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Es gibt Auslandskorrespondenten, die interessieren sich nicht so sehr für die Welt der Hochglanzpolitik, der aufstrebenden Märkte, der notorischen Stars und Sternchen, sondern die zieht es dorthin, wo das pralle und ungeschminkte alltägliche Leben tobt. Wenn es sich dabei um einen von der Weltöffentlichkeit ansonsten ein wenig vernachlässigten Flecken handelt - umso besser. Zu dieser Spezies gehört der "Spiegel"-Mann Thilo Thielke. Nachdem er fünf Jahre lang die Stellung für das Hamburger Nachrichtenmagazin in Nairobi gehalten und dort ein sehr eindrückliches Buch über die Krisenregion Darfur und den Sudan verfasst hat, ist er 2008 nach Bangkok übergewechselt. Aber irgendwie scheint es ihm im landläufigen Südostasien nicht genug zur Sache zu gehen, weshalb er so oft wie möglich den Inselarchipel Philippinen aufsucht. Dort findet er nach eigenem Bekunden eine schrille und extravagante Tropenwelt vor, die so ziemlich alle Stereotypen zu bestätigen scheint: klebstoffschnüffelnde Straßenkinder, korrupte Beamte, minderjährige Prostituierte, katholische Selbstgeißler, Waffenhändler-Dörfer, Privatmilizen, waffenstarrende Moslem-Rebellen, aus der Zeit gefallene Kommunisten. Kurzum, eine schwülstig-gewalttätige Operette, die zuweilen Zweifel am gesunden Menschenverstand aufkommen lässt
Aber natürlich wäre es zutiefst fragwürdig, wenn sich ein Journalist lediglich an einem solchen exotischen Gemälde ergötzen würde. Und selbstverständlich versucht Thielke hinter die Kulissen zu blicken: Dabei zeigt sich, dass im Land speziell in ökonomischer Hinsicht vieles in Bewegung geraten ist. Als förderlich wird allgemein die Wahl des Ökonomen Benigno S. Aquino III zum Präsidenten im Mai 2010 angesehen. Nachdem alle seine Vorgänger, die nach dem Ende der Diktatur des Ferdinand Marcos 1986 ans Ruder kamen, die Hoffnungen bitter enttäuscht haben, wird ihm zugetraut, es diesmal besser zu machen. Allerdings droht er laut Thielke in die "Obama-Falle" zu tappen, bei der überschwängliche Popularität zu Beginn nahezu zwangsläufig in Frustration umschlägt. Zwar herrsche angesichts hoher formaler Wachstumszahlen ein Optimismus wie lange nicht mehr und hat sich mit der Call-Center-Industrie eine veritable Boom-Branche herausgebildet, aber die Zuwachsraten würden sich mit Blick auf das verhältnismäßig hohe Bevölkerungswachstum relativieren. Dann sei das ganze Land nach wie vor von Korruption verseucht, was ein von Thielke zitierter Autor nicht zuletzt auf den ausgeprägten Familiensinn der Phillipinos zurückführt. Auch an den himmelschreienden sozialen Ungerechtigkeiten habe sich bislang nichts geändert.
Darüber hinaus haben die Philippinen ein massives Gewaltproblem, das mit einer alttestamentarischen Auge-um-Auge-Mentalität einhergeht. Insgesamt trägt die philippinische Gesellschaft für Thielke unverkennbar lateinamerikanische Züge. Wenn man wissen will, warum etwas ist, muss man sehen, wie es geworden ist. Deshalb bietet der Autor nach seiner "Standortbestimmung" einen historischen Abriss, der jedoch nicht so recht ins Gesamtkonzept passen will und irgendwie wie ein Seitenfüller wirkt. Wesentlich besser ist dann wieder der dritte Teil, wo im Rahmen von zwölf Porträts beschrieben wird, wie sich die Menschen mit den teilweise aberwitzigen Bedingungen arrangieren, wobei insbesondere deren Lebensfreude und Einfallsreichtum herausstechen.
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Thilo Thielke arbeitet seit vielen Jahren als Redakteur des "Spiegel" und berichtete bis zum Sommer 2008 aus Afrika.
Zahlreiche Buchveröffentlichungen, darunter der Bestseller "Eine Liebe in Auschwitz". Im Verlag Die Werkstatt erschien seine Biografie über die Fußball-Legende Reinhard Libuda in mehreren Auflagen.
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