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Asien Kurier  7/2010 vom 1. Juli 2010
China

Konsumgütermärkte expandieren

Immer mehr Einwohner gehören zur Mittelschicht. Hohes Wachstum bei den Importen.

Von Bernd Schaaf, Germany Trade & Invest in Shanghai

Chinas Einzelhändler dürfen sich freuen. Nach einer Prognose der "Chinese Academy of Social Sciences" werden die Umsätze 2010 um 20 Prozent zulegen. Insbesondere Haushaltselektrogeräte wie Kühlschränke, Klimaanlagen und Waschmaschinen finden reißenden Absatz. Dabei werden in den kommenden Jahren Millionen Chinesen zur Mittelklasse zählen und damit als neue Kunden in Erscheinung treten. Auch ausländische Lieferanten von Konsumgütern steht eine gute Zukunft bevor.

Der unerschütterliche Optimismus der chinesischen Verbraucher wird auch 2010 zu stark expandierenden Konsumgütermärkten führen. Laut einer Umfrage der Marktforschungsfirma Nielsen hat das Land im Rahmen des "Global Confidence Index" im 1. Quartal 2010 mit 108 Punkten wieder den Höchststand vom 1. Quartal 2005 erreicht. Der gesamte Einzelhandelsumsatz wird 2010 nach Schätzungen der Chinese Academy of Social Sciences 2010 um 20 Prozent auf 15.000 Milliarden Renminbi Yuan zulegen. Damit wird der Konsum zu einem immer wichtigeren Pfeiler des Wirtschaftswachstums. Schon 2009 hat der Einzelhandel 4,6 Prozentpunkte zum Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 8,7 Prozent beigetragen.

Im 1. Quartal 2010 wuchsen die chinesischen Einzelhandelsumsätze im Vergleich zur Vorperiode um 17,9 Prozent auf 3.637 Milliarden Renminbi. Dabei blieb die Inflationsgefahr in den meisten Sektoren gering, mit Ausnahme von Frischgemüse und Früchten, deren Preise im Zeitraum Januar bis März um 20,4 Prozent beziehungsweise 15,9 Prozent höher lagen als vor Jahresfrist. Besonders stark waren die Umsätze laut einer Analyse des Ministry of Industry and Information Technology (MIIT) im Bereich Haushaltselektrogeräte. Von den elf Kategorien, die das Ministerium beobachtet, steigerten neun die Erlösen um mehr als 20 Prozent. Insbesondere Waschmaschinen (+40,7%), Klimaanlagen (+30,0%) sowie Haushaltskühlschränke (+27,4%) legten eine hohe Dynamik vor.

Laut einer Analyse der Boston Consulting Group (BCG) zur Entwicklung der Konsumgütermärkte in China ist eine "dramatische Verschiebung" in der geographischen Verteilung der Absatzmärkte zu verzeichnen. So hätten Konsumgüterhersteller 2005 mit nur 70 Verkaufspunkten, die über das ganze Land verstreut waren, 70 Prozent der wohlhabenden Mittel- und Oberschicht erreicht. Um 2010 den gleichen Prozentsatz zu erlangen, benötige ein Unternehmen schon 240 Läden, und 2020 seien es dann 400.

BCG bezeichnet in ihrer Studie Haushaltseinkommen ab 60.000 Renminbi pro Jahr als "middle- and affluent-class" (MAC). Die städtische Mittel- und Oberklasse wird für 2010 mit 148 Millionen angegeben. Davon leben in den Küstenprovinzen 89 Millionen, weitere 32 Millionen in den Inlandsregionen, die geographisch an die Ostküste angrenzen.

Nach den BCG-Prognosen wächst die Mittel- und Oberklasse an der Küste bis 2020 rund 192 Millionen (+116%) Personen an. In den benachbarten Inlandsprovinzen (Anhui, Chongqing, Hebei, Henan, Hubei, Hunan, Jiangxi sowie Jiangxi) soll sich der Zuwachs danach sogar um 304 Prozent auf 128 Millionen Menschen belaufen. BCG beziffert die Gesamtzahl der MAC-Personen für 2020 auf 415 Millionen In zehn Jahren gibt es nach diesen Projektionen 800 urbane Gebiete mit einem frei verfügbaren Einkommen, das höher läge als das Shanghais aus dem Jahr 2010.

Von dieser Entwicklung dürften künftig auch vermehrt Luxuswarenhersteller profitieren. BCG sieht für das Jahr 2008 etwa 460.000 reiche chinesische Haushalte mit Vermögenswerten von mehr als 7 Millionen Renminbi. Diese Gruppe soll jedoch schnell wachsen und Ende 2011 schon 750.000 Haushalte umfassen. Das gesamte Vermögen dieses Segments soll im gleichen Zeitraum von 12.000 Milliarden auf 23.000 Milliarden Renminbi steigen.

Die Zahl der Verkaufspunkte für Luxusartikel wird für Ende 2008 mit mehr als 1.000 angegeben, davon wurden mehr als die Hälfte in den Jahren 2006 bis 2008 aufgebaut. Das Luxussegment hat schon in den vergangenen Jahren in China kräftig zugelegt. Die "Di Yi Caijing Ribao" (China Business News) beziffert das Marktvolumen für 2009 mit 9,6 Milliarden US$, 12 Prozent mehr als im Vorjahr.

Dass das China-Geschäft trotz hoher Zuwachsraten im Einzelhandel schwierig bleibt, zeigt die Umsatzentwicklung der zehn größten Supermärkte für Güter des täglichen Bedarfs. Während die Erlöse von Ketten wie RT-Markt, Walmart oder Wumart Zuwachsraten von mehr als 20 Prozent aufweisen, tun sich andere wie A Best und Metro, die beide 2009 ein Minus hinnehmen mussten, schwer.

Parallel zum dynamischen Binnenmarkt zeigt sich die Entwicklung bei den Konsumgütereinfuhren. Im 1. Quartal 2010 legten die Auslandsbezüge im Vergleich zum Vorjahresquartal um mehr als 30 Prozent auf gut 1,8 Milliarden US$ zu. Auf das Gesamtjahr bezogen dürften die Importe den bisherigen Rekord des Jahres 2008 (7,0 Mrd. US$) leicht übertreffen.

Adressen

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Email: [email protected]
Web: www.cgcc.org.cn

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Room 811-815, Waijingmao Dasha
22 Fuwai Dajie, Xicheng District
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Fax: 86 10 6878 4934
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