Trotz einer jungen Bev�lkerung von 500 Millionen Menschen unter 25 Jahren beklagen indische und ausl�ndische Unternehmen zunehmend den Mangel an Fachkr�ften. Die Suche nach qualifizierten Mitarbeitern aus technischen Berufen stellt eine immer gr��ere Herausforderung f�r die Firmen dar, denn in Indien werden viel zu wenig Menschen ausgebildet.
Nicht nur die Suche nach qualifizierten Hochschulabsolventen bereitet den in- und ausl�ndischen Unternehmen in Indien zunehmend Schwierigkeiten. Vor allem der Mangel an ausgebildeten Fachkr�ften aus traditionellen Handwerks- und Lehrberufen stellt ein Problem dar. Der Subkontinent hat jahrzehntelang den Ausbau und die Modernisierung seiner beruflichen Bildungseinrichtungen vernachl�ssigt. Die Personalberatung Manpower sch�tzt, dass nur 3 Prozent aller Erwerbst�tigen eine berufliche Ausbildung haben. Trotz einer Milliardenbev�lkerung herrscht akuter Fachkr�ftemangel.
Nach Angaben der Confederation of Indian Industries (CII) kommen derzeit nur etwa eine Million der insgesamt 13 Millionen Menschen, die jedes Jahr auf den indischen Arbeitsmarkt dr�ngen, in den Genuss beruflicher Qualifizierungsma�nahmen. Weitere 2 Millionen Inder werden an den Universit�ten und Colleges des Landes in akademischen Berufen ausgebildet. Angesichts eines j�hrlichen Bedarfs von rund 15 Millionen Fachkr�ften - insbesondere im Dienstleistungssektor, der verarbeitenden Industrie und der Baubranche - noch viel zu wenige. Nur 5 Prozent der 20- bis 24-j�hrigen Erwerbst�tigen haben laut CII eine Berufsausbildung erhalten.
Die indische Regierung versucht nun gegenzusteuern und hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis zum Jahr 2022 sollen insgesamt 500 Millionen Inder durch berufliche Qualifizierungsma�nahmen fit f�r den heimischen, aber auch internationalen Arbeitsmarkt gemacht werden. Die Industriel�nder d�rften langfristig die Nachfrage nach Fachkr�ften - insbesondere im Dienstleistungssektor - nicht mehr mit einheimischem Personal decken k�nnen. Prognosen zufolge werden 2020 weltweit rund 50 Millionen Arbeitskr�fte fehlen, und Indien hofft, diese L�cke durch den Export von qualifiziertem Personal schlie�en zu k�nnen.
Die Finanzierung des milliardenschweren Mammutprojektes soll mit Unterst�tzung der indischen Wirtschaft gestemmt werden, so die Pl�ne der Regierung. Im Mittelpunkt steht die Modernisierung und Erweiterung der rund 7.000 "Industrial Training Institutes" (ITI) und "Industrial Training Centres" (ITC), dem indischen �quivalent zu den Berufsschulen. Hier sollen eigentlich die Fachkr�fte f�r Wachstumsbrachen wie die Kfz- und Zulieferindustrie, der Metallverarbeitung, dem Bausektor oder der Chemieindustrie ausgebildet werden. Doch die Einrichtungen sind v�llig veraltet, und die Ausbildungspl�ne gehen nach Einsch�tzung von Experten an den Bed�rfnissen der Wirtschaft vorbei.
Kein Wunder, denn bislang ist die berufliche Bildung in Indien Sache des Staates und nicht der Unternehmen. F�r die meisten Firmen wird die Aus- und Fortbildung der Mitarbeiter als Kostenfaktor angesehen und nicht als Investition. Entsprechend zur�ckhaltend waren die Betriebe bislang bei einer st�rkeren Beteiligung an den ITI und anderen Qualifizierungseinrichtungen. Doch die indische Regierung m�chte die Wirtschaft st�rker in die Verantwortung nehmen - denn schlie�lich kommen die Fachkr�fte auch den Unternehmen zugute.
Beispielsweise sollen in den kommenden Jahren 500 neue ITI in Form von Public Private Partnership (PPP) gemeinsam mit der indischen Wirtschaft eingerichtet werden. Allein hierf�r wird die Regierung in den n�chsten Jahren rund 14 Milliarden indische Rupien bereitstellen. Zudem sollen die bestehenden ITI und ITC in den kommenden Jahren sukzessive modernisiert werden. Laut Ministry of Human Resource Development wurden bislang 1.900 Einrichtungen f�r rund 60 Milliarden Rupien aufger�stet.
Durch die engere Kooperation mit Vertretern aus der Industrie soll sich der Standard der beruflichen Bildung erh�hen und die Auszubildenden besser auf die Aufgaben in den Unternehmen vorbereitet werden, so die Hoffnung seitens der Regierung. Aufgrund fehlender Strukturen fangen die Bildungseinrichtungen praktisch bei Null an. Zun�chst m�ssen die Bed�rfnisse der Wirtschaft identifiziert werden, dann entsprechende Lehrpl�ne erarbeitet und anschlie�end die Ausbilder geschult werden. Am Ende dieses Prozesses sollen indienweit einheitliche Standards bei der beruflichen Ausbildung stehen. Zudem soll - wie in Deutschland und anderen Staaten auch - der Gro�teil der Kosten von der Wirtschaft und nicht vom Steuerzahler getragen werden.
Dabei ist das s�dasiatische Land auch auf ausl�ndische Know-how angewiesen. Deutschland steht �ber die iMOVE-Initiative des Bundesbildungsministerium (BMBF) mit Regierungsvertretern und Wirtschaftsverb�nden Indiens in engem Kontakt. Aber auch andere L�nder wie die Schweiz, Gro�britannien und Kanada sind auf dem Subkontinent aktiv und m�chten ihre Dienstleistungen rund um die berufliche Ausbildung "exportieren".
Die Beteiligungschancen sind dabei vielf�ltig: Angefangen bei der Ausstattung von ITI und ITC mit Lehrmaterialien und -maschinen, die das Erlernen eines Handwerksberufes erst m�glich machen, �ber die Entwicklung von Lehr- und Ausbildungspl�nen bis hin zum "Train the Trainer". Auch f�r deutsche Unternehmen aus dem Aus- und Weiterbildungssektor d�rfte Indien daher in den kommenden Jahren interessante Gesch�ftschancen er�ffnen.