Die Textilbranche der VR China reagiert auf durch die Finanzkrise ver�nderte M�rkte. Exporteinbr�che haben zur Umorientierung einiger Firmen auf den Binnenmarkt gef�hrt. Experten zufolge d�rfte das Einzelhandelsvolumen f�r Textilprodukte und Kleidung 2009 zwischen 15 und 20 Prozent steigen. Einher geht dies mit einer Verlagerung der Textil- und Bekleidungsproduktion in den kosteng�nstigeren Westen.
Chinas Textil- und Bekleidungsbranche z�hlt zu den krisengebeutelten Sektoren. In den ersten acht Monaten 2009 erzielte die Textil- und Bekleidungsbranche einen f�r die Industrie bescheidenen Produktionszuwachs von 7,5 Prozent. Der Produktionswert belief sich auf 2.371 Milliarden Renminbi Yuan. Entscheidend f�r das magere Ergebnis war vor allem der Exporteinbruch in den ersten drei Quartalen 2009 um 11,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Dabei sank die Textilausfuhr mit einem R�ckgang von 13,5 Prozent st�rker als die von Bekleidung (-10,0%. Eine Erholung ist jedoch in Aussicht.
Seit dem Juniquartal 2009 legt die Ausfuhr im Vergleich zum vorangegangenen Quartal wieder zu. Dabei scheint sich der amerikanische Absatzmarkt f�r Bekleidung etwas schneller zu erholen. Zwar steigen seit dem 2 Quartal im Vergleich zum vorangegangenen Quartal auch wieder die Bekleidungs- und Textillieferungen nach Europa an. Die Ausfuhr liegt jedoch unter dem Wert des Vorjahresquartals. Mit gro�er Aufmerksamkeit verfolgt die chinesische Seite m�gliche Handelsfriktionen infolge protektionistischer Ma�nahmen. Bez�glich einer m�glichen Verl�ngerung bislang erhobener Anti-Dumping-Z�lle auf Schuhexporte nach Europa scheint sich ein Kompromiss anzubahnen.
Noch ist die Branche weit von einer breit angelegten Erholung entfernt. Doch das Schlimmste scheint erst einmal �berstanden. Die Krise hat vor allem kleine und mittelst�ndische, h�ufig exportorientierte Firmen stark unter Druck gesetzt. Zahlreiche Unternehmen - vor allem in S�dostchina - haben die Produktion eingestellt. H�ufig f�r immer. Denn sowohl in- als auch ausl�ndische Investoren aus Hongkong oder Taiwan denken zunehmend �ber Billigalternativen wie Vietnam, Indonesien oder Afrika nach.
Sinkende Zahlungsmoral internationaler und inl�ndischer Kunden hat gerade in kleineren und mittelst�ndischen Textilfirmen zu massiven Cash-Flow-Problemen gef�hrt. Im Gegensatz zu den gro�en, staatlich kontrollierten Unternehmen haben sie kaum von der massiv erh�hten Liquidit�t im Markt seit Anfang 2009 profitiert. Bankkredite sind ihnen nach wie vor h�ufig nicht zug�nglich. Einer Umfrage von Adsale und Synovate zwischen April und Juni 2009 zufolge, an der sich 700 Branchenunternehmen beteiligten, war externe Finanzierung vor allem f�r Textil- und Bekleidungsfirmen mit weniger als 1.000 Arbeitern ein schwieriger Bereich.
Inzwischen hat die Regierung mit den "Several Opinions on Further Promoting the Development of Small and Medium-sized Enterprises" reagiert, die neben finanzieller Unterst�tzung auch Steuererleichterungen ab 2010 einf�hren sollen. Zuvor hatten bereits einzelne Provinzen wie Guangdong mit Unterst�tzungsma�nahmen reagiert. Nur eingeschr�nkt trug die schrittweise Erh�hung der Mehrwertsteuerr�ckerstattungss�tze zur Verbesserung der Situation bei. Zwar kann dadurch die Wettbewerbsf�higkeit der Exporteure verbessert werden, aber der Wegfall der Absatzm�rkte ist nicht so leicht zu kompensieren.
Trotz der auch f�r 2010 erwarteten schwierigen Nachfragesituation in Europa und den USA sprachen sich �ber 42 Prozent der Teilnehmer der von Adsale und Synovate durchgef�hrten Branchenumfrage daf�r aus, weiterhin zu exportieren. Dagegen wollten sich knapp �ber 41 Prozent zunehmend auf den inl�ndischen Markt konzentrieren. Dieser hat sich weiterhin stabil entwickelt. Im 1. Halbjahr 2009 legte das Einzelhandelsvolumen f�r Textilprodukte und Kleidung in China um 17 Prozent zu. Der China National Textile and Apparel Council rechnet mit einer Steigerung f�r das Gesamtjahr von 15 bis 20 Prozent. Allerdings m�ssen erst hohe Lagerbest�nde im Einzelhandel abgebaut werden. Branchenkenner gehen davon aus, dass dies bis zum 2. Halbjahr 2010 geschehen wird.
Die Krise hat den Wettbewerbsdruck im Land verst�rkt. Einige Hersteller reagieren durch Produktionsverlagerung aus dem teureren S�dosten ins Landesinnere und nach Westchina. Branchenkennern zufolge k�nnte sich dadurch der Produktionswert der Provinzen Guangdong, Shanghai, Zhejiang und Fujian um 140 Millionen Renminbi verringern. Diesen Trend zeigt auch der regionale Produktionszuwachs in den ersten sieben Monaten 2009: W�hrend er in Ostchina (Provinzen Guangdong, Fujian, Zhejiang, Jiangsu, Shandong und Shanghai) bei 5,4 Prozent lag, erreichte er in Zentralchina mit den Provinzen Henan, Hunan, Jiangxi, Hubei und Anhui 14,4 Prozent.
Im Westen locken nicht nur g�nstigere Herstellungskosten und eine gr��ere N�he zu regionalen Kunden. Die Verlagerung erfolgt zunehmend im Rahmen regionaler Industrieum- und -ansiedlungspolitik. Dar�ber hinaus k�nnten k�nftig Verg�nstigungen seitens der Regierung hinzu kommen. Derzeit soll ein entsprechender Leitfaden zur Standortverlagerung der Textil- und Bekleidungsindustrie nach Westchina in Arbeit sein.
Die mittelfristigen Wachstumsperspektiven der Branche werden unterschiedlich eingesch�tzt. W�hrend 62 Prozent der Teilnehmer an der Umfrage von Adsale und Synovate von einer Bew�ltigung der Krise innerhalb von zwei Jahren ausgingen, stellten sich rund 22 Prozent auf anhaltende Schwierigkeiten in den n�chsten drei bis f�nf Jahren ein. �ber 86 Prozent der Umfrageteilnehmer hielten eine Steigerung der Produktqualit�t f�r die Unternehmensentwicklung in den n�chsten drei Jahren f�r �u�erst wichtig. Damit lag der Anteil um 11 Prozentpunkte h�her als noch vor zwei Jahren. An zweiter Stelle nannten 65 Prozent eine konsequente Kostenkontrolle (9 Prozentpunkte mehr als vor zwei Jahren).
Die Umfrage wies daneben auf ein wachsendes Problem der Branche hin, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. �ber 40 Prozent der Textilverarbeitungsunternehmen ben�tigten dringend erfahrenes Personal im Management. Unternehmen in Ostchina berichteten �ber Personalknappheit in fast allen Berufsgruppen. Auch dies darf als Faktor f�r die Verlagerung der Branche Richtung Westen nicht untersch�tzt werden.