Indien, dessen Automarkt lediglich 19 Prozent des chinesischen Marktes entspricht, hat das Reich der Mitte in puncto Auto-Exporte �berholt. Grund hierf�r ist das steigende Engagement von Suzuki, Hyundai und Nissan, die Indien zu einer Art Drehscheibe f�r den Export von kompakten Autos machen wollen.
Zunehmend in Konkurrenz macht Indien auch denbisher wichtigsten Autoproduktionszentren in Asien Thailand und S�dkorea. "Weltweit ist der Trend hin zu sparsamen Kompaktwagen zu beobachten", sagt Jayesh Shroff, Autoanalyst bei SBI Asset Management in Mumbai. "Das bietet gro�es Potential f�r Indien und es k�nnte sich sogar als f�hrende Kraft im Kleinwagen-Segment positionieren", f�gt er hinzu.
Helmut Becker, Automobilexperte und Leiter des "Instituts f�r Wirtschaftsanalyse und Kommunikation" in M�nchen sieht das �hnlich. "Indien bietet von sich aus schon das Angebot, das der Weltmarkt der Zukunft braucht", erkl�rte der Experte gegen�ber Journalisten. "Indien habe nicht zuletzt mit dem Tata Nano bewiesen, dass man auf diesem Gebiet Potential habe." Dabei gehe die Entwicklung kaum zulasten europ�ischer Zulieferer. "70 Prozent des Nano-Innenlebens besteht aus europ�ischen Zuliefer-Teilen und Technologie", meinte Becker.
Die Exporte der eingangs erw�hnten Hersteller erleben einen regelrechten Boom. Maruti Suzuki etwa konnte seine Exporte aus Indien in diesem Jahr mit 79.860 Fahrzeugen mehr als verdoppeln. Bis M�rz will man die Exporte sogar noch einmal auf 130.000 Fahrzeuge steigern, was einem Plus von 86 Prozent gegen�ber dem Vorjahr entsprechen w�rde. Allein im August konnte der Autobauer 14.847 in Indien produzierte Fahrzeuge exportieren. Von Januar bis Juli stieg der gesamt-indische Export bei Kompaktwagen um 44 Prozent auf 201.138 St�ck, hei�t es vonseiten der Society of Indian Automobile Manufacturers. Insgesamt - inklusive Vans, SUVs (Sport Utility Vehicle) und Lastwagen - setzte die indische Autobranche 229.809 Fahrzeuge im Ausland ab - ein Plus von 18 Prozent. China hat im Vergleichszeitraum einen Exportr�ckgang von 60 Prozent auf 164.800 Autos hinnehmen m�ssen und auch Thailand - wenngleich noch vor Indien - k�mpft mit einem Minus. Die Exporte schrumpften um 43 Prozent auf 263.768 Fahrzeuge. S�dkorea musste mit 1,12 Millionen Fahrzeugen ein Minus von 31 Prozent wegstecken, Japan beh�lt mit 1,77 Millionen ausgef�hrten Fahrzeugen vorerst den ersten Platz, erlebte jedoch ebenfalls Verluste.
Indien als Exportstandort ist f�r ausl�ndische Autobauer im Gegensatz zu China deshalb besonders interessant, weil China ausl�ndische Konzerne dazu zwingt, Joint-Ventures mit inl�ndischen Firmen zu bilden. "In Indien ist der Gesch�ftskodex ein ganz anderer. Er wurde gewisserma�en vom britischen Empire �bernommen. China ist in puncto Gesch�ftsethik eine ganz andere Welt", sagt Becker. Die rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Indien seien transparenter und stabiler. Au�erdem sind die Personalkosten in Indien um bis zu 90 Prozent geringer als in den USA oder der EU und auch die Materialkosten sind um durchschnittlich elf Prozent niedriger.
Besonders Kleinwagen aus Indien erweisen sich als Exportschlager. Bis 2015 rechnet Analyst Tim Armstrong von IHS mit einem Kleinwagen-Anteil von 95 Prozent an den 690.000 Fahrzeugen, die Indien 2015 voraussichtlich exportieren wird. "Das erscheint mir realistisch. Ich biete sogar 100 Prozent, weil gr��ere Fahrzeuge in Indien ausschlie�lich f�r den Inlandsmarkt und nicht f�r den Export produziert werden", sagt Becker. F�r 2016 erwartet Armstrong ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Japan um die Pole-Position im Kleinwagen-Segment. Becker zeigt sich skeptischer. "Das kann sein, die Prognose eines bestimmten Jahres ist aber fahrl�ssig. Der Export aus Japan nimmt ab, der aus Indien nimmt zu - das stimmt. Aber eine genaue Prognose f�r einen so weit entfernten Zeitpunkt ist Kaffeesatzleserei", sagt er.
Autobauer aus der ganzen Welt zeigen jedenfalls gro�es Interesse am Standort Indien. Toyota und General Motors erweitern derzeit bestehende Fabriken in Indien und planen den Export von Kleinwagen. Hyundai, S�dkoreas gr��ter Autohersteller, plant f�r dieses Jahr den Export von 300.000 Autos - mehr als der Hersteller am lokalen Markt, den er mit seiner vor rund zehn Jahren in Betrieb gegangenen indischen Fabrik beliefert, verkauft. Auch Nissan plant gro�e Investitionen in den Standort Indien. Eine erste Fabrik d�rfte bis Mai 2010 fertiggestellt werden. Dort sollen Kleinwagen f�r Europa gefertigt werden. Der Standort Indien kann f�r Nissan Einsparungen von mindestens f�nf Prozent bringen. "Diese Einsparungen sind sehr bedeutsam. Das ist ein enormer Geldbetrag f�r uns", sagt Colin Dodge, stellvertretender Gesch�ftsf�hrer bei Nissan. "Das ist ein strategisch guter Schritt. Damit w�rde Nissan das f�r den EU-Markt produzieren, was Partner Renault nicht im Angebot hat. Nissan versch�rft damit den Wettbewerb und treibt den Ausleseprozess unter den Herstellern voran", lobt Becker die Pl�ne.
Die Automotive Component Manufacturers Association of India (ACMA) ist der zust�ndige Verband f�r die indische Automobilzulieferindustrie. Er befasst sich mit der F�rderung von Handel, Technologieentwicklung, Qualit�tskontrolle und Sammlung von Informationen und konnte dadurch zu einem wichtigen Katalysator der industriellen Entwicklung aufsteigen. ACMA ver�ffentlicht zahlreiche Publikationen und ist in verschiedenen Regierungskomitees involviert. Der Verband unterh�lt Verbindungen zu Organisationen weltweit und vertritt rund 500 Unternehmen, deren Produktion die Mehrheit des indischen Marktes ausmachen.
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