Asien Kurier  12/2009 vom 1. Dezember 2009
Vietnam

Spreu und Weizen im Raffineriebau

Drei Projekte mit "echtem" Potential. Petrochemie-Gro�labor geplant

Von Dr. Stefanie Schmitt, Germany Trade & Invest in Vietnam

Im Februar 2009 feierte Vietnam die Inbetriebnahme der ersten Raffinerie des Landes in Dung Quat. Zwar verz�gern technische Probleme die Projekt�bergabe, doch sollte dies Anfang 2010 geschafft sein. Eine weitere Raffinerie befindet sich im Bau, eine dritte steht kurz vor der Unterzeichnung. Dagegen ist die Finanzierung und damit die Zukunft einiger anderer geplanter Vorhaben eher zweifelhaft. Dringend werden deshalb ausl�ndische Geldgeber gesucht.

Der Aufbau eigener Raffineriekapazit�ten geh�rt zu den Schl�sselzielen der vietnamesischen Regierung. Die Realisierung erfolgt allerdings schleppender als erhofft. So exportierte das Land von Januar bis September 2009 Roh�l im Wert von knapp 4,8 Milliarden US$, war im selben Zeitraum aber auf Importe von Benzin mit einem Volumen von rund 4,5 Milliarden US$ angewiesen.

Zwar wurde die erste Raffinerie des Landes in Dung Quat, Zentralprovinz Quang Ngai, im Februar 2009 nach jahrelangen Verz�gerungen angefahren. Jedoch konnte weder die f�r den 25. August angesetzte volle Kapazit�tsauslastung noch die f�r den 25. Oktober 2009 geplante �bergabe vom bauausf�hrenden Konsortium aus Technip-Coflexip (Frankreich), JGC Corp (Japan) und Technicas Reunidas (Spanien) an die Vietnam National Oil and Gas Group (PetroVietnam) eingehalten werden. Technische Schwierigkeiten hatten diesen Zeitplan zunichte gemacht. Zuletzt musste der Betrieb im September aufgrund eines fehlerhaften Ventils unterbrochen werden. Um sich ein Bild von der Lage zu machen, besuchte Vietnams Premierminister Dung pers�nlich das stillgelegte Werk.

Mittlerweile scheinen die Probleme behoben zu sein. Im Oktober wurde im Testbetrieb die 100- prozentige Kapazit�tsauslastung erreicht; die �bergabe soll nun Ende 2009, sp�testens Anfang 2010 stattfinden. Au�erdem erteilten die Beh�rden PetroVietnam die Genehmigung, die Kapazit�ten von derzeit 6,5 auf 10 Millionen Tonnen pro Jahr zu erweitern. PetroVietnam sucht deshalb Investoren, die mit einem Anteil von 49 Prozent in das urspr�nglich auf 2,5 Milliarden US$ kalkulierte und derzeitig 3,1 Milliarden US$ teure Projekt (1. Phase) einsteigen. Unter anderem wurden Gespr�che mit Saudi Aramco (Saudi-Arabien), Shell (Niederlande) und Petronas (Malaysia) gef�hrt.

Als n�chstes d�rfte der seit 2008 in Bau befindliche Nghi Son Petrol-Cemical Complex im zentralvietnamesischen Thanh Hoa fertig gestellt werden. Die auf 6,2 Milliarden US$ veranschlagten Kosten f�r das Vorhaben werden zu 25,1 Prozent von PetroVietnam, zu 35,1 Prozent von der japanischen Idemitsu Kosan Co., zu 35,1 Prozent von Kuwait Petroleum International (KPI) sowie zu 4,7 Prozent von Mitsui Chemical getragen. Der erste Bauabschnitt mit einer Verarbeitungskapazit�t von 10 Millionen Tonnen soll 2013 oder 2014 abgeschlossen sein.

�ber das bereits genehmigte Projekt in Long Son in der S�dprovinz Ba Ria-Vung Tau mit einer Raffineriekapazit�t von 10 Millionen Jahrestonnen verhandelt PetroVietnam derzeit mit mehreren ausl�ndischen Partnern aus dem Mittleren Osten, Malaysia und S�dkorea. Nach Unternehmensangaben sollte das "Joint Venture-Agreement" Ende 2009 unter Dach und Fach sein. Bis zur geplanten Fertigstellung 2014 werden Investitionsmittel in H�he von 8 Milliarden US$ ben�tigt. Allerdings scheint auch dieses Projekt gen�gend Potential in sich zu bergen, um realisiert zu werden. Bei weiteren Vorhaben ist indessen fraglich, ob die Betreiber die erforderlichen Finanzmittel akquirieren k�nnen.

Gr�nes Licht erhielt j�ngst die taiwanische Formosa Heavy Industries Group f�r ihr 12,5 Milliarden US$ teures Raffinerie-Projekt in Vung An. Dort sollen j�hrlich 14 Millionen Tonnen �l verarbeitet werden k�nnen. Es wird sich neben dem Stahlkomplex befinden, den die Taiwanesen dort f�r 6,7 Milliarden US$ (andere Quellen: 7,9 Mrd. US$) aufbauen wollen. Die Lizenz war gekoppelt an die Investitionszusage des Formosa-Konzerns f�r den lokalen Tiefwasserhafen, sodass dieser auch mit 200.000 bis 400.000 DWT gro�en Frachtern angelaufen werden kann. Zwar ist Formosa auch ohne dieses Mamutvorhaben mit Abstand der gr��te Auslandsinvestor in Vietnam, dennoch sind �ber 20 Milliarden US$ eine Summe, die auch das taiwanische Unternehmen nicht ohne weiteres stemmen kann.

Anfang 2009 erhielt der Tankstellenbetreiber Vietnam National Petroleum Corporation (Petrolimex) die Genehmigung zum Bau eines Raffineriekomplexes in der Provinz Khanh Hoa. Die Nam Van Phung Refinery soll eine j�hrliche Verarbeitungskapazit�t von 10 Millionen Tonnen aufweisen und 2013 fertiggestellt sein. Voraussetzung ist, dass Petrolimex f�r das auf 4,4 bis 4,8 Millionen US$ kalkulierte Vorhaben einen finanzstarken ausl�ndischen Partner findet. Der staatliche Anteil soll maximal 30 Prozent betragen. Bisher sind keine Projektfortschritte bekannt.

Nach wie vor nur auf dem Papier existiert die schon vor Jahren genehmigte 1,7 Milliarden US$ teure Vung Ro-Raffinerie. Initiatoren waren Technostar aus Gro�britannien und die russische Telloil. Offiziell hei�t es, "Land-Clearance"-Probleme seien schuld an dem Aufschub. F�r das bislang wenig entwickelte Phu Yen geh�rt Vung Ro zusammen mit einem aus Brunei finanzierten Luxus-Tourismusprojekt zu den aussichtsreichsten Vorhaben. Die Provinz hatte bereits mit dem R�ckzug von SP Chemicals (Singapur) im April 2009 aus dem in unmittelbarer Nachbarschaft geplanten Naphta-Cracker (Investitionsvolumen: 11 Mrd. US$) einen schweren R�ckschlag einstecken m�ssen.

Ebenfalls keine Zukunft einger�umt wird dem Raffinerie-Projekt in Can Tho. Offenbar sind dem amerikanischen Investor Semtech Ltd. die Mittel f�r das 538 Millionen US$ schwere Vorhaben ausgegangen. Der vietnamesische Partner Vien Dong Investment and Trade Corp. sucht nun nach alternativen Geldgebern. Tats�chlich wurde die Lizenz f�r die Anlage mit einer Kapazit�t von 6,5 Millionen Jahrestonnen bereits vor einem Jahr erteilt, doch seitdem ist nichts geschehen. Gleiches gilt f�r kleinere Projekte in Binh Dinh und Haiphong.

PetroVietnam bleibt somit der einzige ernsthafte Investor f�r Raffinerie-Projekte. Der staatliche Erd�lf�rderer plant gegenw�rtig den Neubau eines Gro�labors unter dem ihm nachgeordneten Vietnam Petroleum Institute (VPI) in Ho Chi Minh City. Allein f�r K�ufe von Labor- und Analysetechnik sind Gelder in H�he von 20 Millionen US$ vorgesehen. Die Gesamtinvestition betr�gt 40 bis 50 Millionen US$. Gegenw�rtig erarbeitet das Institute of France Petroleum (IFP) einen Laborplan einschlie�lich einer Liste der anzuschaffenden Ger�te. Diese werden zu Beginn 2010 �ber eine �ffentliches Ausschreibungsverfahren beschafft.

Grunds�tzlich kauft VPI jedes Jahr �ber Ausschreibungen Laborger�te und -ausr�stungen ein. Allerdings beteiligen sich deutsche Firmen immer weniger an den Verfahren, so ein VPI-Vertreter. In der Vergangenheit habe man mehr Ger�te "Made in Germany" gekauft. Gebraucht werden Ger�te zur Gesteins-, Gas-, �l- und Wasseranalyse, zur Prozessanalyse, Ger�te f�r Korrosionsuntersuchungen sowie f�r Pressure-, Volume-, Temperture- (PVT-) Analysen. Dar�ber hinaus sollen Umwelttests gemacht werden.

Adressen

Vietnam Petroleum Institute (VPI)
Ansprechpartner: Mr. Nguyen Anh DUC, Deputy General Director (spricht Englisch)
Block G1, Thanh Da Hotel, Binh Thanh District
Ho Chi Minh City
Tel.: 84 8 3556 0245
Fax: 84 8 3556 6132v Email: [email protected]
Web: www.vpi.pvn.vn