Die European Chamber of Commerce Taipei (ECCT) hat in ihren Positionspapieren die dr�ngendsten Probleme im Gesch�ftsumfeld in Taiwan aufgezeigt. Neben ganz konkreten Hindernissen in einzelnen Branchen waren f�r die Vertretung europ�ischer Unternehmen in Taiwan die beherrschenden Themen die Reaktion auf die Wirtschaftskrise und eine Neupositionierung Taiwans in der Weltwirtschaft. Taiwans Regierung ist den j�hrlich erstellten Vorschl�gen gegen�ber offen und zeigt Reformanstrengungen.
Der Inselstaat Taiwan muss sich r�sten f�r die gegenw�rtigen Herausforderungen der Finanzkrise und eine zuk�nftige �nderungen der wirtschaftlichen Ordnung in Asien, so das Res�mee des ECCT-Vorsitzenden Philippe Pellegrin bei der Pr�sentation der Positionspapiere am 30. Oktober 2009. In dem aktuellen Wei�buch "Bouncing back - finding a place in the new economic world order: EU-Taiwan - a spirit of cooperation" ruft die europ�ische Handelskammer unter anderem zu einem Freihandelsabkommen mit der EU auf.
Die ECCT b�ndelt die Interessen ihrer rund 700 Mitgliedsunternehmen in 28 Fachkomitees zu Themen von Automotive bis zu WTO. Diese Gruppen haben in den Positionspapieren 2009-2010 die jeweils dr�ngendsten Hemmnisse in Taiwan aufgef�hrt und mit konkreten Handlungsempfehlungen an die taiwanische Seite versehen. Das erste Exemplar des Wei�buches wurde deshalb auch an den Minister des Council for Economic Planning and Development (CEPD) Tsai Hsung-hsiung �berreicht. Der CEPD ist die zentrale wirtschaftliche Planungsbeh�rde unter dem Exekutiv Yuan.
Sowohl von der ECCP als auch von der taiwanischen Regierung wird der Abschluss eines Handelsabkommens, ein sogenanntes "Economic Cooperation and Framework Agreement" (ECFA), mit der Volksrepublik China als ein entscheidendes Projekt betrachtet. Im Hinblick auf das Freihandelsabkommen der ASEAN mit China wird dies immer wichtiger, da Taiwan als Nichtmitglied davon ausgenommen bleiben wird. Zu bef�rchten ist ein Einbruch der regionalen Ausfuhren. Ein ECFA w�rde dagegen die taiwanische Exportindustrien st�rken und neue Gesch�ftschancen schaffen. China ist nach Angaben der Central News Agency inzwischen Zielort f�r rund 40 Prozent der taiwanischen Ausfuhren.
Auch europ�ische Unternehmen nutzen Taiwan als Sprungbrett f�r den asiatischen und insbesondere den chinesischen Markt. F�r sie sind die zahlreichen Verbesserungen in den Beziehungen �ber die Taiwanstra�e seit dem Regierungswechsel 2008 besonders positiv. So �berqueren pro Woche inzwischen 270 direkte Flugverbindungen die Meerenge. Durch die engeren Handelsverbindungen d�rfte Taiwan f�r ausl�ndische Investitionen attraktiver werden. Es bestehen aber noch Verbesserungsm�glichkeiten, zum Beispiel bei der Visavergabe an chinesische Gesch�ftsleute. Das von Taiwan als Zukunftsbranche identifizierte Gesch�ft mit Messen und Meetings leidet bislang unter entsprechenden Einschr�nkungen.
Um den Handel mit der EU zu verbessern, r�t die ECCP zu einer Vereinbarung von Trade Enhancement Measures (TEM). Diese Handelserleichterungen w�rden dem bilateralen Handel zugutekommen, da bestehende Z�lle und Barrieren, vor allem im Dienstleistungssektor, verringert oder abgebaut w�rden. Pellegrin verspricht sich von einem TEM-Abschluss eine Erh�hung der jeweiligen Wirtschaftsleistung. Das Beratungsunternehmen Copenhagen Economics geht in einer Studie von Mitte 2008 von einem j�hrlichen Zuwachs des taiwanischen Bruttoinlandsprodukts von 2,1 Prozent aus, was 3,8 Milliarden Euro entspr�che. Die EU k�nnte immerhin mit 2 Milliarden Euro oder 0,02 Prozent zus�tzlich rechnen.
Auch d�rften die europ�ischen Investitionen in Taiwan zunehmen. Die EU ist einer der gr��ten ausl�ndischen Investoren in Taiwan mit 17,8 Milliarden Euro gegen�ber circa 14 Milliarden Euro aus den USA. Die taiwanischen Investitionen in der EU bleiben dagegen auf einem niedrigeren Level von 1,7 Milliarden Euro.
Ein weiteres Anliegen der ECCP ist die weitere F�rderung der Umwelttechnik, wo gerade auch deutsche Anbieter von Technologie und Know-how punkten k�nnen. Die Unterst�tzung f�r Erneuerbare Energien soll durch Ma�nahmen wie feste Einspeisetarife f�r Photovoltaik weiter ausgebaut werden, und Niedrigenergiestandards f�r Geb�ude k�nnten weiter verbessert werden. Taiwan hat bereits 1999 einen eigenen Standard EEWH (ecology, energy saving, waste reduction, health) eingef�hrt. Als h�chstes gr�nes Geb�ude soll das "Taipei 101" bis 2012 nach dem international anerkannten LEED-Standard zertifiziert werden, Siemens Building Technologies und Osram unterst�tzen das Projekt.
Die ECCP sieht auch gro�e Verbesserungsm�glichkeiten durch die Anwendung internationaler Standards der Produktzertifizierung, da Importwaren durch Taiwan-spezifische Richtlinien f�r die Verbraucher unn�tig verteuert w�rden. Zuletzt k�nnte die Wettbewerbsf�higkeit des Standorts durch eine Reform des Steuersystems gesteigert werden. Der CEPD-Vorsitzende Tsai wies in diesem Zusammenhang auf die Senkung der K�rperschaftssteuer von 25 auf 20 prozent hin (wirksam ab 1.1.2023).
Sowohl die ECCP als auch Tsai hoben den Beitritt zum WTO-Abkommen �ber �ffentliche Beschaffung GPA (Government Procurement Agreement) im Juli 2009 hervor. Dass solche Reformen trotz der Finanzkrise umgesetzt werden konnten, bescherte Taiwan Rang 12 im Global Competitiveness Index des World Economic Forum, um f�nf Pl�tze besser als im Vorjahresranking. In der Bewertung wird besonders die Innovationskraft als St�rke hervorgehoben, die Steuerbelastung bleibt allerdings weiter verbesserungsw�rdig.
In einer Bewertung der bisherigen Anstrengungen Taiwans konstatierte die ECCP, dass 11 der Themen die in der 08/09er-Ausgabe vorgebracht wurden, inzwischen als gel�st betrachtet werden k�nnen. Bei 31 Punkten k�nnen Verbesserungen beobachtet werden, allerdings waren bei 98 Themen weiterhin keine sp�rbaren Fortschritte zu verzeichnen. Diese fanden daher zusammen mit den 35 neuen Punkten erneut Aufnahme in den aktuellen Positionspapieren.
Die Positionspapiere k�nnen als PDF-Datei unter www.ecct.com.tw abgerufen werden.
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