Asien Kurier  12/2009 vom 1. Dezember 2009
China

Gesundheitssektor entwickelt sich dynamisch

Von Bernd Schaaf, Germany Trade & Invest in Shanghai

Das chinesische Gesundheitswesen entwickelt sich weiterhin positiv. Getragen wird das Wachstum von hohen Investitionen, steigender Produktion sowie dynamischen Ums�tzen. Beobachter erwarten daher f�r das Gesamtjahr 2009 eine Steigerung der Gesundheitsausgaben um ein F�nftel auf etwa 1.600 Milliarden Renminbi. Dabei spielt vor allem das Hinterland eine immer gr��ere Rolle. Auch ausl�ndische Hersteller von Arzneimitteln und Medizintechnik wollen davon profitieren.

Trotz Wirtschaftskrise wird der Gesundheitssektor der VR China kontinuierlich ausgebaut. Auch 2009 wird die Branche mit hohen Zuwachsraten aufwarten, dies zumindest l�sst sich aus der Entwicklung in den ersten drei Quartalen ablesen. Analysten sind der einhelligen Auffassung, dass 2009 die Gesamtausgaben f�r Gesundheit im Vergleich zum Vorjahr um mindestens 20 Prozent auf knapp 1.600 Milliarden Renminbi Yuan steigen d�rften.

So erh�hten sich nach Angaben des National Bureau of Statistics die Investitionen in den Arzneimittelsektor in den ersten acht Monaten 2009 im Vergleich zur entsprechenden Vorperiode um 37,0 Prozent auf 86,2 Milliarden Renminbi. Im gleichen Zeitraum stiegen die Investitionen in den Gesundheitssektor um 66,0 Prozent auf 86,6 Milliarden Renminbi.

Auch die Produktion zog mit nahezu gleichem Tempo an. Nach Angaben der China Pharmaceutical Review (CPR) wuchs die Arzneimittelproduktion von Januar bis August 2009 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 17,4 Prozent auf 585 Milliarden Renminbi. Auch die China Medical Devices Review (CMDR) kann positive Zahlen melden. Nach ihren Angaben stiegen die Verk�ufe von Medizintechnik (einschlie�lich medizinischer Verbrauchsg�ter) von Januar bis Juli 2009 um 18,0 Prozent auf 77 Milliarden Renminbi. Das positive Umfeld zeigt sich dar�ber hinaus bei den Ums�tzen der Medizintechnik-Hersteller. Nach CMDR-Angaben legten die Verk�ufe wichtiger Produzenten im 1. Halbjahr 2009 um 18,9 Prozent auf rund 7 Milliarden Renminbi zu.

Zu guter Letzt kommen auch vom Au�enhandel gute Nachrichten. Nach Zollangaben erh�hten sich die chinesischen Auslandsbez�ge von Arzneimitteln in den ersten acht Monaten 2009 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 15,6 Prozent auf 4.154 Millionen US$. Noch positiver schnitten im gleichen Zeitraum die Importe von Medizintechnik ab. Die Einfuhren wuchsen um 21,4 Prozent auf 2.173 Millionen US$.

Beobachter sind sich einig, dass das kontinuierliche Wachstum des chinesischen Gesundheitssektors ein Langzeittrend ist, der f�r viele Jahre anhalten wird. Dabei d�rften die Wachstumsraten der Branche regelm��ig doppelt so hoch ausfallen wie die allgemeine Steigerung des Bruttoinlandsprodukts. Analysten rechnen allgemein mit einer Steigerung von 20 Prozent p.a. f�r die kommenden Jahre.

So prognostiziert IMS Health f�r das Arzneimittelsegment eine Steigerung von j�hrlich 22 Prozent f�r die n�chsten f�nf Jahre. Das Marktvolumen, das f�r 2008 auf 24 Milliarden US$ gesch�tzt wird, werde bis 2013 auf 68 Milliarden bis 78 Milliarden US$ wachsen - weltweit Rang drei nach den USA und Japan. Und auch die China Association of Pharmaceutical Commerce sieht zumindest f�r 2009 ein Wachstum von 20 Prozent.

In den kommenden Jahren d�rfte insbesondere das bislang unterversorgte Hinterland in den Fokus r�cken. Das 850-Millarden-Renminbi-Programm der Regierung f�r das Gesundheitswesen kommt in erster Linie den Zentral- und Westprovinzen zugute. Die Regierung plant, ihre Subventionen 2010 auf 120 Renminbi pro Kopf (bisher 80 Renminbi pro Kopf und Jahr) auszuweiten. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums waren zur Jahresmitte 2009 etwa 830 Millionen Landbewohner in ein Krankenversicherungssystem integriert - 16 Millionen mehr als Ende 2008.

Die regionale Versorgung mit Gesundheitseinrichtungen ist bislang au�erordentlich unterschiedlich. Insgesamt gab es in China 2007 nach Angaben des Statistischen Jahrbuchs durchschnittlich 1,58 �rzte pro Tausend Einwohner. W�hrend jedoch Beijing �ber 4,79 �rzte pro Tausend Einwohner verf�gt, sind es in Guizhou (0,96) oder Anhui (1,10) betr�chtlich weniger.

Insgesamt hat sich die Situation innerhalb eines Zeitraums von nur f�nf Jahren aber erheblich verbessert. Waren 2003 noch 77,9 Prozent der Chinesen ohne eine Krankenversicherung, so fiel dieser Wert 2008 auf nur noch 12,9 Prozent der Einwohner.

Trotz der Erfolge der Regierung sind viele Chinesen weiterhin mit dem Gesundheitsversorgungssystem unzufrieden. Beklagt wird allgemein die Kultur der Korruption. �rzte nehmen h�ufig Bestechungsgelder von Patienten, deren schnelle Versorgung in akuten F�llen sonst nicht unbedingt gew�hrleistet w�re. Dar�ber hinaus verschreiben �rzte h�ufig Medikamente zu �berteuerten Preisen. Patienten bezahlen diese, da sie sonst f�rchten m�ssen, keine optimale Versorgung zu erhalten.

Ursache f�r das Dilemma ist die Tatsache, dass �rzte und Krankenh�user auf die Einnahmen aus den Verk�ufen f�r Arzneimittel angewiesen sind, da sie sonst h�ufig ihre Kosten nicht decken k�nnen. �rzte verdienen einschlie�lich Boni nur zwischen 7.000 und 8.000 Renminbi pro Monat. Da ist die Versuchung gro�, sich anderweitig ein Zusatzeinkommen zu verschaffen.

Nach langen Diskussionen hat das Gesundheitsministerium (Ministry of Health - MoH) einen Katalog (National Basic Medicine Catalogue) verabschiedet, der die Versorgung der Bev�lkerung mit preisg�nstigen Medikamenten sicherstellen soll. Der Katalog ist seit dem 21. September 2009 g�ltig und er soll eine landesweite Anwendung finden. Die Liste umfasst 205 (westliche) Medikamente in 24 Unterkategorien, f�r die Preise festgelegt wurden. Zu den gr��ten Kategorien geh�ren Antibiotika (33 Medikamente), Arzneien f�r Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems (29) sowie f�r die Behandlung des Darm- und Magentrakts (17 Medikamente). Hinzu kommen zwei Kataloge, die nur chinesische Medizin umfassen. Das MoH hofft, dass 60 bis 80 Prozent aller Krankheiten mit diesen Vorgaben abgedeckt werden k�nnen. Die Planung sieht ferner vor, dass bis Ende 2009 wenigstens ein Drittel aller Hospit�ler mit diesen Medikamenten ausgestattet ist. Eine fl�chendeckende Versorgung soll bis 2020 erreicht sein.