm�glichkeiten auf dem asiatischen Kontinent. Hierzu braucht sie eine international anerkannte Marke und den direkten Draht in andere wichtige Wirtschaftszentren der Welt. Ob die Rechnung f�r die beiden Partner letztlich aufgeht, wird vor allem davon abh�ngig sein, wie reibungslos der Megazusammenschluss abl�uft.
Keine aktuellen Expansionsplanungen Richtung Asien haben derweilen deutsche Wirtschaftskanzleien. Zuletzt er�ffnete Graf von Westphalen 2008 eine Niederlassung in Shanghai. Solche oder �hnliche Absichten verfolgt indes Deutschlands Branchenprimus Hengeler Mueller nicht. Zwar startete Kooperationspartner Slaughter and May im September mit neuem B�ro in Peking, beteiligen wollten sich die Deutschen hieran aber nicht. Ob das auf lange Sicht so bleibt, ist jedoch nicht gewiss. Denn mit wieder anziehender Wirtschaft k�nnte es auch f�r deutsche Kanzleien attraktiv werden, die F�hler gen Fernost auszustrecken. M�glichkeiten und Potentiale jedenfalls, so machen es die britischen Kollegen vor, gibt es zu Gen�ge.